ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB
- Date: Wed, 01 Oct 2014 21:11:53 +0000
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
mit "privater Geldschöpfung" meinte ich: Kreditvergabe an Private, mit "staatlicher Geldschöpfung" Kreditvergabe an den Staat ....
.... - oder sehe ich das falsch oder verkürzt?).
O.K. das ist eine klare Abgrenzung, die ich auch so sehe, nur mit anderen Intention. Die Sicht ist weder falsch noch richtig noch verkürzt, die ist nur eine Betrachtung aus einer anderen Klassifizierung / Aufteilung.
Ok ... und worin siehst Du unsere jeweilige Intention, und worin ihre Unterschiede?
Das durch den Staat (Bund, Land, Kommune) ins Spiel gebrachte Geld hat keine Tilgungspflicht aber ein Tilgungrecht.
Das durch private Personen (naürliche als auch jutiistische) ins Spiel gebrachte Geld unterliegt der Tilgungspflicht = es existiert nur einen festgelegten Zeitraum.
Kann man so formulieren, prinzipiell würde ich zustimmen.
Warum "hat das durch den Staat ins Spiel gebrachte Geld keine Tilgungspflicht aber ein Tilgungsrecht"? (Deine Formulierung finde ich etwas kryptisch - das Tilgungsrecht ohne Tilgungspflicht hat ja der Staat, nicht das Geld, oder?)
Aus meiner Sicht deshalb, weil "der Staat" (in einem Modell mit nur einem Staat, also einer geschlossenen Volkswirtschaft) seine Schulden prinzipiell jederzeit tilgen kann, indem er die Guthaben der Privaten, die seinen Schulden ja in gleicher Höhe gegenüberstehen (Buchungsidentität - Lautenbachs Gegenbuchung des Privatsektors), per Steuern einzieht und damit zeitgleich mit seinen Schulden vernichtet.
Weil jeder weiß, daß der Staat das wegen seiner Steuerhoheit /könnte/, gelten Staatsschulden als die "besten"/sichersten Schulden, für die der Schuldner (Staat) daher auch die niedrigsten Zinsen zahlen muß.
Der Staat kann aber nun seine Schulden zwar jederzeit tilgen (oder erhöhen), muß das aber nicht - eben, weil er kein privates Unternehmen ist, sondern etwas hat, das kein privates Unternehmen hat: die Steuerhoheit (ein Herrschaftsrecht - Teil des öffentlichen Rechts).
Deshalb muß der Staat seine Schuldenmacherei auch nicht an denselben Kriterien ausrichten wie ein privates Unternehmen (das profitorientiert arbeiten und dafür in der Regel prozyklisch handeln muß). Er kann seine Schuldenmacherei bzw. Tilgung an anderen Kriterien ausrichten - und das sollten sinnvollerweise gesamtwirtschaftliche Zielkriterien sein, die eine makroökonomische Theorie sinnvoll begründen kann (am nächsten dran war da bisher m.E. das Stabilitätsgesetz von 1967 mit dem "magischen Viereck" gesamtwirtschaftlicher Ziele). In other words, der Staat kann und sollte antizyklisch handeln, um die sich aufschaukelnden positiven Rückkoppelungseffekte, die durch das im Eigeninteresse prozyklische Handeln der formell (rechtlich - Vertragsfreiheit) voneinander unabhängigen Privaten entstehen, durch negatives Feedback zu konterkarieren.
Positives Feedback tendiert zu Übertreibungen, also z.B. Inflabeschleunigung mit Vollbeschäftigung bzw. A-Kräftemangel und dann Deflabeschleunigung mit Unterbeschäftigung bzw. hoher Arbeitslosigkeit.
Eine konstante Zielinflationsrate (über deren sinnvolle Höhe man diskutieren kann) ist daher ein Kernziel sinnvoller (Geld- und) Fiskalpolitik und daher Teil des "magischen Vierecks" - dort als "Geldwertstabilität" definiert, etc.
Welche Modifikationen sich dann nicht im Modell einer einzigen geschlossenen Volkswirtschaft, sondern in einem System verschiedener Volkswirtschaften (mit je eigener Währung etc.) ergeben, muß ich erstmal noch systematisch durchdenken, daher also die obigen Aussagen mit einem caveat.
Somit wird das staatlichen Geld zur staatlichen Geldversorgung und muss als Counterpart für stillgelegtes Geld dienen (gehortet oder gespart in Banken). Denn Sparen hat keine Frist, Kredite dagegen schon.
Kann man so sehen, stimme prinzipiell zu. Allerdings würde ich es noch anders beschreiben: wollen die Privaten (als aggregierter Sektor) Geldvermögen über die Fälligkeitstermine der diesen zugrundeliegenden privaten Kredite hinaus halten (weil dies für sie funktional ist), kann der Staat ihnen dies auf unbestimmte Zeit ermöglichen, ohne daß c.p. die Wirtschaft gebremst wird. Der Staat kann aber auch durch das Ansteuern einer Zielinflationsrate dafür sorgen, daß solches Geldsparen für die Privaten von vorneherein dysfunktional ist.
Im Moment passiert ja das Gegenteil - auch das kann der Staat natürlich machen (er macht es aber heute aus ideologiegetriebenen Unverständnis heraus).
Mit einer Ausweitung der staatlichen Geldversorgungs-Komponente muss die private temporäre Geldversorgung zurückgehen
Da komme ich nicht mehr wirklich mit, was genau Du meinst. Deswegen frage ich nach.
Warum "muss" deiner Ansicht nach die "private temporäre Geldversorgung zurückgehen"? Aufgrund welcher Handlungen und Handlungsmotive welcher Akteure passiert das Deines Erachtens?
oder die Personen und Firmen haben einen geringeren Schuldenstand als auch Finanzpolster halten (da der Counterpart nicht mehr tilgungspflchtige zeitlich vorrübergehende "Private Geldeigenversorung" sondern die dauerhaftere staatliche Komponente ist).
Auch da verstehe ich nicht mehr genau, was Du meinst.
Sowohl Invest als auch Konsum kann zunehmend aus Eigenmitteln bezahlt werden.
So wie in der gegenwärtigen Situation? Nun - könnte, wird aber ja nicht. Warum nicht? Weil die Leute meinen, "sparen" zu müssen bzw. "sparen" sei sinnvoll für sie.
Das führt dann wieder zur Globalgleichung, dass
Schulden von Personen, Firmen, Staat = Geld(vermögen) von Personen, Firmen, Staat sind.
Das ist saldenmechanisch klar - wichtig scheint mir aber darüber hinaus daß Du oben die Fälligkeitstermine ins Spiel gebracht hast und auf den wichtigsten Unterschied privater und staatlicher Schulden diesbezüglich hingewiesen hast. Diese Fälligkeitstermine werden in einer nur saldenmechanischen Betrachtung (die natürlich abstrakt richtig ist), ausgeblendet, sind aber - wie Du schreibst - wichtig fürs Verständnis speziell von Infla (=Güter- und Dienstleistungsanbieter bieten heute teurer an als gestern) und Defla (=Güter- und Dienstleistunsanbieter bieten heute billiger an als gestern).
Wird die Last der Schulden überwiegend auf den Staat gebracht, ist die Last der Schulden bei Personen und Firmen geringer
Der unmittelbare Schuldendruck auf die Firmen und privaten Haushalte läßt nach? Meinst Du das? So gesehen würden Deiner Ansicht nach staatliche Schulden=private Guthaben Druck+Dynamik aus der Wirtschaft nehmen?
Weder ein endogenes noch ein exogenes Geldsystem, besser das Geldsystem allgemein kann nicht die im Laufe der Zeit sich einstellende Vermögens- als auch Einkomemnsverteilung verhindern. Ein exogenen System hat eine beschleunigende Wirkung, eine Endogenes mit Staatsschulden als Counterpart eine verzögernde Wirkung.
Ein Geldsystem kann "Reiche werden reicher, Arme zahlreicher" nicht verhindern, es kann nur beschleunigend, neutral oder verzögernd wirken.
Kann ich so auch nicht direkt nachvollziehen und müßte wiederum nachfragen.
Aber der wichtigste Effekt des "Geldsystems", das ja auf Eigentum und Vertrag/Vertragsfreiheit beruht, das es von anderen Systemen mit ggf. weniger Umverteilungsproblemen unterscheidet, besteht ja vielleicht u.a. darin, daß es die permanente Ausdifferenzierung von Arbeitsteilung funktional macht und damit zu relativem "Wohlstand" führt (der natürlich auf Kosten anderer Dinge geht, wie Freizeit, Nachwuchs, usw.).
Daß das System nicht von ewiger Dauer sein kann, denke ich im Übrigen ebenfalls, wenn auch aus anderen Gründen als aus Deiner Perspektive.
Gruß
Wolfgang
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 01.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Axel Grimm, 01.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Keox, 01.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 01.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 01.10.2014
- <Mögliche Wiederholung(en)>
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, ivl1705, 01.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 01.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Gerhard, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 01.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 01.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Axel Grimm, 01.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 01.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 02.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 03.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Thomas Weiß, 03.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Thomas Weiß, 03.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 03.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 02.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 01.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Axel Grimm, 01.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 02.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Arne Pfeilsticker, 02.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Axel Grimm, 02.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Arne Pfeilsticker, 02.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 02.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Arne Pfeilsticker, 02.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Axel Grimm, 02.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Arne Pfeilsticker, 02.10.2014
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