ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: AG Gesundheit
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- From: Morgan le Fay <input.output AT freenet.de>
- To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze
- Date: Tue, 20 Apr 2010 11:35:07 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
Am 19.04.2010 21:49, schrieb Arnold Schiller
Und halte ich es für richtig? Es ist genügend Geld im System, ja es ist sogar mehr Geld im System als eine anständige Gesundheitsversorgung braucht. Eine gute Gesundheitsversorgung kann also weit billiger sein, als sie derzeit in der BRD gehandhabt wird. Hierbei reden wir nicht von einer Huppeltruppelmedizin ala dritte Welt sondern von einer ganzheitlichen Gesundheitsversorgung, die im Zweifelsfalle, wenn es die Privatwirtschaft tatsächlich nicht organisiert bekommt eben staatlich organisiert werden müsste. Dennoch glaube ich nicht einmal, dass es soweit kommen müsste. Genau das ist der Knackpunkt. Solange privatwirtschaftliche und korrumpierbare Interessen im Spiel sind, kannst Du die Einhaltung der Menschenrechte nicht einfordern! Woran misst Du denn, ob "genug Geld im System " ist? Wer heute einen Topverdienst einstreicht, will doch morgen trotzdem mehr. Du müsstest also alles, bis hin zu den Verdiensten der Leistungserbringer, reglementieren und stündest irgendwann trotzdem vor dem Problem, dass weniger Verdiener immer mehr, ältere und morbidere Alte unterhalten müssten, denn Kostensteigerungen wären systemimmanent. Dann wird der behandelnde Arzt schon irgendwann wissen wollen, wovon er leben und sein Personal bezahlen soll, wenn pro Patient immer weniger Geld zur Verfügung steht. Denn wenn Deine Überlegung greift, haben wir schon in überschaubaren Zeiträumen Massen an behandlungsbedürftigen Alten. Wer zahlt die Krankenhausbetten und das Personal? Es hängt ja nicht nur am behandelnden Arzt und den Kosten für Medikamente, es müssen auch Betten, Gerätschaften und pflegendes Personal in ausreichendem Maße vorhanden sein und bezahlt werden können. Natürlich kann man auch das wieder reglementieren, aber wenn die Menge des zur Verfügung stehenden Geldes nicht ausreicht, um Schütze A*sch im Krankenhaus, im Seniorenheim oder in der Reha-Klinik wenigstens 400 Euro zu zahlen, dann rührt der doch keinen Finger, es sei denn, wir reglementieren auch das, und verpflichten Leute zu Sozialdiensten. Wie ich übrigens auch niemanden zum Leben verpflichten wollte. Wer für sich seine Menschenrechte nicht einfordert, weil er sein (schmerzhaftes und unwürdiges) Leben satt hat, sollte auch sterben dürfen. Dass man davon auf Ärzte- und Pharmaseite natürlich nichts wissen will, ist mir klar, sind doch diese Leute ein einträgliches (und die Menschenwürde verachtendes!) Geschäft. Wir könnten dem nur dadurch begegnen, dass man (auch) dem niedergelassenen Arzt ein Festgehalt bezahlt und sein Einkommen von der Einzelbehandlung abkoppelt. Doch müsste man dann reglementieren, was der Arzt für das Festgehalt zu leisten hat, vor allem auch, welche Qualität seine Arbeit zu haben hat. Thema Organtransplantation: Das ein Mangel an verpflanzbaren Organen vorhanden ist, ist wahrscheinlich hinlänglich bekannt. Der Bedarf wird explodieren, aber woher nehmen? Angeblich kann man in 50 Jahren Organe herstellen (siehe "2057"), doch bis dahin möchte ich nicht schuld daran sein, dass man Ägypter und Inder ausnimmt, um deren Organe gewinnträchtig zu verscherbeln. Wer bekommt also das vorhandene Material? Der 40jährige oder der 90jährige? Ich sagte es schon, die Priorisierung a la Beske lehne ich auch ab.Eben, aber es ist keine Frage der Gesundheitsversorgung, sondern des menschenwürdigen Umgangs mit jedem Menschen. Es ist eine Einzelfallentscheidung, die nichts mit den Kosten des Gesundheitssystems zu tun hat. Im Gegenteil kann eine würdige Palliativmedizin weit teurer sein als die heutige Handhabung und insofern ist das "Hahn abdrehen" im Rahmen der Kosten innerhalb des Gesundheitssystem und einer "Priorisierung" ob Hellmut Schmidt als Raucher weiterhin behandelt werden soll einfach indiskutabel. Palliative Versorgung kann teurer sein, produziert aber keine Folgekosten, so zynisch das auch klingt. Vielleicht sollte man auch mal darüber nachdenken, ob Palliation nicht auch (Kosten-)Sache der Kirche sein könnte. Ich würde das doch auch gar nicht am Fehlen von präventiver Lebensführung festmachen wollen. Einer schrieb bereits, dass der Prävention ohnehin nicht allzu viel Bedeutung zukommt, wenn es darum geht, die Kosten im Gesundheitswesen zu senken. Das ist auch meine Ansicht, wenn ich auch dafür plädiere, dass man über ein Bonus-/Malussystem Bemühungen bzw. Nachlässigkeiten dieser Art berücksichtigt.Ja aber wenn es um die Politik geht ein System zu gestalten, dann geht es nicht darum, dass die Freiheit eine Operation nicht in Anspruch zu nehmen, weil "das lohne sich nicht mehr" beschnitten werden soll, sondern es geht um die Politik, wie sich das System zu dem Anspruch der Operation verhält. Und da heisst es im Zweifelsfalle bekommt Helmut Schmidt seine Behandlung, obwohl er Raucher ist selbst wenn sein Kollege Richard von Weizsäcker sich mit Schwimmen fit hält. Das hat der Staat nicht zu entscheiden und keine Priorisierungsregeln diesbezüglich zu erstellen. Und das war ja die Forderung von 'Privacy' und auch so manch anderer. Wenn ich jemandem, wie meinem Großvater, mit 86 Jahren eröffnen muss, dass er eine Lungenentzündung hat, dann wird dieser Mensch kuriert, das ist doch gar keine Frage, und zwar egal, ob er sich unpassend gekleidet oder die Pneumonie wegen einer Grippeschutzimpfung eingefangen hat. Wenn ich aber einem 86jährigen eröffnen muss, dass er nie wieder gehen können wird, schlecht sieht und fast nichts mehr hört, insgesamt verwirrt und hinfällig ist, gefüttert und gewaschen werden muss, dann muss man eben versuchen, herauszufinden, ob er überhaupt noch behandelt werden möchte. Grüße Harry |
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- [AG-Gesundheit] Ethische Grundsätze, Morgan le Fay, 19.04.2010
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