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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - [AG-GOuFP] Was ist Geld? oder was soll es sein?

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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[AG-GOuFP] Was ist Geld? oder was soll es sein?


Chronologisch Thread 
  • From: Georg Schmid <roter-turm AT web.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [AG-GOuFP] Was ist Geld? oder was soll es sein?
  • Date: Fri, 04 May 2012 17:31:44 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Zunächst ein Hinweis um Ungeduldigen langes Bla-Bla-Lesen zu ersparen:
Die Antwort auf die Frage, »was müsste man nun politisch fordern«?
Findet ihr ganz am Schluss.

Gruß, George
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Was ist Geld?

Geld ist eine Erscheinung innerhalb eines Geldsystems.

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Was ist ein Geldsytem?

Ein Geldsystem ist ein Clearing-Kreditsystem.

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Was ist ein Clearing-Kredit?


Ein Clearing-Kredit ist ein möglichst kurzfristiger Kredit zur
Finanzierung von Tauschprozessen innerhalb einer Makroökonomie. (Man
stelle sich hierfür ein Giro-System mit vielen Konten vor). Bei dieser
Art von Finanzierung halten die Gläubiger Geldbeträge mit positivem und
die dazugehörenden Schuldner, Beträge mit negativem Vorzeichen. Die
Gläubiger halten somit hier keine Forderungen auf Geld sondern haben
bereits Geld. Die Forderungen lauten hier (implizit) auf
›Kompensation‹.


In einem Clearing-Kreditsystem haben Gläubiger und Schuldner –
idealtypisch– das gemeinsame Ziel, Saldendifferenzen – möglichst zeitnah
– immer wieder auszugleichen!


Dieser Ausgleich erfolgt, indem laufend Schulden bzw. Guthaben
weitergegeben werden. Da die Anzahl der Beteiligten begrenzt ist und,
wie gesagt, hier Schulden und Guthaben ständig weitergegeben werden,
kommt es zwangsläufig zu Kreisläufen. Würden hier nun Gewinne gemacht
oder Zinsen eingenommen, so müssten sich die Schulden und Guthaben
laufend vergrößern. Clearing-Kredite erlauben keine Gewinne und dürfen
folglich auch niemals verzinst werden. Clearing-Kredite dienen mithin
dazu, offene Tauschverhältnisse zu überbrücken, bei welchen die
Kompensationsmittel bereits verfügbar sind (wo ausgleichende
Warenlieferungen oder Dienste bereits schon produziert sind bzw. in der
Gegenwart ausgeführt werden können).


Zur Vergabe von Clearing-Krediten sind keine Sparer notwendig, ja sie
wären sogar schädlich!

Hier gilt: Ohne laufendem Wechsel der Schuldner und Gläubigerpositionen,
kein Clearing.

In einer Volkswirtschaft haben Clearing-Kredite das Ziel den Austausch
von Arbeitsergebnissen laufend aufrecht zu erhalten.

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Nochmal: Was ist Geld.


Geld ist ein Clearing-Saldo. Er kann als positiver (Haben), oder auch
als negativer Betrag (Soll) erscheinen. Ohne Soll kein Haben und ohne
Haben kein Soll. Geld ist keine Forderung auf Geld, was ja paradox wäre,
es ist höchstenfalls eine Forderung auf Kompensation. Trotzdem kann es
natürlich Forderungen auf Geld geben, das sind dann aber eben keine
Gelder, sondern Forderungen auf Geld, also Geldguthaben. Geld ist somit
ein Clearing-Saldo, welcher aktive oder passive Forderungen auf
(Eigentums-)Kompensation darstellt (Aktive Forderung = Haben, passive
Forderung = Soll).

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Wenn Clearing-Kredite lediglich den Austausch von bereits verfügbaren
Waren oder Dienstleistungen finanzieren kann, wie wird dann die
Produktion dieser Waren finanziert?


Dazu wird ein zusätzliches Kreditsystem benötigt, welches die Lieferung
von bereits bestehenden Waren mit Warenlieferungen, die erst später
möglich sind, finanzieren kann. Das kann idealtypisch so erfolgen, indem
Geld aus dem Clearing-System verliehen wird und dieser Geldkredit später
wieder mittels Geld getilgt werden muss. Diese Kredite können ohne
eskalierende Wirkung verzinst sein, allerdings nur solange die Zinsen
mittels dem Clearingsystem verrechnet werden und nicht auf den
Geld-Forderungsbetrag des Leihkredites hinzu gezählt werden.


Bei solchen Geldkrediten sind (im Gegensatz zu den Clearing-Krediten)
Sparer notwendig!

Hier gilt: ohne Geld-Kreditor kein Geld-Debitor und ohne Geld-Debitor
kein Geld-Kreditor.

In einer Volkswirtschaft haben solche Leihkredite das Ziel, Arbeit und
Arbeitsergebnisse bündeln zu können. Diese Bündelung ist DIE
Voraussetzung um von einer reinen Bazarökonomie zu einer hocheffektiven
Volkswirtschaft zu kommen. Das gilt für eine Marktwirtschaft, wie auch
für eine Planwirtschaft.


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Wieviel Geld ist eigentlich notwendig?


Wenn man die obigen Ausführungen richtig verstanden hat, dann weiß man
natürlich, dass man die Frage so nicht stellen kann. Man müsste eher
fragen: Wie viel Kredit ist für eine moderne Wirtschaft notwendig?


Für das Clearingsystem ist soviel (laufend zur Verfügung stehender)
Kredit notwendig um die laufenden, erfüllbaren Bedürfnisse der
Haushalte, laufend bezahlen zu können. Das Kreditvolumen des
Clearingsystems muss also so groß sein, dass der notwendige Strom der
laufenden Ausgaben und laufenden Einnahmen der Haushalte aufrecht
erhalten bleibt.


Nun gibt es zwei verschiedene Wege, wie das gewährleistet werden kann:

1)Entweder alle Haushalte verschulden sich (unverzinslich) jeden Monat
um ihren Bedarf zu decken um dann am Ende des Monats die Schulden wieder
durch das Einkommen zu tilgen.
Zugegeben, das wäre zwar sinnvoll aber dennoch für manche äußerst
gewöhnungsbedurftig.


2)Der andere Weg wäre der, dass den Haushalten kein Clearing-Kredit
zugestanden wird und der Staat (oder andere Gebietskörperschaften) dafür
seinen Steuerpflichtigen einen laufend stehenden Clearing-Kredit
einräumt (vulgo: der Staat verschuldet sich immer mal wieder zinsfrei
und tilgt so gut wie nie). Dadurch verbleibt ständig ein positiver Saldo
bei den übrigen Konten. Man könnte auch sagen, dass der Staat damit
»Geld schöpft«. Das heißt aber nicht, dass der Staat nun keine Steuern
mehr einziehen muss und seine Aufgaben nur noch per »Geldschöpfung«
bezahlen kann. Nein, Steuergelder werden weiterhin eingezogen und auch
gleich wieder ausgegeben. Die Geldschöpfung des Staates geschieht nur
immer mal wieder um das Clearing-System an den sich vergrößernden Bedarf
der Haushalte anzupassen und um mittels gezielter Inflationierung einen
Potentialausgleich für übermäßig angewachsene Verfügungsansprüche
schaffen zu können. Das ist mithin eine Besteuerung mittels
Inflationierung.


Was bedeutet das für das Clearing-System?

Im Ersten Fall (1) liegt die Tilglinie der Haushalte genau bei Null,
d.h. die Haushalte sind dann schuldenfrei, wenn ihr Clearing-Saldo
mindestens bei Null liegt.

Im zweiten Fall (2) liegt die Tilglinie für die Haushalte weit über
Null, d.h. die Haushalte sind erst dann schuldenfrei, wenn sie
mindestens einen bestimmten positiven Clearing-Saldo haben.

Ein Beispiel: Wäre die Anzahl der Haushalte eine Million und der Staat
würde (durch zinsfreie Verschuldung) eine Milliarde Geldeinheiten
»schöpfen« dann wären durchschnittlich 1000GE pro Haushalt im Umlauf,
was nichts anderes bedeutet, als dass die Haushalte erst dann
schuldenfrei sind, wenn sie mindestens einen Saldo von 1000GE auf ihren
Clearing-Konten hätten.


Der zweite Weg (2) scheint eindeutig Vorteile zu haben: Zum einen müsste
man nicht individuell immer wieder neu Überziehngslimite vereinbaren und
auch verantworten und zum anderen kann man den Schwäbischen Hausfrauen
verheimlichen, dass sie in Wirklichkeit meistens verschuldet sind.


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Das bisher Beschriebene war ja mehr oder weniger das, was man ein
Vollgeldsystem nennt. Fein, Was hat das aber alles mit dem derzeitigen
Geldsystem zu tun?


Gar nicht mal so wenig.

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Hä? Wo finden wir denn heute z.B. ein zinsfreies Clearingsystem?


Unser Geld entsteht zwar durch verzinsliche Verschuldung aber das
bedeutet nicht, dass zwangsläufig auch das Verwenden dieses Geldes
verzinslich wäre.


Wenn z.B. eine Million Euro durch Bilanzverlängerung im Rahmen eines
Bankenkredites entstehen und diese Euros nicht gleich wieder durch die
Tilgung eines vorausgegangenen Kredites verschwinden und auch nicht
gleich von einem Sparer »gespart« werden, dann können diese Euros als
Zahlungsmittel verwendet werden. Die dann »umlaufenden« Euros (Buchgeld
oder Bargeld, das spielt keine Rolle) können tatsächlich ein zinsfreies
Clearing-System bilden (simulieren). Schon klar, der Kreditschuldner
muss natürlich laufend Zinsen bezahlen, aber die übrigen können das Geld
als Zahlungsmittel verwenden ohne laufend Zinsen abführen zu müssen. Und
das gefällt vielen Krawattenträgern überhaupt nicht, deshalb wird auch
alles unternommen diesen Effekt möglichst gering zu halten.

Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass ein solches, mittels Geld aus
Bankenkrediten »simulierte« Clearingsystem, immer eine Tilgline weit
oberhalb Null aufweist.


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was müsste man nun also politisch fordern?


1. die Einrichtung eines zinsfreien, öffentlichen Clearing-System
(öffentliches Giro-System)

2. die zinsfreie Vor-Finanzierung der öffentlichen Aufgaben mittels
dem genannten Clearingsystems, wobei dieser Vorgang von einer
demokratisch gewählten Monetative (als moderierende
Geldschöpfungsinstanz) verwaltet werden soll.

3. Die Buchungen des öffentlichen Clearing-Systems müssen zu
gesetzlichem Zahlungsmittel erklärt werden.

4. Die Vergabe von Bankenkrediten kann weiterhin in privater Hand
verbleiben, diese Kredite müssen aber immer in gesetzlichem
Zahlungsmittel nominiert sein und mit diesem jederzeit, ohne
zusätzliche Kosten, getilgt werden können.
5. mehr müssen wir derzeit gar nicht fordern...




















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