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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Teueres Medikament gegen billiges abgegeben.

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Teueres Medikament gegen billiges abgegeben.


Chronologisch Thread 
  • From: Privacy <pirat AT praes.eu>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Teueres Medikament gegen billiges abgegeben.
  • Date: Mon, 15 Mar 2010 08:20:25 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

schrieb Morgan le Fay:
> Hallo Jörg,
> ja, Du hast richtig geraten. Es handelt sich um die beiden genannten
> Präparate. Sie stehen allerdings nur beispielhaft für die Abzocke, die
> bei uns läuft.
> Nach einem Bericht im STERN aus dem Jahr 2008 kann ein Augenarzt melden,
> dass er in 700 Fällen feuchte AMD erfolgreich auch mit dem weitaus
> preiswerteren Avastin therapiert hätte. Kein Wunder, denn die
> Medikamente unterschieden sich nur in der Molekülgröße.

Man muss allerdings beachten, dass bei Präparaten zur lokalen Anwendung
nicht nur das Wirkmolekül relevant ist, sondern auch die Präparation.
Dies gilt ganz besonders für Anwendungen am ZNS (intrathekale
Behandlung) und am Auge.
Auch Molekülgröße ist gerade bei der Frage Penetration in/aus dem
"toxikologisch" geschützten Komparimenten ZNS / Auge ("Blutjirnschranke
..) eine pharmakologisch wesentliche Eigenschaft.

> Ein anderer Augenarzt, den ich mit dieser Geschichte konfrontierte,
> meinte, Avastin sei das "ältere" Mittel mit mehr Nebenwirkungen. Ich
> schätze zwar dessen Meinung meist, aber in diesem Falle halte ich sein
> Statement für eine "Standesschutzbehauptung".

Das denke ich auch - aber .... Avastatin müsste tatsächlich für die
Zulassung zur lokalen Therapie am Auge eine Zulassungsverfahren durchlaufen.


> Aber das ist nicht so wichtig, denn mir kommt es darauf an, Mängel im
> System aufzudecken und zu unserem Thema zu machen.

Ja - allerdings halte ich die Avastatin Story vor allem für lehrreich,
wie die Forschung und damit Zulassung für "billigere" Präparate
behindert wird.

> Wenn wir für eine Sekunde annehmen, dass beide Mittel zur Therapie von
> AMD (nahezu) gleich gut wirken, dann drängen sich mehrere Fragen auf:
> 1.) Warum hat das eine Mittel eine Zulassung zur Behandlung von AMD und
> das andere nicht?

s.o. !


> 2.) Warum kostet das eine Mittel das 300fache? Sollte tatsächlich, wie
> im Kabarett dargestellt, die Arzneimittelkommission der BÄK den Preis
> dem pekunären Potential der von AMD betroffenen Patienten und deren
> Leidensdruck "angepasst" haben?

die BÄK legt keine Medikamentenpreise fest - das ist Quatsch. Aber auch
ich würde jeden Augenarzt warnen, ein nicht zugelassenes Medikament am
Auge einzusetzen - wenn es ein zugelassenes gibt. Sollten NW auftreten -
auch wenn sie mit der gleichen Wahrscheinlichkeit beim teuren
aufgetreten wären - dann ist er voll in der Haftung.

> 3.) Wie ist es möglich, dass solch ein perfide Masche nicht die
> Staatsanwaltschaft auf den Plan ruft? Wenn tatsächlich Avastin
> verabreicht wird, aber Lucentis abgerechnet wird, ist das Betrug.

- bitte erst einmal klären, ob Lucentis tatsächlich einzeln vergütet
wird - wenn es nur die Behandlung über DRG abgerechnet wird, dann ist
dies eine Gesamtvergütung, die sich nicht auf das benutzte Präparat
bezieht.

> Außerdem sehe ich einen schweren Fall von Wucher, der - wenn er
> gewerbsmäßig betrieben wird - bis zu 10 Jahre Haft bringen kann.
> Würde man alle Fälle von AMD mit Lucentis therapieren (müssen), wäre
> allein der damit erzielte Umsatz über 15 Milliarden Euro!


> Und angeblich laufen vergleichbare Maschen bei Antidepressiva und
> Antiepileptika.

Antidepressiva und Antiepileptika werden überhaupt nicht als Posten
vergütet - sondern allein die stationäre Behandlung an sich nach DRG bei
neurol. Kliniken, nach dem Bundespflegesatz in der Psychiatrie
(=tagesgleiche Kostensätze)


> Wenn das alles stimmt, haben wir einen gigantischen Fehler im System
> zulasten der Patienten und Beitragszahler.

bei den AD und AE auch zu Lasten der niedergelassenen - denn diese
HAFTEN mit ihrem höchstpersönlichen Geldsäckel für Überschreitungen des
Arzneimittelbudgets ...!

d.h. wenn der Niedergelassene die Empfehlungen des KH übernimmt, zahlt
dieser für deren Sparpolitik ...

gelegentlich kann man den die Kassen bewegen, MdK die Empfehlungen
überprüfen zu lassen.


Gruß

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