ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
Listenarchiv
- From: "Georg v. Boroviczeny" <georg AT von-boroviczeny.de>
- To: "'Mailingliste der AG Drogen'" <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Drogen] Wieder etwas hochgeistliches von Frau Dyckmans
- Date: Fri, 27 Jan 2012 12:06:14 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
1.) ich würde (bei einer Festnahme) IMMER auf die Hinzuziehung eines Anwalts
bestehen (Adresse/Telefonnummer bereit haben, es gibt 24-Stunden-Dienste)
2.)
>Im gesamten Ostblock gabs kein Hanfproblem! LSD? Kannte
>keiner. Heroin? Auch nicht. Warum nicht?
leider falsch: zumindest Opiate waren bekannt/Problem; in der UdSSR aus
deren Afghanistan-Einsatz und vom -normalen- Mohn-Anbau ('polnische Tinke',
ein wässriger oder alkoholischer Auszug aus den Mohnpflanzen-Resten, nicht
gehaltvoll, aber soso-lala; Hauptproblem dort wie hier und überall. Alkohol;
über Tabak/Nikotin sprach man damals -noch- nicht, bzw. nicht im heutigen
Umfang und mit heutigem Problembewusstsein
Geor
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-drogen-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-drogen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Bettina &
Michael Demus
Gesendet: Freitag, 27. Januar 2012 11:56
An: Mailingliste der AG Drogen
Betreff: Re: [AG-Drogen] Wieder etwas hochgeistliches von Frau Dyckmans
Hallo Piraten,
Ich kann Euch meine Geschichte nicht haarklein erzählen, aber zumindest
teilweise. Ich schätze mal, dass einiges selbsterklärend ist. Spiff hat
mich gefragt ob ich auch die Situation des Anderen kenne und ich habe
das bejaht. Das war nicht leichtfertig dahin gesagt. Nein, ich hatte
keine Pistole am Kopf, mich haben meine Kollegen Anfang 2008 nur ein
bisschen verhauen. Ich war (angetrunkener) Beifahrer als wir angehalten
wurden. Weil ich den Beamten darauf hinwies, dass er weder irgendeinen
Tatvorwurf hatte, noch irgendeinen anderen Grund uns anzuhalten sprach
er mir echt die "Vorläufige Festnahme" aus. Lange Rede - kurzer Sinn.
Ich fand mich bei einer (widerrechtlichen) Blutentnahme wieder und wurde
ein Jahr später wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und
mehrfacher Beleidigung und Körperverletzung angeklagt. Das
Strafverfahren wurde in der Hauptverhandlung eingestellt, jetzt streite
ich mit meinem Dienstherren.
Klar hätte ich diese (illegale) Festnahme verhindern können wenn ich dem
Beamten von vornherein gesagt hätte, dass wir Kollegen sind. Aber ich
bin keiner der es sich oder anderen einfach macht. Ich hab bereits 2001,
kurz nachdem ich Drogenfahnder wurde, im Net nach Diskussionspartnern
gesucht. Ich hab mich jahrelang in der Jurathek von Hettenbach engagiert
und die Leute dazu aufgefordert auf ihrem Recht zu pochen. Und jetzt
sollte ich kneifen? Nee.
Die Drogenfahndung in Berlin wird von der Kripo erledigt. Mit
Verkehrssachen hatte ich nur wenig zu tun. Aber, weil ich in der
Jurathek arbeitete, blieb es nicht aus, dass sich viele Leute an uns
wandten, die wegen Drogen im Straßenverkehr belangt wurden. Also begann
ich mich mit dem Thema Drogen - MPU zu beschäftigen. Ich hatte in
Hettenbach den besten Lehrer den es gibt und in den Verkehrspsychologen
der Jurathek noch bessere. Da könnte ich ne Verbindung herstellen. Ich
bin sicher, dass Michael Hettenbach die Piraten unterstützen würde wenn
er gesund ist. Fakt ist, dass Drogen-MPU weitaus schwieriger zu bestehen
sind als die Alk-MPU. Das kann ich Euch gern mal genauer erklären wenn
Ihr wollt.
Was die erzwungenen Blutentnahmen angeht:
Seit Ende 2008 muss ein Richter angerufen werden. Auch Nachts. Das ist
zwar immer noch nicht das Gelbe vom Ei, aber es bremst solche Beamte
doch sehr wenn sie einen Richter anlügen sollen. Wird dagegen verstoßen,
muss der Betroffene klagen. In Berlin hat das in kürzester Zeit dazu
geführt, dass die Polizei sich an die Regeln hält, weil sie jedesmal die
gegnerischen Anwälte bezahlen mussten, was wiederum einen fünfstelligen
Betrag kostete.
Jetzt noch die "Prohibition". Ich weiß, dass sie funktionieren kann,
aber nicht unter den heutigen gesellschaftlichen Verhältnissen. He, kein
Aufschrei bitte! Im gesamten Ostblock gabs kein Hanfproblem! LSD? Kannte
keiner. Heroin? Auch nicht. Warum nicht? Weil es nichts zu verdienen
gab. Es gab einfachere Mittel im Osten Geld zu verdienen. Aber in einer
globalisierten Welt?
Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass zumindest die
Cannabisproblematik seit Mitte der 90er ihre eigene Dynamik bekommen
hat, die dann nochmal 2005/2006 einen neuen Schub erhielt. Komische
Zahlen? Ich erkläre es. Mitte der 90er stabilisierte sich die
Konsumentenzahl auf hohem Niveau. 2005 beschlossen die Holländer und
Spanier, dass es einfacher ist in Deutschland Indooranlagen zu betreiben
als den Bedarf für die Fußball-WM von außen nach Deutschland zu bringen.
Plötzlich waren im Vorfeld der WM diverse Experten aus Holland in
Deutschland unterwegs und bauten Zuchtanlagen auf. Seitdem wird der
Bedarf wohl eher in D gedeckt als durch Importe. Ich bezweifle dass es
rückgängig gemacht werden kann.
Was H-Konsumenten angeht hab ich so viel Elend ghesehen, dass es für
mehrere Leben reicht. Denen muss einfach nur geholfen werden. Ich bin
nicht der Meinung dass nun wirklich jede Droge freigegeben werden muss.
Krokodil muss eher nicht sein. Daher wird es wohl auch immer Verbote
geben. Ich denke, dass sich diese Verbote jedoch am tatsächlichen
Gefährdungspotential messen lassen müssen, dann erfahren sie auch
Akzeptenz in der Bevölkerung.
Gruß Micha
--
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