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ag-gesundheitswesen - [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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[AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze


Chronologisch Thread 
  • From: Morgan le Fay <input.output AT freenet.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze
  • Date: Mon, 19 Apr 2010 18:07:27 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Vielleicht können wir das Pferd mal aus einer anderen Richtung aus aufzäumen.

Nehmen wir als Diskussiongrundlage die Mittel, die ins Gesundheitswesen fließen KÖNNEN. Diese Mittel kommen immer aus der Geldmenge, die durch Arbeit verdient wird. Ob man sie dann als Steuer abführt oder als "Versicherungsbeitrag" ist allenfalls von rechtlichem Belang, macht aber für das Bankkonto des Wählers keinen Unterschied.

Mehr ist dann zum Verteilen einfach nicht da, da kann sich der niedergelassene Arzt, der Optiker oder die Pharmabranche noch so aufregen.

Die nächste Frage ist dann, was man für dieses Geld an gesundheitlicher Fürsorge anzubieten hat. Es ist schon heute absehbar, dass diese Geldmenge kleiner und die Zahl der Bedürftigen größer werden wird.

Das ist ein gutes Stück weit eine Frage der Ethik und der sozialen Kompetenz.

Und genau damit kann man sich eine Menge Wähler vergraulen, doch wenn man der Realität ins Auge blickt, muss man dahinkommen zu sagen, dass wir für 95jährige multimorbide und demente Seniorinnen und Senioren wegen der Begrenztheit der Mittel nicht mehr eine 40.000 Euro-Behandlung anbieten DÜRFTEN.
Aber auch 35jährige, die unrettbar verloren sind, sollten aufgegeben werden können und dürfen. Aktive Sterbehilfe MUSS möglich sein, wenn der Patient belegbar darum bittet.
Palliativmedizin ja, aber in einem für die Solidargemeinschaft finanzierbaren und klar abgestecken Rahmen, es sei denn, sie finanziert sich nicht aus dem Geldtopf der Solidarität.
Es muss einfach ins Bewusstsein rücken, dass dieses Geld jüngeren Kranken fehlt, die vielleicht eine Familie zu ernähren haben oder um ihre Schaffenskraft fürchten müssen. Insofern bin ich durchaus für eine abgesteckte Grundversorgung der Versicherten, aber auf hohem Niveau von vielleicht 90%*.

*Ich vergleiche das gerne mit dem Automobilbau. Dazu las ich mal, dass es ein vertretbarer Aufwand ist, ein Auto mit 90% Perfektion herzustellen. Möchte man diese Perfektion auf 95% steigern, verdoppelt sich der Aufwand. 99% sind überhaupt nicht mehr finanzierbar.

Ich betone hier ausdrücklich, dass ich nicht der Beske´schen "Priorisierung" das Wort reden möchte, denn diese halte ich für zynisch, weil am entmündigten Patienten gespart wird, ohne Rücksicht auf den individuellen Leidensdruck.

Die meisten von Euch werden es inzwischen wissen:
Die älteren Leute sind der Motor der Pharmabranche. Sie sind häufiger und länger krank, sie verbrauchen mehr als die Hälfte aller Arzneien und sind meist unkritische Opfer skrupelloser Abzocker. Ärzte verschreiben den Leuten oft Medikamente, von denen sie bis zu 15-20 Stück am Tag einnehmen, was längst kontraproduktiv für die Gesundheit, aber positiv für unsere (Pharma-)Wirtschaft ist.
Ich nehme an, dass es dazu nur kommen kann, weil z.B. ein HNO nicht abfragt, was ein Gynäkologe oder der Augenarzt verordnet haben könnte.
Hier ist unbedingt eine Instanz/Maßnahme erforderlich, die diese Übermedikation verhindert.

Es muss für Leistungserbringer ein Festgehalt (oder ein Budget) geben, denn ohne dieses kann man nicht mit dem zur Verfügung stehenden Geld 90%ige Gesundheitsfürsorge erbringen. Niederlassungswillige Ärzte dürfen aber auch nicht eine viertel- bis halbe Million Euro Investition nötig haben, um eine Praxis einzurichten. Dazu ist es erforderlich, dass das Equipment samt und sonders steuerbefreit und staatlich subventioniert ist, bzw. vom Land oder Bund gestellt wird.

Forschung in der Medizin muss weiter betrieben werden, darf aber nicht zum Selbstzweck werden. Das Ziel sollte nicht sein, dass man die Lebenserwartung auf 110 Jahre hochschraubt, sondern eine Breite und Tiefe in der medizinischen Forschung erreicht wird, die ein (noch) menschenwürdigeres Altern ermöglicht als es heute der Fall ist.

Wie "verkaufen" wir nun dem Wähler eine unpopuläre Notwendigkeit (Priorisierung; alternativ das "sozialverträgliche Frühableben")? Mit welchem Konzept können wir die Wähler dazu bringen, ihr Kreuzchen bei den Piraten zu machen.

Wenn wir irgendwann mal mitbestimmen können wollen, ist es nötig, wenigstens von 5% der Bürger gewählt worden zu sein.

Grüße

Harry (Morgan)







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