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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Ursache des Geldproblems - 319

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ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Ursache des Geldproblems - 319


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: Amos comenius <comenius2000 AT gmail.com>
  • Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Ursache des Geldproblems - 319
  • Date: Sun, 19 Jan 2014 13:18:38 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>


Am 19.01.2014 um 08:49 schrieb Amos comenius:

> Am 18.01.2014 21:58, schrieb Patrik Pekrul:
>> Am 18.01.2014 um 20:28 schrieb Amos comenius <comenius2000 AT gmail.com>:
>>
>>>> Du sagst: Es geht nicht darum, wer zuerst das Geld bekommt, sondern
>>>> darum, wem das Haus gehört. Da hast du recht, AM ENDE geht es darum. WIE
>>>> derjenige aber zu dem Haus gekommen ist, weigerst du dich offenkundig
>>>> verstehen zu wollen (dass du es kannst, davon gehe ich aus).
>>> Natürlich verstehe ich das. Aber ich verstehe nicht, wie Vollgeld, ULG,
>>> PiPaPo daran etwas ändern sollen.
>> Ich habe mich weder für das eine, noch für das andere ausgesprochen.
> OK, dann habe ich wohl da was in meinem Kopf zusammengemixt, was nicht
> zusammen gehört. Um so unklarer bleibt mir, wie du es anpacken willst.
> Aber da du das offenbar auch noch nicht weißt, ist das akzeptabel.

Einen Vorschlag hatte ich ja gemacht:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Freikarten

Wobei dies eher (in der kurzen Frist) ein Gedankenmodell ist (und kein
fertiges Konzept), um sich zu vergegenwärtigen, was Aufgabe eines Geldsystems
im Kern ist, und ob die heutigen Konzepte "Währung", "Deckung",
"Sicherheiten", "Schuld" notwendiger Bestandteil sein muss - meiner Ansicht
nach: Nein.

Es ist halt nur so, dass es schon immer so war, und folglich auch immer so
sein muss. Wahrscheinlich haben vor der französischen Revolution auch die
meisten so gedacht: Den Adel gab es schon immer, isso, wie sollte es auch
anders sein - man stelle sich vor "Hinz und Kunz" dürften regieren, verrückt!

Ebenso "verrückt" mag einem erscheinen, dass nicht eine Geldelite korrupter
egomaner Banker über die Geld-/Kreditversorgung des Volkes befinden, sondern
es hier einen anderen Ansatz gibt, an dem jeder gleichbegrechtigt mitwirken
kann. Die Platitüde, dass sich dann alle bis zum Anschlag gegenseitig Geld
zuschustern würden, halte ich für ebenso unrealistisch, wie die Vorstellung,
dass Demokratie zwangsläufig in "spätrömischer Dekadenz" enden muss, weil das
Volk stets einen Zuchtmeister braucht.

Beim Geldsystem scheint aber genau das offensichtlich die Grundannahme zu
sein, weshalb nach allgemeiner Anschauung z.B. die Zentralbank auf gar keinen
Fall durch eine demokratische Institution geleitet werden darf, sondern
"unabhängig" - Neusprech für "undemokratisch" - sein muss.

Ich denke, dass im Geldsystem zentrale Weichenstellungen vorgenommen werden,
und diese umso mehr der allgemeinen Wohlfahrt zuträglich sein würden, je
demokratischer dieser Weichenstelliungsprozess vorgenommen wird. Die üblichen
Einwendungen halte ich für ebenso absurd wie die anfänglichen Vorbehalte und
Vorurteile bei der Durchsetzung der Demokratie. Das ist doch alles Propaganda
des "Ancien Regime" - drauf gesch....

Deshalb ist es so wichtig, streng logisch vorzugehen - und wenn man dann
feststellt, dass die üblichen Erklärungen im Widerspruch zur reinen Logik
stehen, dann muss man sich fragen, woran das liegt. An der Logik wird es wohl
nicht liegen ;-)

>>> Aber welche. Der letzte Versuch ein anderes System zu bauen, das alle
>>> Verteilungsprobleme auf einen Schlag lösen sollte, war ein Schlag ins
>>> Wasser und dein Versuch scheint mir einiges naiver zu sein.
>> Der letzte Versuch war marxistisch und legte den Fokus einzig auf das
>> Produktivvermögen. Vielleicht war das der Fehler, schon mal darüber
>> nachgedacht? ;-)
> Ich sehe den Fehler zwar deutlich woanders, aber das ist natürlich ein
> akzeptabler Denkimpuls.

OK, das ist ja schon mal etwas; das es damals auch ein eklatantes
Demokratie-Defizit gab, und dieses auch zum Versagen maßgeblich beigetragen
hat, ist glaube ich auch offensichtlich.

>> Außerdem geht es mir nicht darum, "alle Verteilungsprobleme auf einen
>> Schlag" zu lösen, sondern um eine Analyse der bestehenden
>> Dysfunktionalitäten und ihrer schrittweisen Beseitigung. Was am Ende steht
>> und wie lange das dauert, sei mal dahingestellt.
>>
>> Es geht aber darum, ein in sich stabiles, nachhaltiges System zu entwerfen
>> und nicht eines, das letztlich auf verschiedenen Ebenen einen
>> Boom-Bust-Zyklus erzwingt, und einer Vermögenselite systematisch in die
>> Hände spielt. Was soll das?
> Völlige Übereinstimmung im Ziel.

Gut, jetzt müssen wir nur noch übereinstimmen, dass der Boom-Bust-Zyklus
inhärenter Teil unseres Geldsystems ist. Dann wird auch deutlich, warum man
systematisch etwas ändern muss, wenn man ihn vermeiden will. Genau so wie
Wasser immer Bergab fließt - das liegt in der Natur der Sache - führt unser
Geldsystem zu besagtem Zyklus. Wer glaubt, dass dieses innerhalb des
bestehenden Systems daran etwas ändern kann, kann auch fordern, dass Wasser
bergauf fliessen soll. Es gibt da zwar technische Lösungen, um das lokal und
zeitlich begrenzt zu erreichen, aber es erfordert einen enormen Aufwand und
permanente Wartung und Aufsicht. Intelligenter ist es, auf ein System
umzustellen, das sich von selbst so verhält wie man es braucht.

Wenn man also will, das Fluide steigen, muss man von Flüssigkeiten auf
(leichte) Gase umstellen, will man dass das Geldsystem nicht zu
Vermögenskonzentration, sondern -diffusion beträgt, muss es entsprechend
gestaltet werden; das man dabei auf Widerstände bei denen stößt, die von der
bestehenden Ordnung profitieren ist klar - das war bei der Durchsetzung der
Demokratie (oder was man heute so Demokratie nennt) nicht anders.

>>
>>> Bei der exorbitanten Komplexität eines Wirtschafts- und Geldsystems kann
>>> man die Wirkungen der Installation eines neuen Systems kaum berechnen.
>>> (Man kann ja nicht einmal das bestehende System berechnen.) Wenn man
>>> also nicht Zusammenbruch, Chaos und Diktatur riskieren will, bleibt nur
>>> der Umbau in relativ kleinen Schritten.
>> Und genau den befürworte ich.
>>
>> Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt - aber man sollte schon eine
>> Vorstellung haben, wohin die Reise gehen soll. Ich sehe es als Aufgabe
>> dieser AG einen Kompass hierfür zu entwickeln.
>>
>> Und selbst wenn uns viele für bekloppt halten sollten, wie es einst
>> Columbus erging als er behautete, dass man Indien auf erreichen könne,
>> wenn man westwärts segelt, ist das noch lange kein Grund, sich von strikt
>> logischen Schlussfolgerungen vom Weg zur Erkenntnis ablenken zu lassen -
>> und seien sie noch so überraschend, deshalb müssen sie nicht falsch sein.
>>
>> Und das muss auch nicht in "Zusammenbruch, Chaos und Diktatur" enden, denn
>> es gibt keinen sachlichen zwingenden Grund, warum es das sollte. Im
>> Gegenteil: vielleicht findet sich auf dem "Weg nach Westen" sogar etwas
>> unerwartet großes - wie ein neuer Kontinent.
> Nun, ein bisschen Logik, kann auf dem Weg zu Erkenntnis schon hilfreich
> sein. Auch Columbus hatte ziemlich logische Gründe für seinen Kurs, die
> lediglich den Glaubenssätzen seiner Zeit widersprachen.

Was nicht unbedingt bedeutet, dass er überall gehört wurde - die Menschen
haben die wunderbare Fähigkeit zur kognitiven Dissonanz. Beim Geldsystem ist
es ebenso.

> Und ich sehe nach wie vor keinerlei Plausibilität und schon gar keine
> Logik, in dem Versuch, die Verteilungsprobleme im Geldsystem zu lösen. Zur
> Vermeidung der Boom-Bust-Zyklen spricht sicher Einiges für eine
> Beschäftigung mit
> dem Geldsystem. Es lassen sich eben nicht alle Probleme mit demselben
> Werkzeug lösen.

Du denkst also, dass man das Wasser bergauf fliessen lassen kann, wenn man
ein bisschen oder Deichordnung arbeitet? ;-)

>> Etwas "piratiges" sollte das bisherige System grundsätzlich in Frage
>> stellen. "Wir sind die mit Fragen...." Diese Fragen sollten nicht so
>> leicht zu beantworten sein!

> Gute Fragen können hervorragende Türöffner sein.

Wie wäre es damit:

1. WAS soll das Geldsystem eigentlich leisten?
2. WIE kann das funktionieren?
3. Ist das technisch UMSETZBAR?
4. Sind die heutigen Konzepte "Währung", "Deckung", "Sicherheiten", "Schuld"
hierfür notwendiger Bestandteil (logisch zwingend)?

Das Entwerfen ganz anderer Konzepte und die Arbeit daran (und nicht am
bestehenden), ist eine gängige Kreativitätstechnik, die hilfreich ist, um
nicht ständig in alte Denkmuster und Überzeugungen zu verfallen. Sie
vermeidet den sehr stark wirkenden Fehler des "availability bias" - sprich
die Rückbesinnung, auf das, was man kennt und vorgeblich richtig sein soll -
ist weniger anstrengend. ;-)

Eine schönes Bild hierfür habe ich hier gefunden:
http://www.wisegeek.org/what-is-availability-bias.htm

"Availability bias is at the root of many other human biases and
culture-level effects. For instance, medieval medicine was probably barely
more effective than leaving a malady alone to heal on its own, but because
the times where the therapy "worked" are more available in the minds of many,
practicing medicine was generally considered effective whether or not it
really was."

Man sollte das mal auf unser Zentralbankgeldsystem übertragen ;-)







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