ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: AG Gesundheit
Listenarchiv
- From: "derk AT reckel.de" <derk AT reckel.de>
- To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze
- Date: Mon, 19 Apr 2010 20:48:28 +0200 (CEST)
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
> Vielleicht können wir das Pferd mal aus einer anderen Richtung aus
> aufzäumen.
>
> Nehmen wir als Diskussiongrundlage die Mittel, die ins Gesundheitswesen
> fließen KÖNNEN. Diese Mittel kommen immer aus der Geldmenge, die durch
> Arbeit verdient wird. Ob man sie dann als Steuer abführt oder als
> "Versicherungsbeitrag" ist allenfalls von rechtlichem Belang, macht aber
> für das Bankkonto des Wählers keinen Unterschied.
Für mich stellt sich eher die Frage, wie man den zu zahlenden Betrag möglichst stabil halten kann, denn DAS ist die grosse Unsicherheit für die Zukunft, bedingt durch die Verschiebung der Altersstruktur!
> man der Realität ins Auge blickt, muss man dahinkommen zu sagen, dass
> wir für 95jährige multimorbide und demente Seniorinnen und Senioren
> wegen der Begrenztheit der Mittel nicht mehr eine 40.000 Euro-Behandlung
> anbieten DÜRFTEN.
Das ist das von mir vor längerer Zeit erwähnte "englische Modell" bei dem der Gewinn an Lebensqualität mit der zu erwartenden Lebensdauer berücksichtigt wird, so dass ein 60-Jähriger ein künstliches Hüftgelenk bekommt, ein 85-Jähriger aber auf den Rollstuhl verwiesen wird, weil nicht zu erwarten ist, dass er lange genug nach der Reha davon profitieren kann.
DAS ist eine Forderung die glaube ich leicht mit den Grundsätzen der Piraten zur Übereinstimmung zu bringen sein - "Leben solange ICH will!".
Eine Kosteneinsparung ist hier ein Nebeneffekt, der aber nicht in die Berechnung einfliessen sollte!
> "Priorisierung" das Wort reden möchte, denn diese halte ich für zynisch,
> weil am entmündigten Patienten gespart wird, ohne Rücksicht auf den
> individuellen Leidensdruck.
Als Beispiel diene ich hier mal selbst - noch 44 und Multimorbide. Lebenserwartung noch ca. 12 Jahre weil ich sowohl die teure maschinelle Behandlung (Dialyse) wie auch die teure Transplantation für mich ablehne.
Obwohl ich seit Geburt PKV-Patient bin und sowohl das Eine wie das Andere kein finanzielles Thema ist habe ich mich für das natürliche Ableben bei Organversagen entschieden und das nicht aus ökonomischen oder religiösen Gründen. Ich hoffe, das mir dieses auch so ermöglicht wird, wie ich es in meiner Patientenverfügung festgehalten habe.
> Die älteren Leute sind der Motor der Pharmabranche. Sie sind häufiger
> und länger krank, sie verbrauchen mehr als die Hälfte aller Arzneien und
> sind meist unkritische Opfer skrupelloser Abzocker. Ärzte verschreiben
> den Leuten oft Medikamente, von denen sie bis zu 15-20 Stück am Tag
> einnehmen, was längst kontraproduktiv für die Gesundheit, aber positiv
> für unsere (Pharma-)Wirtschaft ist.
> Ich nehme an, dass es dazu nur kommen kann, weil z.B. ein HNO nicht
> abfragt, was ein Gynäkologe oder der Augenarzt verordnet haben könnte.
> Hier ist unbedingt eine Instanz/Maßnahme erforderlich, die diese
> Übermedikation verhindert.
Viele der Arzneimittelkosten werden verursacht durch Medikamente, die zwar verordnet und abgeholt, aber dann nach Lektüre des grausligen Beipackzettels nicht eingenommen werden.
Was nicht genommen wird, kann auch nicht wirken - da wäre eine finanzielle Beteiligung des Patienten sicher hilfreich, denn was mich etwas gekostet hat schmeisse ich nicht so leicht weg, wie die Gratismedizin.
> denn ohne dieses kann man nicht mit dem zur Verfügung stehenden Geld
> 90%ige Gesundheitsfürsorge erbringen. Niederlassungswillige Ärzte dürfen
> aber auch nicht eine viertel- bis halbe Million Euro Investition nötig
> haben, um eine Praxis einzurichten. Dazu ist es erforderlich, dass das
> Equipment samt und sonders steuerbefreit und staatlich subventioniert
> ist, bzw. vom Land oder Bund gestellt wird.
Ein gutes Gehalt ohne Investitionen ist das Konzept der Scweden und Norweger, die doch etliche Ärzte aus Deutschland abwerben konnten, wegen der dort höheren Lebensqualität. Die medizinische Versorgung geht dort meines Wissens (nicht überprüft!) voll auf Kosten des Staates und ist in Versorgungszentren organisiert. Das med. Hilfspersonal ist seht gut ausgebildet und übernimmt vieles, so dass der Arzt prozentual weniger zu tun hat.
> zum Selbstzweck werden. Das Ziel sollte nicht sein, dass man die
> Lebenserwartung auf 110 Jahre hochschraubt, sondern eine Breite und
> Tiefe in der medizinischen Forschung erreicht wird, die ein (noch)
> menschenwürdigeres Altern ermöglicht als es heute der Fall ist.
Das wäre auch mein Ansatz - mehr und schwerere Krnakheiten besser behandeln zu können statt Erhöhung der Lebenserwartung (die bekanntlich nur mehr Gesundheits-, Pflege- und Rentenkosten mit sich bringt).
> (Priorisierung; alternativ das "sozialverträgliche Frühableben")? Mit
> welchem Konzept können wir die Wähler dazu bringen, ihr Kreuzchen bei
> den Piraten zu machen.
Zur Palliativmedizin in jedem Fall über "nicht das medizinisch Machbare erzwingen, sondern dem Willen des Patienten folgen". Damit erreicht man Jung und Alt!
An sonsten heisst es wirklich erstmal die Grundübel des derzeitigen Systems identifizieren und ob in einem Piratensystem "auf der grünen Wiese" oder als Verbesserung des Bestehenden diese Grundübel ausmerzen bzw. vermeiden.
Für mich persönlich steht aber eigentlich aktuell im Fokus: Verhinderung des Zusammenbruchs des Gesundheitswesens. In meinen Augen steht das auf genauso tönernen Füssen wie unser Finanzsystem, dessen letzten Crash wir ja gerade erleben durften...
Wenn die Piraten ein solide finanziertes System erarbeiten können, z.B. nicht Generationen- sondern Individualvertrag in der Versicherungs-Solidargemeinschaft mit einer gleitenden Übergangsregelung die durch Steuern finanziert wird, könnten wir wirklich Punkten ;-)
Bye
Derk
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No animals or plants were harmed sending this mail, although a significant number of electrons were slightly inconvenienced.
- [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, (fortgesetzt)
- [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, Morgan le Fay, 19.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, Privacy, 19.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, Arnold Schiller, 19.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, Birger Haarbrandt, 19.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, Hannes Vogt, 19.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, derk AT reckel.de, 19.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, Hannes Vogt, 19.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, Birger Haarbrandt, 19.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, Arnold Schiller, 19.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, Morgan le Fay, 19.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, Arnold Schiller, 19.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, Morgan le Fay, 20.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, Privacy, 19.04.2010
- [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, Morgan le Fay, 19.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Kosten ..., Privacy, 19.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Kosten ..., Arnold Schiller, 19.04.2010
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