ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
Listenarchiv
- From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
- To: Arne Pfeilsticker <arne.pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
- Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>, moneymind <moneymind AT gmx.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision
- Date: Wed, 13 Aug 2014 12:36:44 +0200
- Importance: Normal
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
> Subject: Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision
> From: Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de
> Date: Wed, 13 Aug 2014 11:22:17 +0200
> CC: moneymind AT gmx.de; ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> To: patrik.pekrul AT hotmail.de
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> Am 12.08.2014 um 23:57 schrieb Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>:
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> >> Am 12.08.2014 um 23:29 schrieb "moneymind" <moneymind AT gmx.de>:
> >>
> >> Versucht man dagegen, Kapitalismus nach mechanischen "Ursache-Wirkungs"-Analogien zu verstehen und sucht einfach nur statistisch nach Korrelationen zwischen "Variablen", geht das in die Hose (führt zu vieldeutig-nichtssagenden Blah-Aussagen und erklärt am Tun der Menschen so gut wie gar nichts.
> >
> > Ich denke, es führt zu vielen "Blah-Aussagen", wenn man probiert den Kapitalismus als etwas anderes zu definieren als das, was er ist: ein PRODUKTIONSsystem!
> >
> > Kapitalismus bedeutet nichts anderes als dass in großen Produktionseinheiten produziert wird, um von steigenden Skalenerträgen zu profitieren, anstatt dass viele kleine Einheiten vor sich hinkrautern.
>
> Hallo Patrik,
> schön von dir zu hören.
>
> Welche Rolle spielt dabei Macht und Machtkonzentration?
> From: Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de
> Date: Wed, 13 Aug 2014 11:22:17 +0200
> CC: moneymind AT gmx.de; ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> To: patrik.pekrul AT hotmail.de
>
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> Am 12.08.2014 um 23:57 schrieb Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>:
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> >
> >> Am 12.08.2014 um 23:29 schrieb "moneymind" <moneymind AT gmx.de>:
> >>
> >> Versucht man dagegen, Kapitalismus nach mechanischen "Ursache-Wirkungs"-Analogien zu verstehen und sucht einfach nur statistisch nach Korrelationen zwischen "Variablen", geht das in die Hose (führt zu vieldeutig-nichtssagenden Blah-Aussagen und erklärt am Tun der Menschen so gut wie gar nichts.
> >
> > Ich denke, es führt zu vielen "Blah-Aussagen", wenn man probiert den Kapitalismus als etwas anderes zu definieren als das, was er ist: ein PRODUKTIONSsystem!
> >
> > Kapitalismus bedeutet nichts anderes als dass in großen Produktionseinheiten produziert wird, um von steigenden Skalenerträgen zu profitieren, anstatt dass viele kleine Einheiten vor sich hinkrautern.
>
> Hallo Patrik,
> schön von dir zu hören.
>
> Welche Rolle spielt dabei Macht und Machtkonzentration?
Macht und Machtkonzentration sind das zentrale Problem des Kapitalismus, der mit den großen Einheiten einhergeht. Je größer die Einheiten werden, desto mehr entfernt man sich von den Voraussetzungen des idealen Marktes, der ja vorgeblich systematisch zur optimalen Ressourcenallokation führt. Die Voraussetzungen sind ja u.a.:
* Atomistischer Markt (viele kleine Anbieter und Nachfrager ohne Marktmacht)
* Alle sind Preisfolger (weil eben keiner den Marktpreis setzen kann)
* Keine Informationsassymetrien (alle haben den selben Informationsstand, im Idealfall wissen alle alles inklusive * der Zukunft)
* Keine Machtassymetrien (Transaktionen kommen nur freiwillig zustande, niemand kann dem anderen seine Bedingungen diktieren)
Es ist offensichtlich, dass die Zusammenballung des Kapitals jede dieser Voraussetzung mit zunehmender Größe zunehmend verletzt.
Das ganze wird noch dadurch potenziert, wenn die Verfügungsmacht über diese großen Produktionseinheiten in den Händen sehr weniger liegt, bis es am Ende Demokratiegefährdend wird (so denn Anfangs eine Demokratie überhaupt vorlag oder Ziel war). Kommen die Erträge obendrein auch nicht im Wesentlich nur dieser kleinen Elite zugute, wird es am Ende Gesellschaftsgefährdend, egal wir das politische System aufgesetzt war. Jede Gesellschaft hat meines Erachtens eine Schmerzgrenze, was die Ungleichverteilung angeht.
Im kalten Krieg wurde aus propagandistischen Gründen die einfache Gleichung Kapitalismus = freier Mart = freie Gesellschaft aufgemacht. Leider wird diese Aussage einfach geglaubt, ohne geprüft zu werden - denn nichts könnte falscher sein; weder ist Kapitalismus mit einem freien Marks gleichzusetzen (siehe oben), noch führt ein freier Markt zwangsläufig zu einer freien Gesellschaft. Das ist reine Propaganda, mehr nicht.
Das kapitalistischer Produktionssystem hat unzweifelhaft Effizienzvorteile und ist besonders geeignet schnelles Wachstum zu generieren, deshalb ist es auch weltweit zur dominanten (fast ausschließlichen) Produktionsform geworden. Damit es aber der Gesellschaft nützt, muss es "eingehegt" werden, um besagte negative Aspekte einzugrenzen.
>
> Spielt für dich der Finanzsektor eine bedeutende Rolle im Kapitalismus? Falls ja, welche Skalenerträge / große Produktionseinheiten stehen hinter den modernen Finanz“produkten“, wie z.B. Derivate?
Wie ich schon ausführte, ist "Handel" ein zentraler notwendiger Aspekt des Kapitalismus, weil mit der zunehmenden Größe der Produktionseinheiten i.A. auch eine Spezialisierung einhergeht, so dass es zum Güteraustausch kommen MUSS.
Deshalb ist unsere Wirtschaftstheorie auch im Wesentlich eine "Handelstheorie", die nicht zufällig den "Markt" erklärt und nicht die "Fabrik". Gehandelt werden dabei nicht nur Produkte und Produktionsfaktoren, sondern eben auch Produktionsstätten - und hier kommt der Finanzsektor ins Spiel. In einer arbeitsteiligen Gesellschaft, muss es hierfür einen "Ort" des Austausches geben und dieses ist der Finanzsektor. Er ist unabdingbar - die Frage ist, ob er eine "bedeutende" Rolle spielen muss.
Ich denke, seit der Finanzkrise ist klar geworden, dass er eine "dienende" und nicht "dominante" Rolle spielen muss. Ob Derivate notwendiger Bestandteil sind, weiß ich nicht, ich halte sie eher für eine pervertierte Form von Absicherungsgeschäften, die ein Eigenleben entwickelt haben.
>
> In den Anfängen des Kapitalismus waren Skalenerträge durch große Produktionseinheiten das probate Mittel, um die wirtschaftliche Macht zu generieren.
> Die Entwicklung des Finanzsektors zeigt m.E. dass der Kapitalismus einen Weg gefunden hat, wie man auch ohne Realwirtschaft Macht generieren kann.
Diese Machtkonzentration ist meiner Ansicht das zentrale Problem des (Finanz-)Kapitalismus. Der piratige Ansatz muss es sein, einen Entwurf zu gestalten, wie einerseits die Vorteile der steigenden Skalenerträge genutzt werden, aber andererseits sowohl die Verfügungsgewalt darüber (Machtkonzentration) in wenigen Händen vermieden wird und die Erträge der Allgemeinheit zu Gute kommen.
Letztlich sind wir hier wieder bei der Frage der Vermögensverteilung. Im Idealfall müssten alle in irgendeiner Form an den Produktionsstätten beteiligt sein und von deren Erträge profitieren; in unserer heutigen Gesellschaft ist aber keine Vermögensklasse so konzentriert wie Unternehmensbeteiligungen - schlimmer noch als das Gesamtvermögen, welches ohnehin schon katastrophal verteilt ist (auch bei uns).
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, Axel Grimm, 12.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, Rudi, 12.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, moneymind, 12.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, moneymind, 12.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, Patrik Pekrul, 13.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, moneymind, 13.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, Patrik Pekrul, 13.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, Patrik Pekrul, 13.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, Axel Grimm, 13.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, moneymind, 13.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, Arne Pfeilsticker, 13.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, Patrik Pekrul, 13.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, Patrik Pekrul, 13.08.2014
- [AG-GOuFP] Einschätzung Arbeitsmarkt CDU, thomas, 14.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Einschätzung Arbeitsmarkt CDU, Rudi, 14.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Einschätzung Arbeitsmarkt CDU, Patrik Pekrul, 14.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Einschätzung Arbeitsmarkt CDU, Rudi, 14.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, Patrik Pekrul, 13.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, thomas, 13.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, Arne Pfeilsticker, 13.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, thomas, 13.08.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus - Definition für Vision, Arne Pfeilsticker, 13.08.2014
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