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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Seignorage

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Seignorage


Chronologisch Thread 
  • From: Keox <piratkeox AT googlemail.com>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Seignorage
  • Date: Thu, 26 Apr 2012 14:57:04 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo,

Am 25.04.2012 15:08, schrieb Axel Grimm:
>
> Eins nach dem anderen und zu allem gibt es in sich schlüssige Antworten.
>
> Keox schrieb:
>
>> Hallo,
>>
>> Axel Grimm schrieb:
>>> ---------------------------
>>> Ich bin ein Freund der Geldentstehung nur bei öffentlichen-rechtlichen
>>> Institutionen, bei der Personen und Firmen als Alternative zum
>>> Geldverleih anklopfen können und werden, sobald die Geldverleihzinsen zu
>>> hoch sind. Stellen wir die Zinssätze sehr niedrig ein, muss der
>>> Geldverleihzins ebenfalls sehr niedrig sein.
>>
>> könnte diese Funktion bei einem Vollgeldsystem nicht auch von der ZB
>> übernommen werden? Falls die Zinssätze beim Geldverleihen zu hoch werden
>> sollten, könnte die ZB solchen öffentlichen-rechtlichen Institutionen ja
>> sehr günstige Kredite geben.
>>
>> Ist bei deinem Vorschlag ein Limit vorgesehen? Oder sollen diese
>> Institutionen allen Kreditanfragen nachkommen können? Siehst Du eine
>> Geldmengenbeschränkung vor?
>
> Die Tilgungen stehen der Neuschöpfung entgegen.
> Übermäßige wirtschaftliche Tätigkeiten mit zu hohem ansteigen der
> Geldmenge führen zu mehr Einnahmen als Ausgaben beim „Staat“. Das von
> Dir als Anregung gebrachte Gremium entscheidet über eine Reduzierung der
> vom Staat zur Verfügung gestellte Geldmenge.
> Zeitglich steigen die Tilgungsvolumen.
> Ansonsten wird kaum jemand Lustschulden machen.
>

Umgekehrt soll das Gremium beim Sinken der wirtschaftlichen Tätigkeit
dem Staat neues Geld geben, um ein Haushaltsdefizit auszugleichen und
die Wirtschaft anzukurbeln?

Welche Einschränkungen siehst Du bei der Kreditvergabe durch
Geschäftsbanken vor?

Wäre das mit einem Trennbankensystem vereinbar?


> Der Staat stellt die Grundgeldmenge zur Verfügung und steuert diese
> Grundgeldmenge entsprechend der wirtschaftlichen Tätigkeiten.
>

Wie legst Du diese Grundgeldmenge fest? Anhand welcher Kriterien?



> 'Keox schrieb:
>>> ------------------
>>> *Ich benötige eine Definition der Seignorage und was genau darunter zu
>>> verstehen ist UND mit welchen Begriffen diese "neue"
>>> Seignorage-Definition bisher bezeichnet wird*. Der von mir eingestellte
>>> Eingangsbeitrag findet wohl keine Beführworter, da er die klassische
>>> Seignorage beschreibt, die heute nur noch beim Münzregal existiert.
>> Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Geldschöpfungsgewinnen. Erstens die
>> klassische Seigniorage, bei der die Differenz zwischen
>> Herstellungskosten und Nennwert als Gewinn entsteht, weil das neu
>> geschöpfte Geld einfach ausgegeben wird. Das trifft heutzutage nur auf
>> die Münzen zu und nicht auf die Banknoten oder das Giralgeld (wobei Arne
>> meint, dass Banken beim Ankauf von Aktiva mit Giralgeld auch die
>> Seigniorage realisieren. Strenggenommen stimmt das aber doch nur, falls
>> diese Aktiva niemals verkauft werden, oder?).
>
> Die Aktiva sind Anlagevermögen, die der Abschreibung unterliegen. Mit
> der Abschreibung wird geldtechnsich das „freie“ Geld wieder eingezogen
> und verschwindet. Es ist nicht ewig im Spiel.
> Banken kaufen immer wieder Anlagevermögen.


Die Frage war doch, ob Banken auch Aktiva erwerben, welche sie nicht
wieder verkaufen. Gibt es dazu irgendwelche Zahlen?



>
> Keox schrieb:
>> Und zweitens die Zinsgewinne, welche entstehen wenn man neugeschöpftes
>> Geld gegen Zinsen verleiht.
>>
>> Dazu meint Huber folgendes:
>>
>> Den Banken fließt bisher ein Geldschöpfungsgewinn durch die
>> Extrazinsmarge zu. Mit Extrazinsmarge ist die Differenz zwischen den
>> Guthabenzinsen gemeint, die Banken tatsächlich zahlen und denjenigen die
>> sie zahlen müssten, wenn sie ihre Kredite auf dem Geldmarkt
>> refinanzieren müssten. Diese Tatsache betrifft die Giroguthaben, wofür
>> die Banken heute keine oder nur niedrige Guthabenzinsen bezahlen. Wenn
>> Banken diese Giroguthaben normal verzinsen müssten, würde ihnen der
>> Extrazinsgewinn entgehen.
>> Überschlagsrechnung für das Jahr 2008: Geldmarktzins von 3 bis 5 % und
>> Kontokorrentzins/Giroguthabenzins von 0,5 bis 1,5 %. Die Differenz von
>> etwa 2 bis 3 % multipliziert mit der Giralgeldmenge ergibt dann einen
>> Geldschöpfungsgewinn von etwa 16 bis 23 Milliarden €.
>
> Der „Extragewinn entgeht nicht. Die Kreditzinsen werden entsprechend
> angehoben. Huber steht für exorbitante Zinsen, das ist ihm nicht bewusst.
>

Du meinst, dass die Banken aufgrund der Konkurrenz untereinander den
Geldschöpfungsgewinn durch Zinseinnahmen im Moment gar nicht realisieren
können, oder? Und zukünftig höhere Kosten auf die Kreditnehmer abwälzen
würde?



> Keox schrieb:
>> Arne Pfeilsticker meint,:
>>
>> dass der Geldschöpfungsgewinn der Banken entsteht weil sie nicht für
>> alles selbst geschöpftes Giralgeld Zinsen an die ZB zahlen müssen.
>> Solange das selbstgeschöpfte Giralgeld innerhalb der Bank bleibt (nach
>> Arne: das Geldterritorium der Bank nicht verlässt) fallen diese
>> Refinanzierungskosten nicht an. Diese entgangenen Kosten sollen den
>> Geldschöpfungsgewinn darstellen.
>>
>> Bei beiden Erklärungen entsteht der Geldschöpfungsgewinn durch nicht
>> anfallende Kosten im Vergleich zur vollen Refinanzierung des
>> selbstgeschöpften Gelds. Beide gelangen bei der Berechnung auch zu
>> ähnlich hohen Beträgen. Sind beide richtig, oder ist eine Erklärung
>> falsch?
>
> Das Giralgeld verbleibt in der Bank. Überweisungen werden nämlich saldiert.
>
> Der Bankensektor zahlt KEINE Zinsen für das Giralgeld an die ZB, da die
> zu haltenden Mindestreserve rückverzinst wird. Genauer: Praktisch sind
> die fast bei Null. Die „Refinazierung ist kostenlos. Einzig für das
> abgehobene Bargeld fallen ZB-Zinsen an und das auchnur zum Teil, da
> einem Teil des Bargelds das Gold gegenübersteht.
>
> Doch ignorieren wir mal die Rückverzinsung. Es ist der Faktor 1:100
> dazwischen. Die 1% schlagen mit 0,01% bei den Kreditzinsen an. Eine
> Verdopplung auf 2% Leitzins verdoppelt auch den Kreditanteil auf 0,02%.
>
> Würde es zu 100% Mindestreserve referenziert werden, entfallen volle 1%
> auf die Kreditzinsen und bei Verdoppelung gleich 2% höhere Kreditzinsen.
>
> Wiederum sind die Kreditzinsen höher als sie sein müssten.

Kannst Du die Kosten für die Zahlungsreserven als Anteil pro 1 E selbst
geschöpftem Giralgeld beziffern?

Da ein Fünftel der Geldmenge M1 als Bargeld vorliegt, sind den Banken
dadurch doch auch Kosten entstanden. Zum Teil laufende Zinskosten aus
noch bestehenden Verbindlichkeiten gegenüber der ZB. Aber auch durch
vergangene Verkäufe von Aktiva an die ZB. Wie lässt sich berechnen wie
hoch diese Kosten an den gegenwärtig noch nicht getilgten
Geschäftsbankenkrediten sind?

Welche Kosten entstehen denn Banken wenn sie mit selbstgeschöpftem
Giralgeld Staatsanleihen kaufen und diese dann der ZB gegen ZB-Guthaben
verkaufen?




> Keox schrieb:
>> Darüber hinaus interessieren mich nun vorallem folgende Fragen:
>>
>> Welche Möglichkeiten gibt es, um das System so zu ändern, dass die
>> Geldschöpfungsgewinne nur der Öffentlichkeit zugute kommen? Vollgeld
>> schafft das ja, aber gibt es noch andere Möglichkeiten?
>
> Erste Möglichkeit: Alle Banken müssen die Gewinne an die Gemeinschaft
> abführen.
>
> Zweite Möglichkeit: Alle Banken sind öffentlich-rechtlich und führen
> dann sowieso alle Gewinne an die Gemeinschaft ab.
>

Dann dürften private Banken das gesetzliche Zahlungsmittel schöpfen. Wie
soll die ZB oder die Politik dann noch Einfluß auf die Geldmenge und die
Kreditvergabe nehmen?


> Vollgeld wird erreicht, sobald das ZB-Geld abgeschafft wird und alle
> Passiva in den Bankbilanzen zu gesetzlichem Zahlungsmittel erklärt werden.
> Mit Vollgeld haben Zinsen nichts zu tun.

Stimmt, aber bei Vollgeld fällt der Geldschöpfungsgewinn als Seigniorage
an.

Wie hoch wären denn die Gewinne der Banken pro Jahr? Hat die Tatsache,
dass nicht bei allen Krediten Geld geschöpft wird einen Einfluss darauf?

>
> In der Monetative ist eine extreme enge Vorstellung von Vollgeld
> vorgeschlagen.
>
> Keox schrieb:
>> Wichtig ist dabei auch die Frage, ob es Unterschiede in der Höhe des
>> Geldschöpfungsgewinns gibt? Abhängig davon ob die klassische Seigniorage
>> oder Zinsgewinne anfallen.
>
> Der Staat erhält eine volle Seignorage, das ist die Grundgeldmenge, die
> bei den öffentlich-rechtlichen Banken dokumentiert ist.
> Die Gewinne erübrigen sich, da sowieso alle Gewinne rückgeführt werden
> müssen.
>

Es gibt also kein ZB-Geld mehr und eine normale öffentliche-rechtliche
Bank soll dann Giralgeld schöpfen, welches der Staat dann als 'ewiger'
Kredit erhält?

Ist in Deinem System denn vorgesehen, dass Banken auch Giralgeld
weiterverleihen sollen oder können? Oder sollen sie bei jeder
Kreditvergabe selbst geschöpftes Geld verleihen?



> Keox schrieb:
>> Desweiteren sollte versucht werden, dass die vergangenen
>> Geldschöpfungsgewinne nachträglich realisiert werden. Zumindest zum Teil.
>
> Werden automatisch realisiert mit dem Auslaufen der noch vorhandenen
> Anleihen außerhalb von Banken. Der Halter erhält Geld, die
> „Staatsverschuldung“ ist dann bei den öffentlich-rechtlichen Banken oder
> von r aus nur bei der Zentralbank.

Also beträgt die Grundgeldmenge mindestens die Höhe der öffentlichen
Schulden?

Was geschieht mit den Staatsanleihen in Banken?


>
> Die Zentralbank muss nicht abgeschafft werden, die kann besehen bleiben,
> muss aber den Status einer Geschäftsbank erhalten zur Vergabe von ganz
> großen Krediten, die für die kleineren öffentlich-rechtlichen Banken
> eine Nummer zu groß sind.

Wie stellst Du Dir die Umwandlung der jetzigen Banken in viele kleine
öffentlich-rechtliche Banken genau vor?


>
> Und das ganz super duper Gimmick ist, wenn keine Bank mehr Geldanlagen
> anbietet, denn dann sinken die Kreditzinsen um die Sparzinsen.
>

Das ist wirklich ein super duper Gimmick. Was glaubst Du würden die
Geldguthabenbesitzer mit ihrem Geld dann anstellen?

Dadurch erhalten die Geldbesitzer zwar kein leistungsloses Einkommen
mehr, aber das Problem des 'Hortens' (Nachfrageausfall) wäre dadurch
nicht verschwunden.


Gruß Keox



--
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik
http://wiki.piratenpartei.de/BE:Squads/Geldordnung
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaGegenwaertigesGeldsystem
: wird noch erweitert.
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaVollgeldreform:
wird noch erweitert.




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