Re: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze

["derk AT reckel.de" <derk AT reckel.de>]

Moin zusamm,

Hannes Vogt <vogt.hannes AT googlemail.com> hat am 19. April 2010 um 20:48 geschrieben:

...

oder "arbeitslos -6,03 Jahre". Armut ist neben Alkohol- und Tabakmissbrauch der höchste, kaum durch individuelles Verhalten beeinflussbarer Faktor. Ein Sanktionierungssystem, dass bestimmtes Vermeiden von Risikofaktoren sanktioniert kann auf Grund der Mischung aus Komplexität und nur bedingter Beeinflussbarkeit nur ungerecht sein. 

 

Gerade das Rauchen ist ein gutes Beispiel für Kosteneinsparungen - Raucher sterben "früher" also "gesünder". Ihnen entgehen die langwierigen Alterserkrankungen.

Kehlkopf- und Lungenkrebs sind zwar nicht günstig, aber in aller Regel hat der Patient bis zum Ableben weniger Kosten verursacht als ein "Langlebiger" ;-)

 

Zu guter letzt möchte ich euch noch einmal auf die wirklich begrenzten Erfolge von Prävention hinweisen. Solange die sich nicht in einem Präsenzvolumen führender Marketingkampagnen bewegen, sind die zu messenden Effekte ... bescheiden bis nicht vom Rauschen zu unterscheiden. Ich erinnere mich an eine Einführung einer "Gesund essen" Stunde in der 4 Klasse und knapp 400 gemessenen Kindern, die im Vergleich zu den Kontrollschulen in der 6. Klasse sogar noch höhere Zahlen an übergewichtigen Kindern hatten. Verhaltenspräventionsmaßnahmen taugen sehr wenig zur Steuerung der Volksgesundheit, im Gegensatz zum Impfen z.B.

Ich habe für das Bundesland Thüringen in den 90er Jahren mal einen Früherkennungstag zum Glaukom (erhöhter Augeninnendruck) organisiert. Zwar lag die Beteiligung der Augenärzte nur bei ca. 40% (es war ein Samstag, kostenlose Untersuchungen, also keinerlei Abrechnung möglich) aber bei diesem Tag wurde immerhin eine 2-Stellige Anzahl an Glaukompatienten evtl. vor Gesichtsfeldverlust bewahrt, 2 Irismelanome frühzeitig erkannt und knapp 10 andere opthalmologische Erkrankungen festgestellt.

 

Die entsprechende Vorsorgeuntersuchung wurde damals schon von den GKV nicht mehr erstattet, der Aktionstag hat aber auch "andere" Patienten in die Praxen gebracht, so dass knapp 40 Patienten geholfen werden konnte - Kosten für das Gesundheitssytem: 0 - Effekt bei den Patienten: vermutlich unbezahlbar ;-)

 

Bye

 

Derk

 

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