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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Seignorage

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Seignorage


Chronologisch Thread 
  • From: Christian.Seiler <christian.seiler AT hotmail.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Seignorage
  • Date: Wed, 25 Apr 2012 14:20:26 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Natürlich entspricht der Begriff Seignorage noch immer dem ursprünglichen Sinn.

Als zentrale Stelle die das Kreditgeld in den Umlauf bringt erhält die Zentralbank eine Seignorage auf die von ihr vergebenen Kredite.

Geschäftsbanken haben hingegen keine Seignorage. Da sie erstens kein Geld (genauer kein ZBG) sondern nur ein Geldsubstitut in Umlauf bringen. Buchgeld ist tatsächlich nur ein Anspruch auf Geld. Wenn ich eine Einlage tätige gebe ich eine gewisse Menge Geld/Zentralbankgeld/Bargeld auf, übergebe sie der Bank und bekomme dafür eine Forderung gegenüber der Bank auf Geld/Zentralbankgeld/Bargeld. Das spiegelt sich auch in der juristischen Definition wieder wonach Giralgeld kein gesetzliches Zahlungsmittel ist (wobei das natürlich nur eine juristische Wurschterei ist die wenig über die ökonomische NAtur aussagt). 
Das was die Banken verdienen an der Kreditvergabe ist tatsächlich mit dem Risiko der Fristentransformation begründbar. Während Bankeinlagen in der Regel sofort abrufbar sind, sind Kredite langfristig gebunden. Eine Bank muss deshalb zwar Einlagen auszahlen, kann durch Kredite vergebenes Geld jedoch nicht sofort zurückfordern. Dadurch trägt sie in der Giralgeldschöpfung und durch die Schaffung von Krediten immer ein inhärentes Insolvenzrisiko dass niemals, in keiner einzigen Geschäftsbankbilanz dieser Welt, null ist. Sobald auch nur ein KRedit vergeben wird, ist das Risiko größer als null.
Tatsächlich lässt sich damit auch einfach sehen warum Geld, dass als Festgeld oder Terminanlage angelegt ist immerzu einen größeren Zins abwirft als Geld in Sichteinlagen: Die Bank eliminiert dadurch ganz einfach einen Teil des Risikos, da sie damit auch eine illiquide langfristige Einlage schafft. Die Bank profitiert also nicht von der Geldschöpfung an sich sondern von der Transformation der Fristen. Natürlich geht in einem Kreditgeldsystem die Giralgeldschöpfung miteinher! Es ist jedoch leicht zu sehen warum nicht allein die Schaffun von Giralgeld an sich eine Seignorage abwirft.
Würde eine Bank Einlagen in Höhe von 100 haben, und damit einen Kredit von 100 schaffen, hätte sie keinen Cent mehr. Fällt nun der Krdit aus, würde die Bank sofort insolvent sein. Fällt nun einem Anleger ein, dass er früher sein Geld zurück haben will als der Kreditnehmer das Geld vertraglich zurück zahlt, so wäre die Bank auch insolvent, sie könnte die Einlage nicht mehr auszahlen. Die Bank wäre insolvent. Damit ist klar, dass es Kosten in Höhe von Risiko plus administrative Kosten plus Seignorage an die Zentralbank gibt! Ein Teil dieser Kosten werden durch die Zinsen der Kredite gedeckt. Je nachdem wie kompetitiv der Markt ist, und in diesem Fall ist er sehr kompetitiv, sind Zins=Kosten.

Die Seignorage entsteht hingegen ohne Risiko und allein durch die Schaffung von Geld. Warum gibt es die Seignorage heute überhaupt? Das liegt ganz einfach daran, dass wir ein monopolisiertes Geldsystem haben, in dem einzig und allein die Zentralbank Zentralbankgeld emitieren kann. Alles andere sind tatsächlich nur Buchgeld in seinem wirklichen Sinne: Kein Geld sondern lediglich Ansprüche (Claims) auf Geld.



Am 25.04.2012 13:02, schrieb Axel Grimm:
Eckhard Rülke schrieb:
also mal rein logisch: Wenn ich eine Banknote oder ein anderes Zahlungsmittel herstelle und anschließend damit einkaufen gehe, habe ich einen Vorteil, den man evtl. Seigniorage nennt. Der Vorteil ist die Differenz zwischen dem Herstellungsaufwand und dem Tauschwert.

Wenn ich ein Zahlungsmittel - oder irgendwas anderes - herstelle und es dann anderen Personen zur Verfügung stelle (ohne von denen was Adäquates zurück zu bekommen) habe ich erstmal keinen Vorteil, sondern nur Aufwand - also Seigniorage negativ. Das schwächt sich evtl. etwas ab, wenn ich Gebühren (Zinsen) verlange.

Was ist an dieser Überlegung falsch bzw. bei der Bereitstellung von Banknoten für die Geschäftsbanken anders?

Gruß, Egge

Danke, daran ist gar nichts falsch.

Als "Falschgeldner" bringst Du Geld in den Umlauf, das im System verbleibt. Seignorage hat hier die ursprüngliche Bedeutung.

Als geldschöpfende Stelle bist Du ein Dienstleister, das der Geldschöpfer (der den Kredit angefragt hat und den Du als sicher zertifizierst hast) in den Umlauf bringt und den Du erstellst.
Es entstehen erst mal nur Zahlen. Die Zahlen lassen sich auch auf dingliche Informationsträger drucken (Bargeld), womit Du erst mal wieder nur Kosten hast aber keine Einahme oder gar eine Seignorage im klassichen Sinn.

Nur Kosten geht nicht, Du benötigst auch Einnahmen und nimmst eine Gebühr = den Zins. Sollte Deine Einnahmen nun höher als die Ausgaben sein, dann hast Du einen Ertrag aus operativer Geschäftstätigkeit.
Wird eine Einnahme aus operativer Geschäftstätigkeit als Seignorage bezeichnet, ist der Begriff Seignorage nicht mehr der, der es mal mal war. Der Begriff Gewinn oder Rendite könnte gestrichen werden und durch Seignorage ersetzt werden.

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Ich bin ein Freund der Geldentstehung nur bei öffentlichen-rechtlichen Institutionen, bei der Personen und Firmen als Alternative zum Geldverleih anklopfen können und werden, sobald die Geldverleihzinsen zu hoch sind. Stellen wir die Zinssätze sehr niedrig ein, muss der Geldverleihzins ebenfalls sehr niedrig sein.

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*Ich benötige eine Definition der Seignorage und was genau darunter zu verstehen ist UND mit welchen Begriffen diese "neue" Seignorage-Definition bisher bezeichnet wird*. Der von mir eingestellte Eingangsbeitrag findet wohl keine Beführworter, da er die klassische Seignorage beschreibt, die heute nur noch beim Münzregal existiert.





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