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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Freikarten

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Freikarten


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <Patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: alex AT twister11.de
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de, Alexander Barth <alex.barth AT barth-ic.net>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Freikarten
  • Date: Sat, 1 Sep 2012 20:38:13 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>


Wo ist der Unterschied? Am Ende bleibt nichts weiter übrig als eine Tauschwirtschaft mit dem Problem der Tauschkettenfindung.
Statt 1   Luxustorten  oder 5   Luxustorten  gegen oder 100   Luxustorten  gegen 1 Kühlschrank.
Hast du 1 Stunde eines Bäckers oder 5 Stunden eines Bäckers oder 100 Stunden eines Bäckers gegen 1 Kühlschrank...
....wobei sich letzterer dann auf 100 Stunden EXTREM VERSCHIEDENER PERSONEN Zusammensetzt.

Die musst du alle erstmal zusammensuchen und am Ende läuft es wieder auf das Problem der Tauschkettenfindung hinaus.
Alternativ übernimmt der ANBIETER das für dich und sagt der Kühlschrank entspricht 100 STUNDEN.
Umgekehrt kannst du auch sagen, die 100 Luxustorten entsprechen 100 Stunden eines Bäckers

Irgendwie hast du eine Obzession mit dem "Tauschkettenproblem" - du tust so als würde jeder Mensch immer nur genau EINEN bestimmten Bedarf haben, und wenn nicht genau dieser angeboten wird, dann kann kein Tausch zustande kommen. Ich halte es für realistischer, dass jeder Mensch permanent x latente Bedarfe hat, das entspannt die Situation dramatisch. Wenn jeder auch nur 10 Bedarfe gleichzeitig hätte (bei Lichte betrachtet sind es wohl viel mehr) dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tausch zustande kommt schon sehr viel höher, und die Wahrscheinlichkeit, dass eine Tauschkette länger als 3 oder 4 sein müsste wohl verschwindend gering. Irgendwie wird man sich schon einig.

 
- und zwar sowohl in Hinblick auf die Menge als auch auf den Inhalt - jemand der anbietet, Gold aus dem Nichts zu zaubern, hat wohl ebenfalls einen Sockenschuss.

Das Problem mit der Tatsache, dass Nachfrage und Angebt nicht örtlich zusammenfallen, haben wir schon heute. Was willst du mit griechischen Staatsanleihen anfangen konkret anfangen?

Griechische Staatsanleihen sind theoretisch das Versprechen GELD zu leisten. Und GELD ist wiederum das "versprechen", dass du jemanden damit bezahlen kannst. Auch wenn Geld VON DIR nicht einlösbar ist gegen Leistung, so gibt es IRGENDEINEN WIRTSCHAFTSTEILNEHMER, der das Geld das du hast BRAUCHT um es bei der Bank ENZULÖSEN gegen SEINE HINTERLEGTE SICHERHEIT ...bzw.. im Falle einer Bank... um damit in Pension gegebene Wertpapiere auszulösen.

Genau darin liegt die "Verarsche" unseres aktuellen Geldes: Der Geldemittent kauft sich ad hoc etwas ganz konkretes und die Gegenleistung erbringt "theoretisch" irgendwer irgendwann irgendwo irgendwie - jetzt braucht es nur noch genug Idioten, die es glauben und mitspielen... ;-)


Mag sein... aber einfach zu sagen es läge in der Mitte ist wieder nur eine Worthülse. Wie sieht denn eine solche Mitte konkret aus?
Beschreib das doch mal? Mir fällt es schwer sich eine solche vorzustellen.

Nun ja, "komplementär" bedeutet ja, "sich gegenseitig ergänzend". Wenn wir also ein "Ökosystem komplementärer Währungen" aufbauen, wie wäre es mit folgender Lösung. Es gibt GLEICHZEITIG:

a) Fiatgeld (de facto ungedecktes Geld)
b) Gütergedecktes Geld
c) Leistungsgedecktes Geld (Freikarten)
d) Die Tauschbörse

Und zwar ohne, dass eine Geldart "Primus inter pares" - z.B. gesetzliches Zahlungsmittel - ist. Entweder alle oder keiner (ich würde in dem Fall für keiner plädieren). Je nach Gusto und wirtschaftlicher Situation bevorzugen die Leute mal das eine mal das andere. Funktioniert das eine nicht so gut, wechseln sie einfach in eine andere bestehende Geldart. Insgesamt wäre so ein Geldsystem stabiler, weil man nicht darauf angewiesen wäre, dass die allein existierende Geldordnung immer funktionieren muss.

Das ist wie eine Weizenmonokultur im Gegensatz zu einem Auenwald. Die Weizenmomokultur ist sicherlich in Hinblick auch kJ/m^2 effizienter als der Auenwald, aber dafür kann bereits EIN ungünstiges Klimaereignis oder ein einziger Schädling die gesamt Monokultur dahinraffen. Beim Auenwald ist das weit weniger wahrscheinlich.

Darüber kann man debattieren, wenn man sich über das Prinzip verständigt hat. Da wir davon ausgehen, dass hinter jedem Geld eine "Theorie" steckt, sollten wir erst einmal an der Theorie arbeiten und nicht jedesmal über konkrete Ausgestaltungen nachdenken, vielleicht ergibt sich das System ja ganz von allein logisch konkludent aus der Theorie.

Mag sein, ...es war aber eigentlich nur eine höfliche Formulierung dafür, dass ich weder einen Mittelweg sehe noch daran glaube dass es einen gibt :-)
Und das der Glaube daran dass es einen geben könnte so ähnlich ist wie der Glaube an Objektivität bzw. vollständige Information.

Tja, wenn du glaubst, dass die aktuelle "Monokultur" stabiler ist, dann frage ich mich worüber sich die Welt aktuell so sorgt; die Mehrheit scheint da weniger fest im Glauben zu sein als du. Aber ich will mich mit "Glauben" nicht aufhalten, es gibt SACHLICHE Gründe anzunehmen, dass Vielfalt stabiler ist als Einfalt ;-) (siehe oben)


Vielleicht kann man den Dissenz im Verständnis auch einfach auf dieses Paar zurückführen; unser aktuelles Geld fusst "irgendwie" auf einem "Leistungspool", ich schlage ein Geld vor, das auf einem "Bedarfspool" basiert.

Was?!? Unser aktuelles Geld basiert nicht auf einem Leistungspool. Man kann es nicht gegen Leistung bei der Bank einlösen.

Aber das ist genau die Mär, die man dem Volk erzählt und der gerne geglaubt wird: der Mythos von der "Deckung". 

Dem Volk erklärt man es in aller Kürze so:

- Die Zentralbank emittiert Geld
- Dieses ist "gedeckt" durch Staatsanleihen
- Diese sind "gedeckt" von den Steuereinnahmen des Staates
- Diese sind "gedeckt" durch die Arbeitsleistung der Bevölkerung

Es geht ein bisschen anders:

Deshalb schrieb ich "in aller Kürze".

Idee dahinter:

....

Gibt ein Fleissbienchen, weil du das Märchen so gut verstanden hast. Aber wenn du probierst "Maik dem Maurer" das alles zu erklären, wird er kein Wort verstehen und höchstwahrscheinlich irgend so ein diffuses Bauchgefühl haben, dass man da grade probiert ihn über den Leisten zu ziehen; und das Lustige: Er hat damit sogar Recht!

Und dieser ganze Monolog, nur um dann schlussendlich doch zu der Einsicht zu gelangen:

Natürlich ist es de facto so, dass die Verbindlichkeiten von Wirtschaftsteilnehmern nicht in Anspruch genommen werden.

Aha.

Dazu müssten alle sich Zentralbankgeld auszahlen lassen .... und wenn das gelingen würde... müssten sie dann darauf pochen, dass die Zentralbank die SICHERHEITEN die Geschäftsbanken dafür in Pension gegeben haben, versteigert... um dann mit dem Zentralbankgeld dieses REALKAPITAL zu kaufen....in diesem Zug geht dann das Zentralbankgeld geldvernichtend an die Zentralbank zurück.

Im großen und ganzen steckt also im aktuellen System schon DEIN GEDANKE drin. Nur sind verschiedene rechtliche Regelungen so, dass es alles nur sehr indirekt bis garnicht passiert.

Genau: De facto "gar nicht" - alles Augenpulver!

Das ist alles so "indirekt" und unrealistisch, dass es de facto irrelevant ist; abgesehen davon, dass es für den normalen Geldbenutzer auch noch absolut intransparent und unverständlich ist - Zufall?

Mir geht es darum, diesen Gedanken im Geldsystem zu reaktivieren, und ich sehe in der "Konkretisierung" einen Weg es wieder direkter und damit transparent und relevant zu machen. Wer will, kann ja weiter Fiatgeld benutzen, ich bin da weit weniger kategorisch als du.

(Du scheinst generell etwas "binär" zu sein - kleiner Tipp: die Welt besteht aus Grautönen)





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