Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB

[Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>]

Am 01.10.2014 um 23:12 schrieb "moneymind" <moneymind AT gmx.de>:

> 
>> Wird die Last der Schulden überwiegend auf den Staat gebracht, ist die 
>> Last der Schulden bei Personen und Firmen geringer
> 
> Der unmittelbare Schuldendruck auf die Firmen und privaten Haushalte läßt 
> nach? Meinst Du das? So gesehen würden Deiner Ansicht nach staatliche 
> Schulden=private Guthaben Druck+Dynamik aus der Wirtschaft nehmen?

Hier schwingt die ganze Zeit eine implizite Annahme bzgl. des Menschenbildes 
mit, das zunehmend empirisch widerlegt wird - nämlich, dass es sich bei 
Menschen überwiegend um "X-Type" handelt, die nur aktiv werden, wenn sie 
müssen, und daher "Druck" oder " Energie", am besten in Form von 
"Reichtumspotentialdifferenz", brauchen. Siehe hier: 
http://de.m.wikipedia.org/wiki/X-Y-Theorie

Auch wenn es so gut wie keine reinen  X- oder Y-Charaktere gibt, weist die 
Forschung doch zunehmend nach, dass der Y-Anteil am Verhalten des Menschen 
überwiegt (intrinsische Motivation, erzeugt durch Interesse oder "Mission") 
und nicht die extrinsische Motivation (durch Druck, Kontrolle, materielle 
Anreize). 

Insofern steht die Annahme, dass Entschuldung den Handlungsdruck rausnimmt 
und so zu weniger Dynamik führt, zumindest auf sehr tönernen Füßen. Im 
Gegenteil, für geistige Arbeit ist "Druck" nachweislich eher 
produktivitätssenkend! Da die rein manuelle Arbeit auf dem Rückmarsch ist, 
und wir zunehmend eine Wissensgesellschaft werden, ist es höchst fraglich, ob 
schuldeninduzierte Existenzangst wirklich zielführend ist.

Der wahre Hintergrund für die Konzentration der Schuldenlast im privaten 
Sektor ist doch ein ganz anderer, nämlich (mal wieder): Macht.

Jemand, der eine Schuldenlast in Höhe mehrerer Jahreseinkommen mit sich 
schleppt (bspw. die Hypothek für Omas klein Häuschen), wird hinsichtlich 
seines Verhaltens extrem voraussehbar, und - angenehmer Nebeneffekt - hat vor 
lauter Plackerei keine Zeit mehr darüber nachzudenken, warum es eigentlich so 
ist, wie es ist.

Solche Menschen sind extrem empfänglich für vorgekaute Theorien, insbesondere 
dann, wenn sie eine fundierte Begründung für die Plackerei liefern - ist halt 
alternativlos.

Hinzu kommt der semantische Trick, die Staatsschulden auf die Bürger 
umzurechnen, um die Ausweglosigkeit zu verstärken ( Klar kann dir der Staat 
die Schulden abnehmen, aber so wirst du sie auch nicht los).
Dass es sich hier um bewusste Irreleitung handelt, legt nahe, dass auch 
dieses höchst absichtsvoll geschieht.

Auf diese Form von "Druck" können wir gerne verzichten, es gibt andere, 
bessere Formen, um "Dynamik" zu erzeugen.

Und genau an diesem Punkt zeigt sich, dass das Geldsystem eben doch einen 
erheblich Einfluss hat, und zwar sowohl auf die Wirtschaftsweise, als auch 
auf die Macht- und somit (mittelbar) auf die Vermögensverteilung. 

Der Schuldendienst ist der moderne Frondienst, und hält die Leute schön 
beschäftigt, ohne dass sie jemals wirklich Licht am Ende des Tunnels sehen 
werden. "Wer den ganzen Tag arbeiten muss, hat keine Zeit Geld zu verdienen." 
(oder dumme Fragen zu stellen).

Es ist das perfekte System der Selbstversklavung, denn "der beste Sklave ist 
derjenige, der nicht weiß, dass er einer ist."