Re: [AG-GOuFP] Volle Breitseite gegen das neoklassische Schlachtschiff

[Bodo Thiesen <bothie AT gmx.de>]

* Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de> hat geschrieben:

> Ich finde es grundsätzlich albern, von der VWL Prognosen zu fordern, [...]

Welchen Zweck hat die VWL, wenn nicht, Prognosen abzuliefern? Jede
Wissenschaft hat den Zweck, Modelle der Wirklichkeit zu entwickeln, um
Zukunftsprognosen abliefern zu können. Z.B. in der Physik, um eine Brücke
statisch berechnen zu können, damit man eben nicht warten muss, bis der
erste Zug drüber fährt und mitten auf der Brücke eine Schnellbremsung
einleitet und dann hält die Brücke oder nicht, wir wollen *vorher*
wissen, ob die Brücke das aushält oder nicht. Oder in der Medizin, um
neue Behandlungsmethoden entwickeln zu können - immer steht im
Vordergrund, die Realität zu beobachten, dann vereinfachte Modelle der
Realität zu entwickeln, die umfangreich und korrekt genug sind, um
sinnvolle Ergebnisse zu liefern, aber einfach genug, um beherrschbar zu
bleiben. Diesen Anspruch habe ich auch an die VWL.

Und wenn sich - wie Du selbst schriebst - die Neoklassik nur mit rein
fiktiven Systemen beschäftigt, gar nicht den Anspruch hat, die
Wirklichkeit zu modellieren, und dabei dann zu Ergebnissen kommt, die sich
in der realen Welt nicht nachvollziehen lassen, dann sollen die Jungs doch
bitte ein Browsergame programmieren, wo sie ihre Theorien umsetzen können,
aber doch bitte alle anderen, insbesondere die Politik doch bitte in Ruhe
lassen.

Und die Forderung nach Prognosen hat auch nix mit Hohepriestertum oder
okkulten Methoden zu tun, die nächste Ernte kann heute in realistischen
Grenzen mit akzeptablen Fehlerquoten verdammt gut vorhergesagt werden -
mit nachvollziehbaren, wissenschaftlichen Methoden.

Und wenn die Neoklassik das nicht leistet, dann ist sie keine Wissenschaft
und sollte in der VWL auch nicht mehr gelehrt werden - oder wenn - dann
nur als schlechtes Beispiel, wie man es eben *nicht* macht.

.oO( Renne ich gerade offene Türen ein? )

Gruß, Bodo