Deine Argumentation mit den zunehmenden Einbrüchen in Privathäuser
ist nicht ganz von der Hand zu weisen, aber
1.) wissen Diebe idR nicht vorher, wer Waffen hat, deshalb sind
gezielte Einbrüche zur Waffenbeschaffung wohl eher die Ausnahme
2.) sind Privathäuser bewohnt und schon deshalb sicherer als
Schützenhäuser oder andere zentrale Lager.
3.) müssen bei einer solchen Diskussion auch die negativen
Auswirkungen einer Neuregelung berücksichtigt werden. Deshalb
müsstest Du Dich bei Aufstellung einer solchen Forderung auch mit
den im Wiki genannten negativen Auswirkungen auseinandersetzen
Insgesamt kann ich, wie schon im Wiki dargestellt, einen
Sicherheitsgewinn nur für wenige Tatkonstellationen sehen, während
die Gefahren für andere und der Aufwand/die Kosten sich erhöhen.
Emotionale Begründungen lasse ich nicht gelten. Nur weil sich Leute
dann sicherer *fühlen* würden, ist für mich kein Grund einer
Gesetzesänderung. Eher ein Grund, die Leute besser über die
tatsächlichen Fakten aufzuklären. Es gibt sicher in diesem Land
genug Leute, die sich auch durch Terrorismus bedroht fühlen und eine
weitere Verschärfung von Gesetzen begrüßen würden. Ich denke aber,
dass wir wohl einer Meinung sind, dass ein Nachgeben auf diesem
Gebiet unsere Freiheiten unbegründeterweise beschneiden würde. Das
gleiche fordere ich für alle Gebiete der Gesetzgebung.
Am 21.07.2012 23:43, schrieb ukw:
Hallo Mats,
Danke für Deine wirklich sehr ausführliche Mail. Nachdem ich
gestern meinen ersten Auftritt hier auf der Liste hatte und
bisher sehr wenig über mich erzählt habe, werde ich beginnen die
eine oder andere persönliche Information einzustreuen. Ich
vermute mal, dann werden viele von Euch mein Anliegen ehr
verstehen und es wird weniger Zeit mit dem Herumrätseln vertan,
was denn der ukw für einer ist und was der ukw eigentlich im
Schilde führt. Mit anderen Worten: ich habe zwar schon einmal
gesagt, das ich keinem von Euch den Spaß am Schießen nehmen
will. Wirklich nicht. Ich habe selbst oft genug geschossen und
erinnere mich an die Freude und tiefe Befriedigung die damit
einhergehen kann. Ich traue mich gerade nicht, das erlebte
Empfinden noch emotionaler zu formulieren, denn das könnte
falsch verstanden werden. Es ist wie beim Sex. Man geniest aber
spricht nicht über die Details. Warum auch.
Ich bin kein aktiver Sportschütze mehr - halt das stimmt nicht,
aber ich schieße nicht mehr mit Kurz- oder Langwaffen. Aber mit
traditionellen Holzbögen schieße ich noch.
Ich bin in einem Forsthaus aufgewachsen, in einem Umfeld, wo es
etwa 12 - 15 großkalibrige Gewehre und mehrere Revolver und
Pistolen gab. Damals (ist ja schon sehr lange her) noch völlig
frei zugänglich für uns Kinder. Mein Vater lebte mir/uns einen
wirklich vorbildlichen Umgang mit den Waffen im Haus schon im
Kindesalter vor. Solange ich denken kann war das so.
Ich habe meinem Vater damals auch beim Nachladen der Munition
geholfen (38 Spezial und 375 Magnum sowie 9mm Pistolenmunition)
Ich kenne das alles.
Ich entnehme Deiner Mail, das Du einer von denen bist, die sich
wirklich vorbildlich verhalten und soweit ich das Deiner
Beschreibung entnehmen kann auch Deine Waffen vorbildlich und
sicher in Deinem Haus lagerst. Ehrlich gesagt, müsste ich mich
selbst erstmal wieder über die derzeitigen genauen gesetzlichen
Bestimmungen informieren, um das wirklich beurteilen zu können,
aber mein Gefühl sagt mir: Du bist wirklich überhaupt nicht das
Problem. Wenn alle Sportschützen so vorbildlich und
verantwortungsvoll handeln würden wie Du, dann hätte Winnenden
nicht so stattfinden können.
Zurück zu den Schilderungen meiner Kindheit. Die Waffen lagerten
damals in einem wunderschönen Gewehrschrank aus hellem
Eichenholz, welcher mit geschnitzten Jagtmotiven in den
Türfüllungen das Prachtstück in dem zentralen Eingangsbereich
unseres Hauses war. Ich erinnerte mich, wie ich als Junger Mann
dann erschrocken war, als dieser schöne Schrank dann durch einen
schnöden Schrank der Schutzklasse # ersetzt worden war. Meine
Mutter versuchte zwar mit Dekoration das Ungetüm aufzuhübschen,
aber da war nicht viel zu retten.
Mir wurde bewußt, das sich die Zeiten geändert haben.
Heute weiß ich, das sich noch viel mehr geändert hat. Nicht nur
die Aufbewahrung der Waffen ist jetzt gesetzlich viel schärfer
geregelt, sondern auch viele anderen Dinge in unserem Leben sind
schärfer kontrolliert, gesetzlich bestimmt. Höhere Anforderungen
in jedem Bereich. Alles muss besser werden Es muss bessere
Leistung erbracht werden, es muss mehr gezahlt werden. Der Druck
auf uns alle steigt und steigt. Mehr Leistung soll von weniger
Mitarbeitern erbracht werden. Die Peitsche knallt in einem fort.
Hartz 4 oder Mehrleistung. Dazwischen soll man sich entscheiden.
Ich denke, jeder kann dazu viele Beispiele in seinem eigenen
Leben finden.
Dieser ständig wachsende Druck geht ja nicht spurlos an uns
vorbei. Burn out, Depressionen, zunehmende Aggression und
ständig steigende Fallzahlen psychosomatischer Erkrankungen
beweisen das. Kinder und Jugendliche in unseren Schulen zeigen
immer häufiger auffällige Verhaltensweisen. Wir alle sind davon
betroffen und da der Druck auf jeden von uns in den Letzten
Jahrzehnten immer nur gestiegen ist und sich nichts über einen
längeren Zeitraum mal entspannter und leichter geworden ist...
darum bin ich mir sicher, das auch in Zukunft der Druck
keinesfalls weniger werden wird.
Und darum bin ich heute und jetzt vor dem PC und schreibe mit
meinen ungelenken Fingern meine Mails in dieser Liste.
Ein Waffenbesitzer muss dieser Veränderung entsprechend sein
bisheriges Verständnis von angemessener Sicherheit und
verantwortungsvoller Aufbewahrung seiner Schätze neu überdenken.
Im Interesse aller sollte sich keiner grundsätzlich weigern die
Situation neu zu Überdenken. Das habe ich auch gemacht und ich
versuchte aus meinem Verständnis und meiner Kenntnis heraus
eine gute Lösung für alle zu finden.
Nun zu den Punkten Deiner Mail meine Fragen:
In vielen Tresoren von Banken lagern Schmuck, Gold,
Kunstgegenstände, Diamanten usw. Man kann also durchaus von
Zentrallagerung sprechen. Es gibt auch Tresore in Häusern, die
Schmuck und Gold bergen. Gerade in den letzten 4 Jahren nimmt
die private Hortung von edlen Metallen enorm zu. Haben diese
Menschen weniger Probleme ihr sehr wertvolles Gut in Tresoren zu
lagern? Ja, denn viele misstrauen auch den Banken und gehen
davon aus, das sie vielleicht am Tage X vor verschlossenen Türen
stehen. Darum lagern diese Menschen dann manchmal doch wieder im
eigenen Haus. Ich weiß, dass in vielen Waffenschränken auch
Schmuck, Gold und andere Wertgegenstände gelagert werden. Mein
Bruder lagert dort auch seine teuren Kameras und Ferngläser von
Zeiss und Svarovski. Ihr wisst, das so ein Glass schnell mal
2000,- Euro kostet und ein Teleobjektiv mit hoher Lichtstärke
und schnellem Autofokus + Verschlusszeiten kostet schnell mal
eine 5 stellige Summe. Und oft nicht nur die eigenen
Wertgegenstände, sondern auch die von guten Freunden und engeren
Familienmitgliedern lagern in Euren Waffenschränken. Ein
Einbruch ins private Haus mit einem Waffenschrank ist deswegen
sogar noch wahrscheinlicher und gute Beute ist sicher.
Eine Aufbewahrung der Waffen an dem Ort, wo auch geschossen
werden darf ist bestimmt kein größeres Risiko. Sonst gäbe es
keine Tresore in Banken, sondern die Mitarbeiter würden jeder
einen Teil mit nach hause nehmen. Die Wahrscheinlichkeit eines
Totalverlustes wäre ja geringer. Ebenso in Apotheken, wo viele
Suchtstoffe zentral gelagert werden. Warum nimmt der Apotheker
das Zeug nicht mit zu sich nach Haus?
Nochmals. Ich spreche nicht von Ihnen. Sie lagern ihre Waffen
sehr vorbildlich und den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend
sicher. Ich halte Zentrallagerung auch aus dem Grund für besser,
weil man diesen Ort wirklich gut und effektiv schützen kann und
nicht jedesmal in der Privatsphäre von tausenden von
Waffenbesitzern eindringen und kontrollieren bräuchte.
Forstämter/ Jäger die in unmittelbarer Nähe am Revier wohnen
stellen eine Ausnahme dar. Dort sind andere Voraussetzungen
gegeben.
Abschließend: Ich will keinen Waffenbesitzer kriminalisieren,
nicht unnötig schikanieren oder die Öffentlichkeit gegen Euch
aufhetzen. Ich will das ihr Euren Sport, Euren Spaß und Euer
Hobby möglichst uneingeschränkt ausüben könnt. Ich will aber
auch dem Aspekt Rechnung tragen, das auch Du nicht - bei allem
Respekt und Anerkennung Deines persönlichen Umgangs mit Deinen
Waffen - auch Du kannst nicht für alle anderen Waffenbesitzer
garantieren. Bevor die Überwachung der hauseigenen Lagerung
absurde Formen annehmen würde, halte ich die Zentrale Lagerung
und Überwachung der Sportwaffen für vorteilhafter und
wahrscheinlich auch für kostengünstiger.
Können wir hier weiter argumentieren, oder verhärten sich die
Fronten nur noch unnötig?
mfg
ukw
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