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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Nicolas Hofer <nicolas.hofer AT gmx.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld
- Date: Tue, 11 Mar 2014 19:02:02 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Ein herzliches Hallo in die Runde!
@Peter
Bitte verzeihe mir die doppelte Sendung, vorhin hatte ich nur an Dich statt an die ganze Liste geantwortet.
Am 11.03.2014 um 17:24 schrieb Peter Baum:
Für die entscheidende Eigenschaft von Geld halte ich seine Umlauffähigkeit,
also das mit ihm verbundene Recht, von jedem im gleichen Währungsraum
als Zahlungsmittel akzeptiert werden zu müssen.
Die Umlauffähigkeit halte ich auch für entscheidend, oder anders gesagt: die allgemeine Akzeptanz als Zahlungsmittel.
Noch anders formuliert: Das freiwillige Auszeichnen von Waren und Dienstleistungen mit Preisen, die auf das Zahlungsmittel lauten. Genau dies ist das Signal, welches freiwillig kommen muss, dass das Zahlungsmittel akzeptiert wird.
Es ist also nicht so, dass das Zahlungsmittel akzeptiert werden muss. Es muss lediglich für bereits bestehende Geldschulden zur Erfüllung akzeptiert werden. Das Eingehen (Schuldner) oder Einräumen (Gläubiger) in dem jeweiligen Rechengeld (money of account) erfolgt jedoch freiwillig.
Gesetzliches Zahlungsmittel heißt gerade NICHT, dass Preise im gesetzlichen Zahlungsmittel ausgezeichnet werden müssen.
Dass die Privaten ihre Waren und Dienstleistungen in einem Rechengeld auszeichnen, das diejenigen Verbindlichkeiten erfüllen kann, die sie eingegangen sind, darf nicht überraschen.
Dass es mit dieser Erkenntnis auch kein "schuldenfreies" Geld geben kann, das auch von Privaten (freiwillig) genutzt wird, überrascht dann ebenso wenig.
Früher war beim Geld (Goldmünzen) der Materialwert Gold die
entscheidende Eigenschaft, damit das Geld als Zahlungsmittel
(eigentlich als Tauschmittel) akzeptiert wurde.
Ich würde so formulieren: Gold war (und ist) das Zahlungsmittel der Kreditlosen.
Beziehungsweise es ist das Zahlungsmittel, das genutzt wird, wenn die Infrastruktur für Kreditbeziehungen nicht ausreicht/ nicht vorhanden ist.
In diesem Kontext interpretiere ich die heute international verbreitete Zahlung in Dollars (statt Gold) als ein Zeichen dafür, dass heute eine Infrastruktur existiert, die internationale Kreditbeziehungen zumindest partiell möglich macht. Wenn auf Gold als Zahlungsmittel oder Tauschmittel zurück gegriffen wird, dann dürfte ein essentieller Baustein für Kreditbeziehungen fehlen (nämlich Vertrauen bzw. eben genau Kredit). Welche Infrastrukturvoraussetzungen oder sonstige Voraussetzungen für Vertrauen (Kredit) genau vorhanden sein müssen, müsste genau herausgearbeitet werden.
Heute ist der Materialwert fast Null, Bytes und Bits in der Buchungsdatei
haben überhapt keinen Materialwert - aber sie dokumentieren ein Recht.
Reicht die Infrastruktur aus, ist nur das Recht entscheidend und das enthält kein einziges Atom, ist gänzlich ohne Masse.
Insofern ist Arnes Idee, Geld als "Anspruch" zu definieren, nachvollziehbar.
Ja, das schon.
Allerdings wiederholt er in seinem Rekursionsanker lediglich die
rekursive Aussage "Geld ist Anspruch auf Geld":
"Der Rekursionsanker definiert Geld als ein Anspruch auf Geld gegenüber
der Zentralbank (ZB)."
Damit fehlt aber ein echter Rekursionsanfang. Ein solcher wäre:
"Zentralbankgeld ist Geld."
Stimmt.
Arne meint aber, auch Zentralbankgeld ist nur ein "Anspruch auf Geld":
Geld auf einem Zentralbankkonto wäre ein verbuchter Anspruch auf Geld
und Banknoten wären ein verbriefter Anspruch auf Geld.
Er begründet diese Auffassung so:
"In Art. 3, Abs. 2 des Beschlusses der EZB vom 13.12.2010 über die
Ausgabe von Euro-Banknoten wird die Rechtsgrundlage gelegt welche
Ansprüche mit der Ausgabe von Euro-Banknoten verbunden sind:
""Die NZBen akzeptieren sämtliche Euro-Banknoten auf Ersuchen des Inhabers
zum Austausch in Euro-Banknoten des gleichen Wertes bzw. im Falle eines
Kontoinhabers zur Gutschrift auf ein bei der Empfänger-NZB geführtes Konto
an.""
und weiter:
"Dass Euro-Banknoten Ansprüche auf Geld darstellen, ergibt sich direkt aus
Art. 3, Abs. 3 des Beschlusses der EZB vom 13.12.2010:
""Die NZBen behandeln sämtliche, von ihnen angenommene Euro-Banknoten
als Verbindlichkeiten und bearbeiten diese in gleicher Weise.""
Quelle: http://www.ecb.europa.eu/ecb/legal/pdf/l_03520110209de00260030.pdf
Was meint aber die EZB in Artikel 3 Abs. 2 mit "Verbindlichkeit"?
Sie legt damit fest, dass jede NZB der Eurozone sämtliche Euro-Banknoten,
also auch die anderer Länder, verbindlich entgegennehmen und in gleicher
Weise verbuchen muss, z. B. auf einem Zentralbankkonto als Gutschrift,
die in der Zentralbankbilanz auf der Passivseite als Verbindlichkeit
gegenüber dem Kontoinhaber verbucht wird.
Richtig. Es geht darum, dass die Passiva der einzelnen NZBen als gleich festgelegt werden.
Damit wird aber für Banknoteninhaber, wo auch immer in der Welt sie sich
befinden, kein Schuldverhältnis im Sinne BGB §241 ff. also auch kein
"Anspruch auf Geld gegenüber der Zentralbank" begründet!
Sondern die Banknote ist als gesetzliches Zahlungsmittel
Trägerin des Rechtes, überall im Euroraum als Gegenleistung für eine
Leistung akzeptiert zu werden.
Sie wird von den Privaten freiwillig akzeptiert, weil die Auszeichnung der Preise freiwillig in Euro erfolgt ist.
Es gibt kein Recht darauf mit einem Euroschein in der Hand bei irgendeinem Privaten irgendetwas fordern zu können. Es sei denn der Private hat für irgendetwas Preise in Euro ausgezeichnet.
Warum zeichnen die Privaten freiwillig in Euro aus?
Weil die Privaten Schulden bei den Banken haben, die sie nur mit ausreichend kurzen Bank-Verbindlichkeiten (i.e. "Giralgeld") ablösen können. Die Banken selbst haben Schulden bei den NZBen, die sie durch deren Noten erfüllen können.
Damit i_s_t sie Geld!
Ja, die Euro-Note i_s_t Geld aus Sicht der Banken und aus Sicht der Privaten.
Giralgeld i_s_t auch Geld aus Sicht der Privaten, denn sie können damit ihre Verbindlichkeiten erfüllen.
Giralgeld ist aber KEIN Geld aus Sicht der Banken selbst (da ist es bloß Kredit).
Es ist ein hierarchisches System an dessen (nationaler) Spitze die ZB steht, darunter die Banken, darunter die Privaten.
Aus internationaler Sicht können auch Euro-Noten bloß Kredit sein (und eben KEIN Geld), wie in der Bankenkrise 2008 zu sehen war. Genau weil das so ist (bzw. war) hat man zentralbankübergreifend unbegrenzte Swap-Linien eingeführt um so den nach Dollar dürstenden europäischen (Schatten- und Geschäfts-)Banken Dollars zur Verfügung stellen zu können...
Durch die Möglichkeit der EZB nun auch Dollars zur Verfügung stellen zu können (per Swap) wird die Euro-Note auch wieder international zu Geld, weil die EZB damit auch einer Dollar-benötigenden GB für die Einlieferung von Euro-Noten Dollars verschaffen kann.
Peter
Schöne Grüße in die Runde
Nicolas
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- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Peter Baum, 11.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Axel Grimm, 11.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Peter Baum, 12.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Axel Grimm, 12.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Exile (O.Herzig), 12.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Axel Grimm, 13.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Nicolas Hofer, 13.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Arne Pfeilsticker, 13.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Axel Grimm, 13.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Axel Grimm, 13.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Exile (O.Herzig), 12.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Axel Grimm, 12.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Peter Baum, 12.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Axel Grimm, 11.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Peter Baum, 11.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Nicolas Hofer, 11.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Rudi, 11.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Nicolas Hofer, 11.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Rudi, 11.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Arne Pfeilsticker, 12.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Thomas Weiß, 14.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist ein Anspruch auf Geld, Thomas Weiß, 14.03.2014
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