Re: [AG-GOuFP] EZB als Saldendokumentierer?

[moneymind <moneymind AT gmx.de>]

Hi Gerhard,

> Wer hier schon länger mitliest, wird feststellen, dass meine
> Ausführungen konzeptionell ähnlich zu Axels Target3 Vorschlag sind.
> Institutionell entsprechen die nationalen Notenbanken den
> Geschäftsbanken in Axels Vorschlag. Exportüberschüsse/defizite werden
> bei der EZB als übergeordnete Instanz solange dokumentiert, bis sie
> durch entsprechende Importüberschüsse/defizite endgültig finalisiert
> sind. Das 'Währungsrisiko' eines Exportüberschusslandes der noch nicht
> beglichenen Forderung wird nicht mehr vergemeinschaftet sondern bleibt
> in seinem nationalen Bankensystem registriert.
>
> Ein weiterer wesentlicher Unterschied zu Axels Vorschlag liegt darin,
> dass in einem Eurosystem mit multilateralem Settlement der Euro nach
> aussen hin als einheitliche, homogene Währung wahrgenommen wird. Es gibt
> für mächtige Finanzmarktakteure keine Angriffsfläche mehr, gegen ganze
> Volkswirtschaften zu spekulieren.

Jetzt füge noch Anreize für Schuldner UND Gläubiger ein, ihre 
Leistungsbilanzsalden auszugleichen, und du hast eine Clearing Union, wie 
auch von Massimo Amato und Luca Fantacci vorgeschlagen:

https://www.opendemocracy.net/ourkingdom/luca-fantacci/reuniting-monetary-union-proposal-to-counter-eurozone%E2%80%99s-imbalances
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Bankor

Die Idee stammt von Keynes:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Bankor

Die USA haben einer internationale Clearing Union 1944 in Bretton Woods 
verhindert und sich damit den Status als überlegene Hegemonialmacht 
erhalten.

Europa hat eine CU bereits einmal ausprobiert, mit Erfolg: die 
europäische Zahlungsunion der 50er Jahre.

https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Zahlungsunion

(Dort dem Link zur Detailbeschreibung von Egon Tuchfeldt folgen).

Es ist an der Zeit, daß Europa zu Potte kommt und mit der 
Umfunktionierung der EZB in eine europäische Clearing Union weltweit eine 
Vorreiter- und Vorbildrolle übernimmt.

Es ist eine ideale institutionelle Anordnung fürs surplus recycling 
innerhalb der Währungsunion Europas als Staatenbund, die Probleme löst, 
ohne (sofort) einen europäischen Bundesstaat nötig zu machen (der wäre 
nötig, wenn das surplus recycling über steuerliche Umverteilung laufen 
sollte).

Die Alternative ist innere Selbstzerfleischung, Renationalisierung, 
Auseinanderfliegen, beschleunigtes Abrutschen in die Bedeutungslosigkeit 
(während die CU das Abrutschen etwas bremsen und Möglichkeiten bewußter 
Gestaltung eröffnen könnte).

NOCH ist die dafür nötige Kompetenz und Weisheit so gut wie nirgends zu 
erblicken - aber Dein Posting zeigt ja, daß das nicht unmöglich ist.

Gruß
moneymind