Re: [AG-Gesundheit] Quo vadis AG Gesundheitswesen?

[Hannes Vogt <vogt.hannes AT googlemail.com>]

Die anonymisierte = verblindete Wirksamkeitsprüfung und ein Patentschutz wiedersprechen sich in keinster Weise.

Die Wirksamkeitsprüfung anonymisiert durchführen zu lassen hat den Effekt, dass man nur noch wirklich wirksame Medikamente zugelassen bekommt ;-)

Ich hab mir mal Jürgens anfängliche Bemerkungen zu Herzen genommen und bin etwas tiefer eingetaucht in die Materie der Medikamentenbepreisung. So wie ich das sehe zeigen die Daten, die man vom Gesundheitsministerium bekommt, dass die mangelnde Wirksamkeit an neuen Medikamenten nicht das Hauptproblem ist. Es gibt tatsächlich so etwas wie Leitmedikamente, an denen der Nutzen von Neuen bemessen wird, wie genau ist allerdings nicht trasparent, und den Behörden stehen 23! verschiedene Instrumente zur Verfügung, den Herstellerabgabepreis(den Preis, den Pharmaunternehmen selbst bestimmen) auf einen Festbetrag zu senken (Den Preis, den GKVs für dieses Medikament bezahlen). Die Tests während der Entwiklung von Medikamenten können, wie ich vorgeschlagen hab, an die Universitäten übergeben werden, doch sind die Überwachungen jetzt schon sehr streng. Im allgemeinen wird davon ausgegangen, dass diese Test bisher mehr als ausreichen, um Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und Qualität nachzuweisen.  Die Sicherheit und Qualität von Medikamenten aus .de sind im internationalen Vergleich Spitzenklasse.
Was ich vorher nicht wusste oder ich schlicht nicht dran gedacht hab, ist, dass auch rezeptpflichtige Medikamente mit 19% MWSt belegt werden. Einsparungen durch eine Senkung auf 7% (wie für Hotelübernachtungen und Pornohefte) gäbe eine Ersparniss von 2,8 Mrd € im Jahr die direkt den Kassen zugute kommen, ohne an der Versorgungssituation etwas zu ändern.
An Medikamenten verdienen Großhändler, die beim Pharmaunternehmen direkt einkaufen 3% und die Apotheken nochmal 3% + 8,10€/Packung -2,20€/Packung GKV Rabatt. Ich denke also der eigentliche Vertriebsweg ist mit diesen limitierten Zahlen kaum der Kostentreiber der Medikamente.
Also wenn wir die Medikamentenpreise diskutieren wollen, denke ich, müssen wir zwei Dinge im speziellen angehen: Die Kosten/Nutzen Analysen nach Genehmigung eines Medikaments stärken und auf eine breite Veröffentlichung dieser Daten drängen. Zum anderen fordern, dass GKVs die Rabattverträge mit den Pharmaunternehmen offenlegen. Bisher hat nur die AOK nur eine (selbst ausgewählte ) Liste von Einsparungen veröffentlicht, wonach sie alleine schon 800 Mio € dadurch gespart hat.
Prozessanalytisch bleibt aber der Patient der größte Verschwender im ganzen System, da die Complience bei Medikamenteneinnahme große Probleme veruhrsacht. Falsch oder garnischt eingenommen, falsch dosiert, falsch frequentiert, von den Interaktionen mehrerer Medikamente ganz zu schweigen.