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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !


Chronologisch Thread 
  • From: Marwyn <Marwyn AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !
  • Date: Sat, 14 Jan 2012 00:43:07 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


@checkinger, aloa:

Das Gesundheitssystem ist tatsächlich ein - wenn nicht DER - Wachstumsmotor. Das gilt umso mehr, wenn es gelänge, einen Weg zu finden, den derzeit ungedeckten Bedarf zu decken und das schlummernde wirtschaftlich Potential tatsächlich zur Gänze auszunutzen. Viele längerfristige Prognosen gehen sogar davon aus, dass der Gesundheitssektor in den kommenden Jahrzehnten DER zentrale Wirtschaftssektor überhaupt sein wird und als solcher den Automobilsektor der vergangenen Epoche des Kapitalismus ablösen wird - langfristig dürfte ein Anteil dieses Sektors am BiP von 20 oder gar 25% keinesfalls ausgeschlossen sein.

Die eigentlich spannende Frage beginnt dann aber erst: Wenn wir hier also vom "Herz" der Wirtschaft sprechen, wie soll man diesen Sektor dann organisieren?

Für Anhänger marktorienterter Lösungen ist die Antwort recht einfach: Privatisiert man den Gesundheitssektor nur ausreichend, würde sich das Problem des "gefesselten" Wirtschaftspotentials von selbst lösen. Schließlich thematisieren wir die Ausgaben in diesem Sektor nur deshalb als "Kosten", die man mithilfe politischer Maßnahmen "senken" muss, weil ein erheblicher Teil über staatliche Leistungen erbracht wird und als hässliche "Lohnnebenkosten" erscheint. Niemand spricht von "Kostenexplosion in der Tourismusbranche", wenn die Menschen mehr Geld für Urlaube ausgeben. Dort ist so etwas "Wirtschaftswachstum" und alle finden es toll.

Radikale Privatisierungen führen aber in die zwei Klassen Medizin und sind nebenbei nicht einmal effizient: Wie die von aloa verlinkte Grafik der Wahingtonpost schön zeigt ist das Gesundheitssystem der USA (das "privateste" der westlichen Welt) auch zugleich das teuerste pro Kopf und ineffizenteste. Die Gründe dafür sind vielfältig, einer jedoch ist dieser: Im Vergleich zu einem europäischen Kollegen verbringt ein US-Arzt im Schnitt /einen zusätzlichen Arbeitstag pro Woche/ mit Verwaltungs- und Dokumentationsaufgaben, die ihrererseits zum Großteil Folge des Wustes unterschiedlichster Privatversicherungen und ihrer Leistungen ist. (Die Zahlen sind bestimmt 10 Jahre alt und können sich etwas geändert haben, die Tendenz dürfte aber nach wie vor stimmen.)

Meines Erachtens kommt eine weitere Privatisierung im Gesundheitswesen daher nicht in Frage. Gesundheit ist keine Ware, der Zugang zur bestmöglichen Versorgung Menschenrecht.
Alternativ bleibt allerdings nur eine Ausweitung der Finanzierungsbasis der GKV auf alle Einkommensformen oder gleich ein steuerfinanziertes System. Darüber hinaus würde eine solche Politik bedeuten, dass der Schlüsselsektor unseres Wirtschaftssystems weitgehend in öffentlicher Hand bleibt, was bei einigen Leuten "Sozialismusängste" auslösen dürfte.

Die PIRATEN werden sich entscheiden müssen, wohin die Reise gehen soll.

PS: Ich hatte bereits im Jahr 2005 einen Artikel zur Situation im Gesundheitswesen für den "Freitag" geschrieben. Er ist hier nachzulesen, die wesentlichen Parameter haben sich nicht geändert.
Wenn alle weiter funktionieren sollen http://www.freitag.de/politik/0548-aerztestreik-reformnot




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