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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Volle Breitseite gegen das neoklassische Schlachtschiff

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Volle Breitseite gegen das neoklassische Schlachtschiff


Chronologisch Thread 
  • From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
  • To: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Volle Breitseite gegen das neoklassische Schlachtschiff
  • Date: Thu, 2 Aug 2012 16:05:29 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

2012/8/2 Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>:
> Natürlich kann man kritisieren, dass die Annahme des streng rational
> handelnden
> Menschen nicht der Realität entspricht und deshalb bestimmte Prozesse in
> der Realität
> zu anderen Ergebnissen führen als es "die reine Lehre" voraussagt - aber
> kann man
> untersuchen, was die "optimale" Ressourcenallokation ist, OHNE einen
> rational
> handelnden Akteur zu unterstellen? Wohl kaum!
>
> Fazit: Die Neoklassik stellt im Kern nur eine Frage und ist deshalb kann
> sie auch nur
> diese eine Frage beantworten: Was wäre die optimale Ressourcenallokation?

Ich habe zwei große Probleme damit.

Erstens, die viel grundlegendere Frage ist: "Was bedeutet eigentlich
'optimal'?"

Mathematische Optimierung ist mein Promotions-Thema, aber diese Frage
kann ich dir auch bei den Problemen, mit denen ich mich beschäftige,
nicht beantworten, weil es keine wissenschaftliche Frage, sondern eine
politische Frage ist.

Wenn die VWL ernsthaft daran interessiert ist, über optimale
Ressourcenallokationen nachzudenken und wie man dort hinkommt, dann
muss sie sich der Tatsache stellen, dass "optimal" unterschiedlich
definiert werden kann, dass es also unterschiedliche
Bewertungskriterien gibt. Viele Ökonomen machen das auch, aber es
dringt nicht an die Öffentlichkeit.

Zweitens hat die VWL den Anspruch, Aussagen über die Realität zu
machen und muss sich deswegen empirischer Überprüfung stellen. Steve
Keen moniert zurecht, dass die Finanzkrise von den neoklassischen
Modellen nicht erklärt werden kann. Tatsächlich haben Neoklassiker nur
kurz vor Ausbruch der GFC behauptet, es gäbe keine Business Cycles
mehr. Das ist ein derart ultimatives Versagen, dass die sich
eigentlich alle vor Schande verziehen müssten.

Wie dem auch sei: es gibt durchaus sinnvolle VWL - zumal VWL ja viel
größer ist als nur die Themen, über die wir hier reden - aber es gibt
eben auch verdammt viel Bullshit. Und vieles der sinnvollen VWL dringt
leider nicht an die Öffentlichkeit, weil VWL eine sehr stark von
politischen Interessen durchsetzte Wissenschaft ist.

Das muss man anerkennen, und von daher finde ich es sehr gut, dass
Gerhard den Verweis auf Keen hier gepostet hat.

Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.




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