ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Patrik Pekrul <Patrik.pekrul AT hotmail.de>
- To: alex AT twister11.de
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Freikarten
- Date: Sat, 1 Sep 2012 15:58:34 +0200
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 01.09.2012 um 15:13 schrieb alex AT twister11.de:
2012/9/1 Patrik Pekrul <Patrik.pekrul AT hotmail.de>
Es gibt 2 EXTREME in dem Spektrum das du vorschlägst.
1. Jedes GELD ist gedeckt durch einen LEISTUNGSPOOL der dem Katalog der Leistungen entspricht für die man Geld emittieren darf, sofern man diese verspricht. Ein Geldhalter kann dann jederzeit geldvernichtend GELD gegen Leistung aus diesem Pool einlösen, wenn er nicht normal damit bezahlen bzw. einkaufen will. => Wie wird der Katalog festgelegt? Wie wird festgelegt welche konkrete Leistung ein Einlöser aus dem Pool bekommt?
2. Jedes GELD ist konkret mit Leistung gedeckt und das ist dem Empfänger schon bei Bezahlung klar. Dann gibt es Geld das mit Kuchen gedeckt ist und Geld das mit Gold gedeckt ist... das wird aber automatisch beliebtes und unbeliebtes Geld, abhängig von Leistungsschuldner und Leistung, erzeugen und entsprechende WECHSELKURSE zwischen diesen... Im Grunde ist jedes Geld, je nachdem welcher Leistungsschuldner und welche Leistung dahinter steht eine EIGENE WÄHRUNG ....das heisst du hast alle Probleme die mit einem WÄHRUNGSWUST zu tun haben.
Also: KATALOG vs. WÄHRUNGSWUST
...sind die beiden Extreme in dem Spektrum. Irgendwie kannst du einen Vorschlag zwischen diesen beiden Extremen machen. Was anderes fällt mir nicht ein, aber das sind reale Probleme mit denen man bei dieser Art von Idee ....der Gelddeckung durch reale Leistung.... konfrontiert ist.Gut, nachdem wir also nun wieder eine gemeinsame Basis gefunden haben, können wir produktiv weiter diskutieren.Ich übersetze man "Katalog" mit Einheitsgeld und "Währungswust" mit "Ökosystem komplementärer Währungen".Im Katalog gehts um folgendes:
- Jeder darf einheitliches Geld emittieren und verpflichtet sich jemandem der das Geld einlösen will eine Leistung anzubieten die im Katalog gelistet ist.=> Theoretisch kann der Katalog jede beliebige Leistung erlauben (Gold übereignen genauso wie Straße kehren oder Kuchen backen)=> Problem: Wer muss welche Leistung bei Geldeinlösung durch dritte leisten und in welcher Reihenfolge und werden tatsächlich ALLE möglichen Leistungen aufgenommen? Wie ist das praktisch umsetzbar? (zB. In Athen löst jemand Geld ein wobei in London jemand dran wäre dafür Kuchen zu backen)
Hier habe ich bereits einen konkreten Vorschlag gemacht (manchmal scheint es mir, als leidest du an selektiver Wahrnehmung).
Wie wäre es, wenn wir statt einer nominellen Einheit eine REALE Einheit, wie bspw. "1hl" (1 hour labour) einführen, damit gibt es ein weltweit einheitliches Maß, das notwendigerweise immer einen realwirtschaftlichen Bezug hat - es steigt und fällt mit dem Arbeitspotential und -willen der (Welt)Bevölkerung. Außerdem ist es relativ einfach zu überprüfen, ob jemand "überzieht". Wer mehr als 24h/Tag anbietet, muss wohl einen Sockenschuss haben. Die verschiedenen Tätigkeiten bzw. Qualifikationen sind dann quasi das Äquivalent zu Währungen. Es gibt gute und schlechte, solche die reichlich vorhanden sind, andere sind eher selten. Je nach Einschätzung sind sie mal gefragter mal weniger gefragt. "1h Arbeit" ist also nicht gleich "1h Arbeit" aber letztlich trotzdem recht transparent - und zwar sowohl in Hinblick auf die Menge als auch auf den Inhalt - jemand der anbietet, Gold aus dem Nichts zu zaubern, hat wohl ebenfalls einen Sockenschuss.
Das Problem mit der Tatsache, dass Nachfrage und Angebt nicht örtlich zusammenfallen, haben wir schon heute. Was willst du mit griechischen Staatsanleihen anfangen konkret anfangen?
Da Verweise ist auf die Erkenntnisse aus der Untersuchung von Ökosystemen:
Im Wechselkurswust geht es um folgendes:
- Jeder emittiert sein persönliches Geld gedeckt durch persönliche Leistung (Geld ist an KONKRETE Leistung und Leistenden gekoppelt)
=> Welches Geld nimmt ein Verkäufer an? Nur das welches Gold anbietet? Nur das welches Kuchen anbietet? Nur Hofkehren von Heinz oder auch Hofkehren von Lisa? Was wenn er Geld (Hofkehren durch Lisa aus London) annimmt und damit nicht in Prag bezahlen kann, weil der Verkäufer es nicht will? Er muss das Hofkehren-durch-Lisa-aus-London-Geld also erst gegen welches wechseln das der Verkäufer in Prag will und braucht einen Wechselkurs...=> Problem: Wie organisiert man den Wechselkurswust so (Gibt ja alleine in Deutschland dann Millionen von verschiedenen Währungen), dass es weniger aufwendig wird als das Tauschkettenproblem ohne Geld.Dieses wiederum kann man weiterhin eindampfen auf den Gegensatz "Effizient" und "Komplexität". Das entscheidende an "Komplexität" ist, dass es zwar nicht so effizient ist - und das wird ja hier vielfach kritisiert - ABER dafür gewinnt man an STABILITÄT !!Das ist eine Worthülse. Woher kommt hier die Stabilität?
"Dynamik und Konstanz, Stabilität
Darüber kann man debattieren, wenn man sich über das Prinzip verständigt hat. Da wir davon ausgehen, dass hinter jedem Geld eine "Theorie" steckt, sollten wir erst einmal an der Theorie arbeiten und nicht jedesmal über konkrete Ausgestaltungen nachdenken, vielleicht ergibt sich das System ja ganz von allein logisch konkludent aus der Theorie.
Aber das ist genau die Mär, die man dem Volk erzählt und der gerne geglaubt wird: der Mythos von der "Deckung".
In zahlreichen untersuchten Ökosystemen beobachtet man bei Untersuchungen über einen längeren Zeitraum keine wesentlichen Veränderungen, sie sind zeitlich stabil. Die Stabilität ist trivial, wenn sich die Umweltfaktoren und die abiotischen Komponenten des Systems nicht verändert haben. Interessanter ist es, wenn ein System auch bei Veränderung äußerer Faktoren seine Stabilität erhalten kann. Die Erforschung dieser Zusammenhänge wurde lange Zeit durch die Mehrdeutigkeit des Stabilitätsbegriffs behindert. Grimm und Wissel fanden z. B. in einer Literaturstudie 163 verschiedene Definitionen von Stabilität, die sich auf 70 Konzepte bezogen[21]). Heute wird (nach Pimm 1984[22]) meist unterschieden: Persistenz (man beobachtet wenig Veränderungen bei Beobachtungen über lange Zeit), Resilienz (Das System kehrt nach Störungen wieder in seinen Ausgangszustand zurück)[23], Resistenz (Das System bleibt bei Störungen lange unverändert).
Stabilität und Konstanz in Ökosystemen sind dabei von der betrachteten räumlichen und zeitlichen Skala abhängig. Die Populationsgröße einer Art mag z. B. Jahr für Jahr schwanken, aber auf längere Sicht in gleicher Höhe bleiben. Stabilität und Stabilitätsbedingungen von Ökosystemen, vor allem der Zusammenhang zwischen Stabilität und Komplexität, sind aktive Forschungsfelder der ökologischen Wissenschaften."
"Ökosysteme, die viele verschiedene Pflanzenarten enthalten, sind nicht nur produktiver, sie können auch besser widrigen Bedingungen wie Klimaextremen, Krankheiten und Schädlingen widerstehen als artenärmere Systeme. Das belegen die Ergebnisse aus einer gerade abgeschlossenen, jetzt in „Nature“ veröffentlichten Langzeitstudie. Sie liefert damit erstmals genügend Daten, um die 50 Jahre dauernde Debatte, in wieweit Artenvielfalt Ökosysteme stabilisiert oder nicht, jetzt zu beenden."
Fasst man nun den "Währungswust" als "Ökosystem komplementärer Währung auf", das sich gegen äußere Schocks bewähren muss, dann kann man vielleicht Analogien zu den Erkenntnissen der Ökologie ziehen.
...Du sagst es wäre nicht so effzient, aber mir scheint es ist nichtmal effektiv. Und letzteres ist zwingende Voraussetzung dafür um überhaupt zu funktionieren.
Wenn man sich eine Skala zwischen diesen Extrema - meinethalben auch "Katalog" und "Währungswust" - vorstellt, dann stellt sich doch in der Tat die Frage, ob das Optimum nicht vielleicht wirklich eher in der "goldenen Mitte" zu finden ist, als z.B. beim Einheitsgeld (ich meine explizit nicht "Währung", sondern "Form von Zahlungsmittel).Mag sein... aber einfach zu sagen es läge in der Mitte ist wieder nur eine Worthülse. Wie sieht denn eine solche Mitte konkret aus?
Beschreib das doch mal? Mir fällt es schwer sich eine solche vorzustellen.
Vielleicht kann man den Dissenz im Verständnis auch einfach auf dieses Paar zurückführen; unser aktuelles Geld fusst "irgendwie" auf einem "Leistungspool", ich schlage ein Geld vor, das auf einem "Bedarfspool" basiert.Was?!? Unser aktuelles Geld basiert nicht auf einem Leistungspool. Man kann es nicht gegen Leistung bei der Bank einlösen.
Dem Volk erklärt man es in aller Kürze so:
- Die Zentralbank emittiert Geld
- Dieses ist "gedeckt" durch Staatsanleihen
- Diese sind "gedeckt" von den Steuereinnahmen des Staates
- Diese sind "gedeckt" durch die Arbeitsleistung der Bevölkerung
Dass das Schwachsinn ist, darüber sind wir uns hoffentlich einig, aber die meisten Menschen sind bis zum Grunde ihres Herzens überzeugt, dass ihr Geld "irgendwie" durch Leistung "gedeckt" ist.
Als wenn du mit einem Euro irgendwie griechische Arbeitsleistung "abrufen" könntest - Schwachsinn, aber ein fast religiöses Dogma.
Was die meisten Menschen nicht verstehen (wollen), ist, dass man dieses Leistungsversprechen nicht durchsetzen und es daher de facto nicht mehr wert ist als ein Lippenbekenntnis: Nichts!
Ich hatte das deshalb mal provokant in der These "Geld ist Nichts!" zusammengefasst, aber diese Erkenntnis führt nur zu Widerstand: Dann könnten sich ja Banken (als Geldemittenten) Realkapital für "Nichts" aneignen. Unglaublich!
"Weil nicht sein kann, was nicht darf!" Solange man nicht bereit ist, die Dinge unvoreingenommen zu sehen, können wir uns auch weiterhin verarschen lassen - für Nichts!
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, Systemfrager, 01.09.2012
- <Mögliche Wiederholung(en)>
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, Patrik Pekrul, 01.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, alex, 01.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, Patrik Pekrul, 01.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, alex, 01.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, Patrik Pekrul, 01.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, Sascha Maus, 02.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, alex, 02.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, alex, 01.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, Patrik Pekrul, 01.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, alex, 01.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, Patrik Pekrul, 02.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, alex, 02.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, Patrik Pekrul, 03.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, alex, 03.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, Patrik Pekrul, 03.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, alex, 03.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, Patrik Pekrul, 03.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, alex, 02.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, Patrik Pekrul, 02.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Freikarten, alex, 01.09.2012
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