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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Amos Comenius <comenius2000 AT gmail.com>
- To: Keox <piratkeox AT googlemail.com>, <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung
- Date: Tue, 25 Mar 2014 07:43:26 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Deine Ausführungen sind für mich jetzt nicht so hilfreich, weil du auf den entscheidenden Punkt nicht eingehst. Dieser ist: Kann die Bank auch Kredit vergeben, ohne zuvor Spargeld eingelagert zu haben? (Wen ja, warum nicht?)
Ahoi
Comenius
Am 24. März 2014 23:37:39 schrieb Keox <piratkeox AT googlemail.com>:
Hallo,
Am 24.03.2014 15:30, schrieb "Eckhard Rülke":
> @Keox:
> Die Schwierigkeit, einen anderen Akteur zu verstehen, besteht oft einfach in der Schwierigkeit, seinen Blickwinkel auf die Dinge nachvollziehen zu können: Für jeden Normalbürger erscheint es zB. wünschenswert, dass eine alte Brücke noch möglichst lange hält – nur der Brückenbauunternehmer sieht das aus seinem eigenem Blickwinkel ganz anders.
>
In det Tat trifft diese Problembeschreibung gut auf die Debatte
"Geldschöpfung vs Weiterverleihen" zu.
> Nun zur Bank:
> Wenn Du einen positiven Kontostand hast, ist das FÜR DICH ein Guthaben. DU könnest dieses Geld jederzeit an einen Anderen weiterverleihen.
> Aus Sicht der Bank aber ist Dein Guthaben eine Verbindlichkeit – eine Art Schulden. So, als wenn Du zuhause unbezahlte Rechnungen liegen hast, die demnächst irgendwann fällig werden.
> Genau darin besteht die Schwierigkeit: Sich damit abzufinden, dass das eigene Guthaben bei der Bank - das Geld, was man sich sauer erarbeitet hat – für die Bank das genaue Gegenteil ist: Eine Verbindlichkeit!
>
Daß Giralgeld aus Sicht von Banken eine Verbindlichkeit ist, sollten
hier inzwischen fast alle schon lange verstanden haben.
> Und nun zum Kredit:
> Stell Dir vor, es kommt jemand zu Dir und braucht Geld. Und Du sagst: Kein Problem. Ich habe hier noch ein paar unbezahlte Rechnungen. Die kannst Du gern übernehmen.
> Ganz egal, wann die Fälligkeit dieser Rechnungen liegt – sie sind prinzipiell ungeeignet jemand anderem seinen Zahlungsmittelbedarf zu erfüllen.
> Und genauso geht es der Bank mit den gebuchten Guthaben - auf Girokonten oder auf Sparkonten – Es sind einfach Schulden mit unterschiedlicher Fälligkeit! Die kann man prinzipiell nicht als Guthaben weiterverleihen!
>
Es geht doch gar nicht darum, daß das Giralgeld welches die Bank einem
neuen Kreditnehmer leiht "identisch" ist mit dem welches ein Sparer
vorher gespart hat. Das geht natürlich nicht, weil es durch Sparvorgang
verschwindet. Das Entscheidende ist, daß die Geldmenge nach der
Kreditvergabe nicht gößer ist als vor dem Sparen. Stellen wir uns zuerst
mal Sparen und anschließende Kreditvergabe in einem Vollgeldsystem
(Goldgeldsystem wäre auch passend). Der Sparer gibt sein Geld 1000€
(Aktiva) der Bank wo es auch auf der Aktivseite auftaucht. Die Geldmenge
der Nichtbanken sinkt um 1000€. Auf der Passivseite der Bank kommt das
neue Sparguthaben hinzu. Der Kreditnehmer erhält das Geld ausgehändigt.
Die Geldmenge der Nichtbanken steigt um 1000€.
Nun das ganze im gegenwärtigen Teilreservesystem: Der Sparer spart,
weshalb sein Giralgeld in Sparguthaben umgewandelt wird. Es taucht aber
nicht auf der Aktivseite der Bank auf. Die Geldmenge der Nichtbanken
sinkt um 1000€. Ein Kreditnehmer erhält 1000€. Die Geldmenge der
Nichtbanken steigt um 1000€. Tatsächlich wurden bei diesem Vorgang 1000€
Giralgeld geschöpft, aber eben nur soviel wie vorher gespart wurden.
Der einzige Unterschied besteht darin, daß im Teilreservesystem das Geld
des Sparers vorübergehend nicht auf der Aktivseite der Bank auftaucht.
Und nun zurück zu Deiner anfänglichen Aussage. Die Fraktion der
Giralgeldschöpfer die behauptet, daß Banken Geld nicht weiterverleihen
nimmt einen Blickwinkel ein, der bei der Kreditvergabe startet. Dann
sieht sie die wundersame Giralgeldschöpfung und hört vor Staunen auf
weiter zu denken. Die Fraktion "Banken verleihen Geld weiter" nimmt
stattdessen einen Blickwinkel ein, der beim Sparen beginnt. Weil das auf
den ersten Blick plausibel erscheint (ist es ja auch), hört auch diese
Fraktion auf weiter zu denken, da damit ja scheinbar alles erklärt
werden kann.
In Wahrheit haben beide Seiten Recht, aber eben nur zu einem Teil.
Banken schöpfen bei Kreditvergaben Giralgeld und sie leihen Ersparnisse
weiter, aber sie tun eben weder das eine noch das andere ausschließlich.
Diese ganze Debatte wirkt auf mich im nachhinein wie ein schlechter
Witz. Unglaublich daß so viele Menschen (darunter ja auch viele
Professoren) so dumm sein können (und ich habe dazu gehört -> schäm).
Wahrscheinlich spielt die Psychologie eine große Rolle. Ihr wärt
bestimmt sehr interessante Versuchspersonen.
> Gruß, Egge
> >> Gesendet: Samstag, 22. März 2014 um 17:13 Uhr
>> Von: Keox <piratkeox AT googlemail.com>
>> An: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
>> Betreff: Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung
>>
>>
>>
>> Am 22.03.2014 14:59, schrieb Benedikt Weihmayr:
>>> Naja, ich gehe da einfach anders ran. Ich weiß dass in einem idealisierten Kreislauf Investitionen vor der Ersparnisbildung kommen, und die Investitionen mit durch Kredit geschaffene Depositen vorfinanziert werden müssen. Das ganze sehe ich neutral und habe daran nichts auszusetzen. >>
>> Zum Teil stimmt das ja, aber der Großteil der Investitionen wird auch
>> heutzutage noch durch vorherige Ersparnisbildung finanziert. Das
>> impliziert meine Behauptung, daß bei Kreditvergaben nur zu einem
>> geringen Teil Giralgeld geschöpft wird. Vielleicht gibt es doch noch
>> Dissens zwischen uns.
>>
>>> Daher muss ich auch nicht irgendwas um zehn Ecken interpretieren, um irrige Vorstellungen und Verurteilungen von Lernunwilligen Menschen aus der Welt zu schaffen.
>>>
>>>
>>> LG Bene
>>>
>>> PS: Ersparnisbildung im volkswirtschaftlichen Sinne kann übrigens auch in täglich fälligen Einlagen stattfinden. ( Aufgrund zb. einer hohen Liquiditätspräferenz)
>>>
>>>
>>>> -----Ursprüngliche Nachricht-----
>>>> Von: ag-geldordnung-und-finanzpolitik-
>>>> bounces+benedikt=weihmayr.de AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-
>>>> geldordnung-und-finanzpolitik-
>>>> bounces+benedikt=weihmayr.de AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
>>>> Keox
>>>> Gesendet: Samstag, 22. März 2014 09:12
>>>> An: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
>>>> Betreff: Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung
>>>>
>>>> Hallo,
>>>>
>>>> Am 21.03.2014 22:15, schrieb Benedikt Weihmayr:
>>>>> Ah jetzt hab ich deine Logik verstanden.....nun ja man kann es so
>>>>> sehen wenn man möchte,
>>>>
>>>> Ich denke, daß man es so sehen muß, falls man herausfinden will wie groß
>>>> der Anteil der Geldschöpfung bei Kreditvergaben wirklich ist. Allerdings lässt
>>>> sich nur im nachhinein ein Wert bestimmen, welcher keine feste Größe hat,
>>>> weil er von mehreren Faktoren abhängt.
>>>>
>>>>> wobei sich mir die Relevanz dieses Punktes nicht wirklich erschließt. Wobei
>>>> du ja selbst sagst, dass dich diese Diskussion nervt.
>>>>
>>>> Die Relevanz besteht wohl darin, daß damit eine überflüssige Diskussion
>>>> beendet werden kann;)
>
---
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- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Keox, 22.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Eckhard Rülke, 24.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Jürgen Niccum, 24.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Axel Grimm, 24.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Kaspar H., 24.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Rudi, 24.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Rudi, 24.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Axel Grimm, 24.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Arne Pfeilsticker, 26.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Keox, 24.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Amos Comenius, 25.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Rudi, 25.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Amos Comenius, 25.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Kaspar H., 27.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Rudi, 27.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, thomas, 28.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Axel Grimm, 29.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Axel Grimm, 29.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Kaspar H., 31.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, moneymind, 31.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Rudi, 25.03.2014
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