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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Die Einschläge kommen näher....

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Die Einschläge kommen näher....


Chronologisch Thread 
  • From: thomas <pazeterno AT web.de>
  • Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Die Einschläge kommen näher....
  • Date: Tue, 14 Oct 2014 12:09:37 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>


wie verengt die gesellschaftliche Debatte um Motivation und "Anreize"
ist, greift heutiger NDS-Artikel auf und fasst es schön zusammen.



http://www.nachdenkseiten.de/?p=23587


"Man könnte einiges schreiben über die von Nahles, Kramer, Feist und Co.
vertretene Vorstellung, dass Menschen Ihr Verhalten an „Anreizen“
ausrichteten. Historisch geht dieses Denken auf das 19. Jahrhundert
zurück, als die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften überhaupt erst
entstanden und sich stark an Physik und Biologie orientierten. Die so
genannte Neoklassik, seit Jahrzehnten die wohl dominierende Ausrichtung
der Volkswirtschaftslehre, trägt dieses Erbe bis heute mit sich:
Reiz-Reaktions-Schemata als Grundlage für die Analyse von Wirtschaft und
Gesellschaft. Man setze einen Reiz, dann reagierten die Menschen exakt
so, wie der Reiz es nahelegt – so simpel kann Gesellschaftsanalyse sein.
Die Menschen erscheinen als quasi-biologisch gesteuert durch Anreize und
Triebe. Moral, Überzeugungen, gesellschaftliche Prägung oder soziale
Ausgrenzung und Teilhabe finden in diesem Denken keinen Platz."


Auch im realexistierenden Sozialismus gab es durchaus materielle Anreize
-- aber eben nicht diese "Anreize nach unten", den Zwang eine
schlechtbezahlte Arbeit anzunehmen, etc.

Die aktuelle Debatte tut Not, die intrinsische Motivation zu betonen.
Die Betonung der extrinsischen ist vollig "überreizt".

Ich seh's ja im akademischen Bereich, wo Doktoranden (Mathematik,
Physik, Molekularmedizin, usw.) für eine 1000er im Monat eine
50-Stunden-Woche absolvieren, ... dank Frau Dr. copy. Schavan, die jetzt
im Vatikan ihre 8000,- + Ministerialpension fürs Grüßen bekommt.



On 13/10/14 22:44, Patrik Pekrul wrote:
> Am 13.10.2014 um 02:41 schrieb "thomas" <pazeterno AT web.de>:
>
>>
>>
>> On 12/10/14 21:07, Patrik Pekrul wrote:
>>> Inaktiver wird das Volk nur, wenn es keinen Vorteil mehr hat, etwas
>>> wertschöpfendes zu tun - wie es bspw. im real existierenden Sozialismus
>>> der Fall war - dann nämlich obsiegt oft der innere Schweinehund, und
>>> viele machen dann tatsächlich weniger - wozu auch mehr machen?
>>
>> bitte Patrik, jetzt fang du nicht auch noch mit dieser Küchenpsychologie
>> für die Arbeiterklasse an.
>
> Das hat weder etwas mit Küchenpsychologie noch mit Arbeiterklasse zu tun,
> das sind gesicherte grundlegende Erkenntnisse, die auf alle Menschen
> zutreffen, egal welcher "Klasse" sie angehören.
>
>> der innere Schweinehund hat absolut gar nichts mit Sozialismus oder
>> Kapitalismus zu tun, sondern mit einer ganz individuellen
>> Motivationsstruktur.
>
> Im Prinzip schon (Radio Eriwan), ABER jeder Mensch wird zum Teil
> intrinsisch, zum Teil extrinsisch motiviert; Menschen, die hier eine
> "Reinkultur" darstellen, gibt es quasi nicht. Diese unterschiedlichen
> Motivationsfaktoren helfen dabei, besagten Vierbeiner zu überwinden. Bei
> der extrinsischen Motivation spielen materielle Anreize eine große Rolle,
> und wenn eine Wirtschaftsordnung diese quasi ausschließt, dann sinkt im
> Mittel eben die Motivation, und damit die Wirtschaftsleistung.
>
>> Wenn der Mensch der Freude wegen arbeitet kann der Output genauso gut
>> und vielfältig sein, wie wenn er es für eine Konsumlust tut.
>
> Das habe ich nicht in Abrede gestellt, aber wenn ihn Freunde UND Konsumlust
> antreiben, dann arbeitet er vielleicht ein bißchen mehr als wenn nur das
> eine oder das andere ihn befeuert.
>
>> Es ist bloß eine Frage der gesellschaftlichen Realität. Wir können uns auf
>> Kant und
>> Humboldt besinnen, die früh aufgestanden sind, oder aber wegen dem neuen
>> iPhone früh aufstehen, oder wegen dem Buddha ...
>
> Es gibt wie gesagt auf individueller Ebene unzählige Möglichkeiten sich zu
> "aktivieren", bei volkswirtschaftlicher Betrachtung - und darum geht es
> doch in diesem Forum überwiegend - wird man wohl konstatieren müssen, dass
> sich der Leistungsanreiz im Mittel SOWOHL aus intrinsischen ALS AUCH aus
> extrinsischen Einflüssen speist. Wenn es keinen Sinn hat, sich
> anzustrengen, weil sich dadurch für einen sowieso nichts ändert, dann lässt
> man es halt irgendwann. Selbst wenn es auf individueller Ebene vorkommen
> kann, dass jemand überwiegend intrinsisch motiviert ist, wird man wohl
> große Schwierigkeiten haben, selbiges irgendwo und irgendwann auf eine
> ganze Volkswirtschaft bezogen festzustellen.
>>
>
>
> Dies sieht man im politischen Bereich an den stetig sinkenden
> Wahlbeteiligungen ("Wenn eh alles alternativlos ist, brauche ich ja nicht
> zu wählen, ändert sich ja sowieso nichts, die machen doch eh alle das selbe
> bzw. können gar nichts machen, was ich/wir wollen, ist doch sowieso Latte,
> etc...") als auch im wirtschaftlichen Bereich; hier sehe ich übrigens eine
> Querverbindung zu meine Lieblingsthema, der zunehmenden Ungleichverteilung:
> Wenn der materielle Zuwachs der Volkswirtschaft nur noch einer immer
> kleiner werdenden Elite zu Gute kommt, spielen die anderen irgendwann nicht
> mehr mit. Man kann sie dann - wie in der dritten Welt - mit existentieller
> Not und Gewalt noch eine Weile zwingen, aber irgendwann verfällt das Volk
> dann in Agonie oder in Aggression.
>
> Ich will an dieser Stelle noch einmal betonen, dass es ausdrücklichen
> keinen Zwang gibt, stets nach dem maximalen Output zu streben, sondern dass
> sich das Volk durchaus auch entscheiden kann, kleinere Brötchen zu backen -
> nur muss man sich dann eben auch bewusst sein, dass die Brötchen dann auch
> kleiner werden.
>
> Aber Exile ging es wohl eher um die politische Aktivierung, wobei ich da
> den Zusammenhang zur Staatsquote noch weniger sehe als im wirtschaftlichen
> Bereich (wo ich sie auch für wenig relevant halte).
>
>




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