ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: AG Gesundheit
Listenarchiv
- From: Wolfgang Gerstenhöfer <wolfgang.gerstenhoefer AT gmx.de>
- To: "AG Gesundheit" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Finanzierung des Gesundheitswesens
- Date: Mon, 16 Jan 2012 07:51:37 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
Hallo und guten Morgen,
vielen Dank für die Rückmeldungen.
Dazu könnte ich jetzt tatsächlich einiges schreiben, denn leider werden
gerade bei solchen Beispielen wie das mit der Versicherung bei der Axa immer
gern - und meistens ganz unbeabsichtigt - Äpfel mit Birnen verglichen.
Nur so viel: Unter den heutigen Verhältnissen ist es tatsächlich keine gute
Idee, sich erst im Alter von 60 Jahren für eine private
Krankheitskostenvollversicherung zu entscheiden. Denn man hat dann kaum
Gelegenheit, eine so genannte Alterungsrückstellung - also gerade die
Vorsorge für höhere Kosten im Alter - aufzubauen (Stichwort:
Anwartschaftsdeckungsverfahren; eine solche Rückstellung kennt die GKV gar
nicht).
Außerdem muss man immer die Leistungen genau vergleichen (GKV/PKV) und
bedenken, dass man in jungen Jahren in den meisten Fällen bei höheren
Leistungen deutlich am Beitrag sparen kann. Dafür sinkt der Beitrag eben
auch nicht bei einem sinkenden Einkommen z. B. beim Eintritt in das
Rentenalter.
Viel wichtiger ist aber und das ist Kern meiner Kritik an dem heutigen
System und auch an der so genannten Bürgerversicherung:
Mit dem Umlageverfahren - auch und gerade ausgedehnt auf alle Bürger und
selbst unter deutlicher Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze (hier wird man
allerdings auch schnell an verfassungsrechtliche Grenzen stoßen!) - werden
sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in einigen Jahren nicht
mal mehr 20 Prozent den heute noch üblichen Grundschutz leisten können.
Wie soll das auch
funktionieren, wenn ein Erwerbstätiger quasi einen Rentner finanzieren muss?
Dann werden wir - wie es auch schon in einigen Ländern der Fall ist (z. B.
Großbritannien mit seinem Nationalen Gesundheitsdienst) - Wartelisten für
Operationen haben, Behandlung altersabhängig gar nicht mehr durchführen,
Gesundheitstourismus für Wohlhabende bekommen und, und, und ... ausgetragen
auf dem Rücken der Patienten und der im Gesundheitswesen Tätigen.
Aber wenn wir schon beim Ausland sind:
Ob im Nahen Osten, in Indien, China oder in anderen Staaten – weltweit geht
der Trend dahin, Strukturen nach dem Vorbild der deutschen privaten
Krankenversicherung (und nicht der deutschen gesetzlichen
Krankenversicherung) aufzubauen. Eigenverantwortung, Eigeninitiative und
privatwirtschaftliches Handeln bekommen einen immer größeren Stellenwert.
Und gerade das deutsche System hat oft Modellcharakter. Es gilt im Vergleich
zu staatlichen Systemen als zuverlässiger und zukunftsfester.
Abschließend noch eine Frage:
Über welche Mailingliste tauschen sich die "Reformer" aus? Gern bringe ich
mich in deren Diskussion ein. Ich habe die bisher noch nicht gefunden. Sorry.
Mit piratig-liberalen Grüßen und den besten Wünschen für die neue Woche
Wolfgang
Übrigens möchte ich keine FDP 2.0, sondern ich hoffe auf eine endlich
wirklich liberale Partei in Deutschland. Freiheit wird oft in „gute“
Freiheiten (etwa die Meinungsfreiheit) und „schlechte“ Freiheiten (vorrangig
die Wirtschaftsfreiheit) eingeteilt. Freiheit ist jedoch unteilbar. Deshalb
lehne ich auch Bindestrich-Liberalismen ab. Politische und wirtschaftliche
Freiheit sind z. B. zwei Seiten derselben Medaille. Die eine gibt es auf
längere Sicht nicht ohne die andere - wie es bisher meines Wissens alle
sozialistischen und kommunistischen Experimente gezeigt haben.
----- Original Message ----- From: "haarbrandt" <haarbrandt AT googlemail.com>
To: "AG Gesundheit" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Sent: Sunday, January 15, 2012 8:52 PM
Subject: Re: [AG-Gesundheit] Finanzierung des Gesundheitswesens
hallo Wolfgang,
die Meinungen gehen hier auf der Liste durchaus auseinander. Am besten
du schaust mal auf der Mailingliste der "Reformer" vorbei, da ist der
Tenor deines Vorschlags, soweit ich das verfolgen kann, bereits im
Gespräch.
Übrigens denke ich, dass das individuelle Risiko nichts mit den Kosten
zu tun haben sollte. Übrigens ist auch das private Modell nicht gut,
da es im Alter sehr teuer wird. Ich sehe schon die Massen verarmter
Rentner, die 800€ für ihre Versicherung löhnen. Als Beispiel: eine
60jährige Frau steigt bei der Axa mit 830€ ein. Das werden sich nur
wenige leisten können. Ich möchte jetzt aber kein Fass aufmachen, bei
den Reformern kannst du dich fachlich einbringen.
Gruß,
Birger
Am 15. Januar 2012 20:45 schrieb ZweiPi <zweipi85 AT googlemail.com>:
80% der Steuern werden von 20% der steuerzahlenden Bürger bezahlt, d.h.--
viele haben nicht die Wahl einer Zusatzversicherung, sie könnnen es sich
schlichtweg nicht leisten. Und das ist da Dilemma der von dir
vorgeschlagenen Lösung.
Grüße ZweiPi
PS: Die Piraten sind Piraten und keine FDP 2.0. Ich glaube nicht das dies
gut ankommt.
Am 15. Januar 2012 20:20 schrieb Wolfgang Gerstenhöfer
<wolfgang.gerstenhoefer AT gmx.de>:
text
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https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen
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