Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] EZB mit negativem Eigenkapital? kein Problem

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] EZB mit negativem Eigenkapital? kein Problem


Chronologisch Thread 
  • From: alex AT twister11.de
  • To: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] EZB mit negativem Eigenkapital? kein Problem
  • Date: Tue, 23 Oct 2012 03:31:19 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>



2012/10/22 Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>

Die spannende Frage ist einzig und allein: WIE stellt man sicher, dass der Staat aus populistischen Gründen nicht darauf verzichtet die Geldmenge zu regulieren?


Da gibt es nach meinem Dafürhalten folgende Möglichkeiten:

1. Für die Institutionengläubigen: Die Zentralbank oder die "Monetative" wacht mit Argusaugen auf die Preissteigerung
2. Für die Marktgläubigen: "Die Märkte" regeln den Kreditbedarf über den Zins selbsttätig
3. Für die Demokratiegläubigen: Die Leute stimmen über die Geldmenge und die Kosten der Geldhaltung ab
4. Für die Technikgläubigen: Das Geldsystem wird wie ein Regelkreis organisiert, der sich selbst stabilisiert

<alex>
Tja. da hast du mich wohl unter (3.) eingeordnet, aber ich denke auch (4.) ist wichtig.
Am Ende muss es eine Kombination aus (3.) und (4.) sein.
Die Geldmengenausdehnung und Geldmengenreduktion fällt unter (4.).
Der Kostenhaltungssatz für Geld ist etwas das man technisch nicht bestimmen kann, denn es handelt sich hier um eine Wertefrage.
Ich würde mich aber freuen genau über das FÜR und WIDER der einzelnen Punkte zu sprechen. Das wäre wirklich spannend.
Die Frage ist ob wir schon soweit sind.
</alex>

 

Meine Einschätzungen zu den o.g. Lösungen:

1. Wie die aktuelle Krise eindrücklich gezeigt ist, kann sich eine wie auch immer geartete Institution dem öffentlichen und politische nicht widersetzen und knickt früher oder später ein - insbesondere wenn ihr Führungspersonal sich "zufällig" aus Menschen zweifelhafter Vergangenheit rekrutiert

<alex>
+1 (habe die gleiche Einschätzung)
</alex>
 
2. Die Finanzkrise hat bewiesen, dass "die Märkte" weder in der Lage sind, eine Überschuldung des öffentlichen noch des privaten Sektor sicherzustellen - es ist auch fast schon geisteskrank anzunehmen, dass jemand, der sein Geld mit Schulden verdient, die Verschuldung begrenzen würde. Genauso gut könnte man Raubtiere damit beauftragen den Bestand an Beutetieren zu regulieren - das funktioniert, aber nur solange die Raubtiere selbst vor Hunger sterben, wenn der Bestand an Beutetieren zu klein wird; wir sind dazu übergegangen, die Raubtiere zu füttern.....

<alex>
+1 (habe die gleiche Einschätzung)
</alex>
 
3. Die meisten Menschen verstehen Geld nicht, interessieren sich nicht dafür und haben keinen Überblick. Beim Thema Geld fällt ihnen nur die eigene Brieftasche ein, ohne zu verstehen, was sie wirklich füllt und was sie leert. Diese Lösung würde einen ggf. vorhandenen "Geldpopulismus" eher verstärken als eingrenzen

<alex>
Ich stimme dir insofern zu, dass es richtig ist, dass die meisten Menschen Geld nicht verstehen und sich nicht interessieren. Sie können aber mittel- & langfristig lernen, wenn es Transparenz gibt und sie im Alltag eine Rückkopplung haben.
Ich könnte mich deshalb damit anfreunden, wenn im Sinne einer Gewaltenteilung die Vertreter der Monetative die über die WERTEFRAGE (also den Kostensatz für Geldhaltung) entscheiden, basisdemokratisch gewählt werden.
Wertefragen können nur demokratisch, niemals technokratisch entschieden werden.

Was Preisstabilität bzw. Ausdehnung und Schrumpfung der Geldmenge angeht, da hat natürlich Demokratie nichts zu suchen. Das ist eine technische Fragestellung die man unter entsprechenden Bedingungen relativ präzise beantworten kann.
</alex>
 

4. Wenn man das Geldsystem als einen Regelkreis der wirtschaftlichen Aktivität versteht, dann muss der "Regler" so gestaltet sein, dass er randbedingungssensibel die Geldmenge hinreichend genau steuert

<alex>
+1 Genau! (ebenfalls meine Ansicht)
...und hier geht es um die Geldmengensteuerung
</alex>
 

Ich sehe in der 4. Lösung den besten Ansatz; wenn etwas mathematisch nachgewiesen funktioniert, dann funktioniert es auch so - das ist es nämlich, was man einen "Beweis" nennt. Hierzu muss man aber verstehen, dass Geld nichts weiter als digitale Beträge auf Speichermedien ist, die nach bestimmten Regeln verarbeitet werden - nur dass das zugrundeliegende Programm von falschen Voraussetzungen ausgeht, weil es aus dem vorletzten Jahrhundert stammt; Zeit für ein Upgrade!

<alex>
Ich mag deine verkürzende Formulierung mit Nullen und Einsen nicht.
Ich glaub die mag hier keiner.
Wenn du auf sie verzichten kannst ohne das dabei etwas wesentliches verloren geht, wäre das wunderschön.
</alex>

 

Heute probiert man die Geldschöpfung über das Instrument der "Sicherheiten" zu begrenzen, in der irrigen Annahme, dass man damit einen Bezug zur Realwirtschaft herstellen würde. Dabei wird aber übersehen, dass die Sicherheiten nominal (und eben NICHT real) bewertet werden, damit entsteht ein Teufelskreis:

1. steigen die "Sicherheiten" also im (nominalen) "Wert"
2. kann ich mehr Geld schöpfen, damit
3. steigen die Preise, in Folge 1.

Die "Sicherheiten" begrenzen also gar nichts, weil ihr "Wert" - im Normalfall - der Inflation folgt, und deshalb kann man die Geldmenge - im Normalfall - auch immer weiter problemlos ausdehnen. Insbesondere - und hier wird es interessant - wenn man über eine strikte Begrenzung der Konsumentenpreise dafür sorgt, dass durch das neue Geld vornehmlich die Vermögenspreise (=Sicherheiten) im "Wert" zunehmen. Alles Zufall? ;-)

Das ganze ist Unsinn und der verzweifelte Versuch "irgendwie" doch so etwas wie einen "Deckung" herzustellen, die da facto nicht mehr vorhanden ist. Unser Geld ist UNGEDECKT.

Ich probiere da mal in einer einfachen These zusammenzufassen: "Es ist VOLLKOMMEN egal, woher das Geld kommt; wesentlich ist, wie viel insgesamt vorhanden ist und wie es sich verteilt."

<alex>
Das trifft dann zu, wenn es keinen Zusammenhang zwischen Verteilung und Herkunft gibt. :-)
...denke aber den gibt es.
</alex>

 
Und zu allerletzt noch eine letzte Stellungnahme zu deinem (sinnvollen und richtigen) Vorschlag:

"Anstatt aber die Staatsschuldverschreibungen abzuschreiben und ein negatives Eigenkapital auszuweisen, wäre es sinnvoller eine Aktiva-Position zu schaffen, auf die die Staatsschuldverschreibungen umgebucht werden, für die der Geldschöpfungsgewinn einmalig realisiert wurde. Diese Position könnte man z.B. Dauerhafte Geldschöpfung oder Zinslose Forderungen gegenüber dem Bund nennen."

OK, da wir aber offiziell so tun als hätten wir eine GEMEINSAME Währung (haben wir doch, oder?), lass uns den Satz wie folgt umformulieren:

"Anstatt aber die Staatsschuldverschreibungen abzuschreiben und ein negatives Eigenkapital auszuweisen, wäre es sinnvoller eine Aktiva-Position zu schaffen, auf die die Staatsschuldverschreibungen umgebucht werden, für die der Geldschöpfungsgewinn einmalig realisiert wurde. Diese Position könnte man z.B. Dauerhafte Geldschöpfung oder Zinslose Forderungen gegenüber der Eurozone nennen."

Ahoi,

Patrik


<alex>
Spannender Beitrag.
Hoffe daraus lässt sich mehr Entwickeln und wäre super wenn wir da sogar zu einem Konsens für einen Wikieintrag kommen.
</alex>




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang