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ag-waffenrecht - Re: [Ag-waffenrecht] DANKE

ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Waffenrecht

Listenarchiv

Re: [Ag-waffenrecht] DANKE


Chronologisch Thread 
  • From: Kaspardavid <Kaspardavid AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-waffenrecht] DANKE
  • Date: Sun, 22 Jul 2012 22:20:20 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-waffenrecht>
  • List-id: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht.lists.piratenpartei.de>

Ahoi ukw,

willst Du WIRKLICH ernsthaft diskutieren? Ich habe den Eindruck, Dir ist langweilig und Du führst uns vor.

Aber sei es drum, ich hatte Dich ja bereits als kindischen Diskussionspartner disqualifiziert (lies bitte nochmal Deine „Heiligsprechung“ an Robert und sag selbst: das war doch kindisch, oder?), aber ich denke, Deine Hartnäckigkeit und Wortwahl zeigt, dass du zumindest geistig sehr wohl was drauf hast, wenn ich auch noch nicht genau hinter Deine Intentionen gekommen bin.

So, dann wollen wir mal…

Nachdem ich gestern meinen ersten Auftritt hier auf der Liste hatte und bisher sehr wenig über mich erzählt habe, werde ich beginnen die eine oder andere persönliche Information einzustreuen. Ich vermute mal, dann werden viele von Euch mein Anliegen ehr verstehen und es wird weniger Zeit mit dem Herumrätseln vertan, was denn der ukw für einer ist und was der ukw eigentlich im Schilde führt. Mit anderen Worten: ich habe zwar schon einmal gesagt, das ich keinem von Euch den Spaß am Schießen nehmen will. Wirklich nicht. Ich habe selbst oft genug geschossen und erinnere mich an die Freude und tiefe Befriedigung die damit einhergehen kann. Ich traue mich gerade nicht, das erlebte Empfinden noch emotionaler zu formulieren, denn das könnte falsch verstanden werden. Es ist wie beim Sex. Man geniest aber spricht nicht über die Details. Warum auch. Ich bin kein aktiver Sportschütze mehr - halt das stimmt nicht, aber ich schieße nicht mehr mit Kurz- oder Langwaffen. Aber mit traditionellen Holzbögen schieße ich noch. Ich bin in einem Forsthaus aufgewachsen, in einem Umfeld, wo es etwa 12 - 15 großkalibrige Gewehre und mehrere Revolver und Pistolen gab. Damals (ist ja schon sehr lange her) noch völlig frei zugänglich für uns Kinder. Mein Vater lebte mir/uns einen wirklich vorbildlichen Umgang mit den Waffen im Haus schon im Kindesalter vor. Solange ich denken kann war das so. Ich habe meinem Vater damals auch beim Nachladen der Munition geholfen (38 Spezial und 375 Magnum sowie 9mm Pistolenmunition)
Ich kenne das alles.

Abgesehen davon, dass ich noch einen kenne (Hollarius), der beinahe jeden Satz mit "ich" anfängt, bin nicht sicher, ob ich Dir das abnehmen soll. Ich würde es Dir wirklich gern glauben, aber mein Bauchgefühl (und ich hab ne ziemliche Wampe!) sagt mir, dass Du Dich hiermit nur als „Kenner der Materie“ – wie soll ich sagen – einschleimen willst. Zumindest frage ich mich, warum Du erst jetzt plötzlich damit rausrückst (so nach dem Motto: „Ihr habt Euch sicher gewundert woher ich so viel weiß, aber jetzt wo ich einen Freund unter Euch habe kann ich es Euch ja sagen: ich bin Geheimagent“)…

Deiner Mail entnehme ich, das Du einer von denen bist, die sich wirklich vorbildlich verhalten und soweit ich das Deiner Beschreibung entnehmen kann auch Deine Waffen vorbildlich und sicher in Deinem Haus lagerst. Ehrlich gesagt, müsste ich mich selbst erstmal wieder über die derzeitigen genauen gesetzlichen Bestimmungen informieren, um das wirklich beurteilen zu können, aber mein Gefühl sagt mir: Du bist wirklich überhaupt nicht das Problem. Wenn alle Sportschützen so vorbildlich und verantwortungsvoll handeln würden wie Du, dann hätte Winnenden nicht so stattfinden können.

Erst noch ein bischen loben, dann scharf abbiegen Richtung Winnenden… Nein, dann hätte Winnenden nicht /so/ stattfinden können, aber anders.

Zurück zu den Schilderungen meiner Kindheit. Die Waffen lagerten damals in einem wunderschönen Gewehrschrank aus hellem Eichenholz, welcher mit geschnitzten Jagtmotiven in den Türfüllungen das Prachtstück in dem zentralen Eingangsbereich unseres Hauses war. Ich erinnerte mich, wie ich als Junger Mann dann erschrocken war, als dieser schöne Schrank dann durch einen schnöden Schrank der Schutzklasse # ersetzt worden war. Meine Mutter versuchte zwar mit Dekoration das Ungetüm aufzuhübschen, aber da war nicht viel zu retten. Mir wurde bewußt, das sich die Zeiten geändert haben.

Schilderungen Deiner Kindheit? Jetzt drängt sich mir schon wieder die Frage nach Deinem Alter auf. Zudem kaufe ich Dir das nicht ab. Den hässlichen Tresor im Eingangsbereich? Wozu? Hattet Ihr keinen Keller? Na ja zugegeben, hier stelle ich Mutmaßungen an, aber ich will ja auch aufzeigen, was mich zu meiner Vermutung veranlasst, dass Du uns an der Nase herum führst. Und: ja, die Zeiten haben sich geändert, das Kilo Schwarzpulver kostet mittlerweile satte 70 Euro (und die Verlängerung des Sprengstoffscheins satte 100) …

Heute weiß ich, das sich noch viel mehr geändert hat. Nicht nur die Aufbewahrung der Waffen ist jetzt gesetzlich viel schärfer geregelt, sondern auch viele anderen Dinge in unserem Leben sind schärfer kontrolliert, gesetzlich bestimmt. Höhere Anforderungen in jedem Bereich. Alles muss besser werden Es muss bessere Leistung erbracht werden, es muss mehr gezahlt werden. Der Druck auf uns alle steigt und steigt. Mehr Leistung soll von weniger Mitarbeitern erbracht werden. Die Peitsche knallt in einem fort. Hartz 4 oder Mehrleistung. Dazwischen soll man sich entscheiden. Ich denke, jeder kann dazu viele Beispiele in seinem eigenen Leben finden.
Dieser ständig wachsende Druck geht ja nicht spurlos an uns vorbei. Burn out, Depressionen, zunehmende Aggression und ständig steigende Fallzahlen psychosomatischer Erkrankungen beweisen das. Kinder und Jugendliche in unseren Schulen zeigen immer häufiger auffällige Verhaltensweisen. Wir alle sind davon betroffen und da der Druck auf jeden von uns in den Letzten Jahrzehnten immer nur gestiegen ist und sich nichts über einen längeren Zeitraum mal entspannter und leichter geworden ist... darum bin ich mir sicher, das auch in Zukunft der Druck keinesfalls weniger werden wird.

Jetzt wird’s dramatisch! Du versuchst uns gerade auf Deinen Weg einzustimmen, in dem Du erklärst, dass *die Menschen* immer mehr unter psychischem Druck stehen, unberechenbarer werden. Das soll uns wohl sensibel machen auf Deine folgenden Vorschläge.

Und darum bin ich heute und jetzt vor dem PC und schreibe mit meinen ungelenken Fingern meine Mails in dieser Liste.

Noch schnell ne runde Mitleid haschen…

Ein Waffenbesitzer muss dieser Veränderung entsprechend sein bisheriges Verständnis von angemessener Sicherheit und verantwortungsvoller Aufbewahrung seiner Schätze neu überdenken.

Ah, jetzt kommts. Weil *man* mittlerweile nicht mehr von der Arbeit erschöpft ist, sondern an „burn out“ leidet, sollen *wir* unser Verständnis von „angemessen“ und „verantwortungsvoll“ neu überdenken? Wer sagt denn dass ich das muss? Ich habe bestehende gesetzliche Vorschriften einzuhalten, und das tue ich auch, genau so wie Mats (den Du ja inzwischen lieb hast) und ca. 2 Millionen (2.000.000) Legalwaffenbesitzer in Deutschland auch.

Im Interesse aller sollte sich keiner grundsätzlich weigern die Situation neu zu Überdenken. Das habe ich auch gemacht und ich versuchte aus meinem Verständnis und meiner Kenntnis heraus eine gute Lösung für alle zu finden.

Ich HABE die Situation bereits mehrfach überdacht, gerade im Interesse aller. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir keine gute Lösung brauchen, sondern die beste Lösung haben! Übrigens: nicht nur ich, sondern jeder, der sich mit der Materie auskennt.

Nun zu den Punkten Deiner Mail meine Fragen:

In vielen Tresoren von Banken lagern Schmuck, Gold, Kunstgegenstände, Diamanten usw. Man kann also durchaus von Zentrallagerung sprechen. Es gibt auch Tresore in Häusern, die Schmuck und Gold bergen. Gerade in den letzten 4 Jahren nimmt die private Hortung von edlen Metallen enorm zu. Haben diese Menschen weniger Probleme ihr sehr wertvolles Gut in Tresoren zu lagern? Ja, denn viele misstrauen auch den Banken und gehen davon aus, das sie vielleicht am Tage X vor verschlossenen Türen stehen. Darum lagern diese Menschen dann manchmal doch wieder im eigenen Haus. Ich weiß, dass in vielen Waffenschränken auch Schmuck, Gold und andere Wertgegenstände gelagert werden. Mein Bruder lagert dort auch seine teuren Kameras und Ferngläser von Zeiss und Svarovski. Ihr wisst, das so ein Glass schnell mal 2000,- Euro kostet und ein Teleobjektiv mit hoher Lichtstärke und schnellem Autofokus + Verschlusszeiten kostet schnell mal eine 5 stellige Summe. Und oft nicht nur die eigenen Wertgegenstände, sondern auch die von guten Freunden und engeren Familienmitgliedern lagern in Euren Waffenschränken.

Dann werde ich der Geschäftsfrau mal vorschlagen, dass Sie ihren Schmuck doch wieder besser in den Banktresor legt, dort ist er wirklich viel sicherer als zu Hause. Aber vielleicht will sie den Schmuck ja auch mal tragen? Vielleicht hat Dein Bruder seine teure Kamera auch deshalb zu Hause, weil er sie nicht ständig aus dem Banktresor holen will, wenn er mal ein Foto schießen will.

Siehst Du, und ich will (und muss per Gesetz; Stichwort „Bedürfnis“) mit meinen Waffen schießen. Ich muss teilweise bei Bezirkswettkämpfen mit vier verschiedenen Waffen wegen der verschiedenen Disziplinen an einem Wochenende in 3 verschiedene Schützenhäuser reisen, trainiere mehrmals die Woche. Wo soll ich die Waffe lagern? Bei meinem Heimatverein? Auf der Wettkampfanlage? Auf welcher Wettkampfanlage?

Jetzt sag ich Dir mal eins, lieber ukw: zentrale Lagerung ist gefährlich und unpraktikabel, PUNKT! Wenn Du etwas anderes behauptest, begleite einen Sportschützen mal ein paar Wochen zum Training und auf Wettkämpfe, Dich zwingt auch keiner selbst zu schießen.

Ein Einbruch ins private Haus mit einem Waffenschrank ist deswegen sogar noch wahrscheinlicher und gute Beute ist sicher.

...so der Einbrecher erst mal weiß, in welchem Haus überhaupt ein Waffenschrank steht! Wenn er aber weiß, dass alle Waffen in Schützenhäusern lagern, ist ein Einbruch dort sogar noch wahrscheinlicher und gute Beute ist sicher! Aber wozu einbrechen: er lässt sich als Gastschütze von der Standaufsicht ne Vereinswaffe geben, bedroht damit die Aufsicht und lässt sich den Tresor öffnen. Bis die Polizei dann im Wald vor Ort ist...

Eine Aufbewahrung der Waffen an dem Ort, wo auch geschossen werden darf ist bestimmt kein größeres Risiko.

Doch! Sagt jeder der Ahnung hat, sagt die Kripo. Sagt einem auch der gesunde Menschenverstand, wenn man weiß, wo Schützenhäuser in der Regel liegen (abgelegen im Wald oder außerhalb Ortschaften) und wie der Ablauf eines Trainingstages, eines Gastschießens oder Wettkampftages auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene abläuft.

Sonst gäbe es keine Tresore in Banken, sondern die Mitarbeiter würden jeder einen Teil mit nach hause nehmen. Die Wahrscheinlichkeit eines Totalverlustes wäre ja geringer.

Das ist als Argument so lächerlich, aber ich versuche einfach mal so zu tun, als meintest Du dies wirklich ernst. Also, warum die Mitarbeiter das Geld nicht mit nach Hause nehmen? Es ist NICHT IHR GELD, sondern das der Kunden! Als gelernter Bankkaufmann ich muss jetzt erst mal kurz durchatmen, bevor ich weiter antworte…

O.K., kann weitergehen!

„Ebenso in Apotheken, wo viele Suchtstoffe zentral gelagert werden. Warum nimmt der Apotheker das Zeug nicht mit zu sich nach Haus?“

Muss ich da wirklich drauf antworten? Gut, meinetwegen: Weil er es nicht darf, sonst verstößt er gegen das Betäubungsmittelgesetz! Und weil er es nicht von zu Hause aus verkauft, sondern in seiner Apotheke, und zwar ausschließlich in seiner eigenen Apotheke, er muss damit auch nicht in zwanzig verschiedene Apotheken auf Wettkämpfe fahren. Und weil nicht er die ganzen Medikamente braucht, sondern seine Kunden.
Nimms mir nicht für krumm, ukw, aber irgendwie beschleicht mich das Gefühl, mich will hier ein 10jähriger verarschen.

Ich halte Zentrallagerung auch aus dem Grund für besser, weil man diesen Ort wirklich gut und effektiv schützen kann und nicht jedesmal in der Privatsphäre von tausenden von Waffenbesitzern eindringen und kontrollieren bräuchte.

Nein, denn die tausende Waffenbesitzer hätten ja trotzdem keine Privatsphäre mehr, weil sie Wache an Ihren Schützenhäusern schieben müssten, die sich überwiegend außerhalb geschlossener Ortschaften befinden (Lärm-Emmission!), und nicht wie die gemeine Volksbank oder Sparkasse mitten in der Innenstadt auf der Hauptstraße. Und komm mir jetzt nicht mit Alarmanlagen oder elektronischer Überwachung, bis die Polizei am Schützenhaus im Wald ist, ist die Bude leergeräumt.

Forstämter/ Jäger die in unmittelbarer Nähe am Revier wohnen stellen eine Ausnahme dar. Dort sind andere Voraussetzungen gegeben. Abschließend: Ich will keinen Waffenbesitzer kriminalisieren, nicht unnötig schikanieren oder die Öffentlichkeit gegen Euch aufhetzen. Ich will das ihr Euren Sport, Euren Spaß und Euer Hobby möglichst uneingeschränkt ausüben könnt.

Danke. Das ehrt Dich sehr (das habe ich ausnahmsweise ernst gemeint, ehrlich!)

Ich will aber auch dem Aspekt Rechnung tragen, das auch Du nicht - bei allem Respekt und Anerkennung Deines persönlichen Umgangs mit Deinen Waffen - auch Du kannst nicht für alle anderen Waffenbesitzer garantieren.

Wollen wir auch nicht. So wie Du nicht für Deinen Vater, den Jäger, garantieren konntest/kannst. Aber wir tun etwas anderes: im Schützenverein lernen und lehren wir den verantwortungsbewussten Umgang mit Schusswaffen sowie deren korrekte Lagerung.

Bevor die Überwachung der hauseigenen Lagerung absurde Formen annehmen würde, halte ich die Zentrale Lagerung und Überwachung der Sportwaffen für vorteilhafter und wahrscheinlich auch für kostengünstiger.

So absurd wie Deine bisherigen Argumente kann die übelste Überwachung der hauseigenen Lagerung gar nicht sein, ich sehe einer Überwachung gelassen entgegen. Und wenn das Ordnungsamt bei mir klingelt, lass ich sie rein und sie können sich überzeugen, dass ich meine Sportgeräte nebst Munition allesamt streng nach Gesetz und Vorschrift aufbewahre! Genau wie Mats, aber für ihn kann ich natürlich nicht garantieren… (Tschuldige Mats, aber das musste raus, grins)

Können wir hier weiter argumentieren, oder verhärten sich die Fronten nur noch unnötig?

Weiter argumentieren? Na ja, vielleicht würde ich mich ja breitschlagen lassen, noch weiter zu argumentieren, aber eigentlich denke ich, Dir ist langweilig und Du willst nur etwas Zeit totschlagen.

Um´s mit Deinen Worten zu sagen: /„Ich weiß nichts von dem genauen Hintergrund zu Deiner Mail, aber Danke für Deine Gedanken.“ You made my day man :-) Fühlt sich sehr gut an, sowas zu lesen. Echt klasse. Sehr erwachsen und vernünftig. Deine Gedanken sind Gedanken, die diese Welt braucht und Du bist eine Art Mitbürger, von der Sorte braucht diese Welt erheblich mehr in der heutigen Zeit./

Du wolltest mit diesen Worten nicht Robert beschreiben, sondern Dich selbst. Fishing for compliments, das ist es, was Du hier suchst, hab ich Recht? Compliments kannst Du aber für das, was Du hier geschrieben hast, von mir nicht erwarten. Beschäftige Dich ernsthaft mit dem Waffenrecht, mach Dich schlau und schreib was Vernünftiges, dann ist Dir mein Respekt sicher.

Kaspardavid

P.S.: @ meine AG-Waffenrechts-Kameraden: ich hoffe, ich bin nicht auf einen schnöden Troll reingefallen.




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