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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] rekursive Gelddefinition
- Date: Fri, 7 Mar 2014 16:52:20 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Bei dem Satz "Geld ist ein Anspruch auf Geld" handelt es sich nicht um eine Definition von Geld.
Im Zentrum steht der materielle Rechtsbegriff Anspruch. Ein Anspruch bezieht sich auf etwas bestimmtes. Korrekt könnte es nur heißen "Eine bestimmte Summe Geld ist ein Anspruch auf eine bestimmte Summe Geld". Das definiert aber nicht den Begriff Geld und zeigt deutlich, wie sinnfrei diese vermeintliche Definition tatsächlich ist. Das hat mit Rekursion sehr wenig zu tun, auch wenn es vielleicht syntaktisch den Anschein erwecken mag.
In meinen Augen ist diese "Definition" eine Tautologie, die keinerlei kreatives Potenzial in sich birgt und somit kommunikativ wertlos ist.
Wenn Geld ein Anspruch wäre, wäre es kein Geld sondern ein (spezieller) Anspruch und mit diesem von konkreten Rechtssystem abhängig. Es gibt zudem weder theoretische Erfordernisse noch empirische Wahrnehmungen, "Geld" als Anspruch aufzufassen. Dass sich durch den Gebrauch von Geld in Form von Zahlungen Ansprüche ergeben können, hat nichts mit der Definition von Geld zu tun.
Eine Definition eines Begriffes der Tragweite von "Geld" sollte im Übrigen eine bezüglich der Rechtsform neutrale Definition sein. Ich persönlich würde sogar sagen, dass die reine Definition von Geld noch gar kein Rechtssystem voraussetzen dürfte.
Ich persönlich empfinde diese Art, Wesensdefinitionen von universellen Begriffen auf unser materielles "westliches" Rechtssystem (Anspruch) zu beziehen, zudem überheblich und arrogant.
Überheblich finde ich auch, wenn schon solche "Definitionen" aufgestellt werden, dann nicht wenigstens von einer speziellen Währung wie dem Euro oder einem Währungskomplex zu sprechen, sondern gleich die universelle Geltung von Geld beanspruchen zu wollen.
Im übrigen solltet ihr euch auch mal klar darüber werden, dass weder Goldmünzen noch Geldscheine noch Salden auf Konten Geld sind. Sie sind vielleicht Zeichen für Geld, sie verweisen auf Geld, aber Geld selbst sind sie nicht.
Am 07.03.2014 16:00, schrieb Arne Pfeilsticker:
Hallo Peter,
hallo Wolfgang,
ich halte euere Argumente und Anmerkungen für sehr interessant und
schlage deshalb vor, dass wir uns im Mumble zu einem „Kamingespräch“
verabreden. Ich glaube, dass in diesem Stadium der Diskussion eine
Diskussionsrunde sehr viel effektiver sein wird.
Vorab aber schon ein paar Anmerkungen (siehe unten).
Viele Grüße
Arne
Am 06.03.2014 um 14:33 schrieb moneymind <moneymind AT gmx.de
<mailto:moneymind AT gmx.de>>:
Das habe ich nirgends so gesagt, sondern ausdrücklich darauf
Aber, zurück zum Punkt: Du scheinst da sehr logisch und abstrakt
heranzugehen. Ich würde da gern eine historische Perspektive ergänzen.
Geschichte ist menschliches Tun (und das kann es nur in Gruppen geben,
da ein einzelnes, isoliertes Individuum nicht mal bis in die nächste
Generation käme). In diesem Tun haben Menschen über Jahrhunderte
hinweg sowohl das heutige Rechtssystem als auch das daraus folgende
heutige Kredit- und Geldsystem geschaffen.
... ist die rekursive Definition "Geld ist Anspruch auf Geld" nicht
falsch.
Sie ist aber auch nicht zwingend, sondern - wie Du selbst schreibst -
zunächst eher unsinnig.
Ich finde sie v.a. deshalb irreführend, weil sie die konkreten
Vorgänge der "Zentralbankgeldschöpfung" ausblendet und damit zu
falschen Schlüssen verleitet. Sie legt nämlich nahe, daß
Geschäftsbanken von der Zentralbank für Zentralbanknoten einfach nur
andere Zentralbanknoten fordern könnten.
hingewiesen, dass der Anspruch sich auf den Tausch von Bargeld oder zur
Gutschrift auf ein Girokonto bezieht und umgekehrt.
Tatsächlich aber kauft die ZB bei der ZB im weitaus größten Teil ihrer
Geschäfte ja pensionierte Wertpapiere zurück.
Im Grunde handelt es sich bei einem Pensionsgeschäft um einen mit einem
Wertpapier besicherten *kurzfristigen Kredit*, den der Pensionsnehmer
dem Pensionsgeber gewährt.
Diese Kredite sind die Geburt des Geldes. Die Frage in diesem
Zusammenhang ist aber, welchen Anspruch habe ich, nachdem das Geld auf
die Welt gekommen ist.
Zwar erfüllt die ZB damit nicht eine Forderung, die mit den jeweiligenMein reden!
ZB-Noten oder -Guthaben in Verbindung stünde, sondern Forderungen aus
den Pensionsverträgen.
Entscheidend ist aber doch, daß - wenn Zentralbankgeld auf diese Weise
geschöpft wird - seine Existenz eigentlich nur dokumentiert, daß sich
irgendwo eine private Nichtbank verschuldet hat (der Schuldner des
Papiers, das die GB bei der ZB in Pension gegeben hat).
Anders ist das, wenn die ZB einen Sachvermögenswert ankauft, z.B. Gold
(was sie aus verschiedenen Gründen und mit verschiedenen Zielen tun
kann). Dann steht dem dabei geschöpften ZB-Geld kein Schuldner gegenüber.
Genau hierüber sollten wir reden. Wenn es keine entscheidende Frage ist,
Will nur sagen: entscheidend scheint mir weniger die Frage zu sein,
"was ist Geld?“
warum wird sie nicht einfach beantwortet?
Diese Frage scheint mir eher zu verkürzten und damit irreführendenFür mich ist sie die zentrale Frage, weil ihre Beantwortung die darauf
Definitionen zu führen.
aufbauenden Strategien bestimmt.
Besser ist es, genau zu schauen, was die ZB tut, wenn sie GeldFür mich ist das keine Frage des „Besser“, sondern des sowohl als auch.
schöpft, wie es die Beteiligten in ihren Bilanzen verbuchen, und mit
welchen Zielen sie diese Dinge tun. Und welche Folgen daraus für ihr
Tun entsteht.
Selbst wenn man die Frage nicht beantwortet, bleibt im Hinterkopf eine
Will sagen: die Frage, "was ist Geld?" kann irreführend sein und zu
unnötigen Definitions-Streitigkeiten führen.
mehr oder weniger bewusste Vorstellung von „Was ist Geld?“
Und diese - möglicherweise unbewusste - Vorstellung bestimmt meine
Wahrnehmung und Schlussfolgerungen für das Gesamtsystems.
Bessere Frage: wie genau können ZBen Geld schöpfen, und welche ZieleDen Begriff „Rechtsenergie“ habe ich eingeführt in Anlehnung an den
verfolgen sie dabei?
Bei einem Kreditgeldsystem entsteht Rechtsenergie (=Ansprüche), die
eine Dynamik in die Wirtschaft bring. Bei Kurantgeld ist dies nicht
der Fall.
Die "Rechtsenergie" (bißchen vage Metapher) halte ich auch für
entscheidend (bin mir nicht sicher, ob wir dasselbe darunter verstehen
- das sollten wir bei Gelegenheit mal vertiefen). Was genau meinst Du
mit "Kurantgeld“?
physikalischen Begriff Energie und weil Juristen auch von „Rechtsmassen“
sprechen.
Und so wie man im physikalischen Raum sagen kann, dass Energie Massen
bewegt, genauso kann man sagen dass Rechtsenergie (= Anspruch)
Rechtsmassen im Rechtsraum bewegt. Diese Bewegungen sind die rechtlichen
Verfügungen.
Ansprüche sind Rechtsbeziehungen zwischen Rechtsubjekten. Am einen Ende
dieser Rechtsbeziehung steht ein Gläubiger, der von dem, der am anderen
Ende steht (= Schuldner) ein Tun, Unterlassen oder Erdulden verlangen
kann. Und hinter diesem Verlangen steht gegebenenfalls die ganzen Macht
des Staates.
Die beiden Enden der Rechtsbeziehung nennt man auch Forderung bzw.
Verbindlichkeit. Forderungen sind analog des Plus- und Minuspols in der
Physik.
Unter Kurantgeld verstehe ich das, was auch in Wikipedia geschrieben
steht: http://de.wikipedia.org/wiki/Kurantgeld
Nein. Nur ein Geldsystem, das z.B. nur Gold- oder Silbermünzen hat, aber
Würde ein einstufiges Bankenystem mit Einlösepflicht der
Geschäftsbanken in Edelmetall (wie in der "free banking era") für Dich
unter den Begriff "Kurantgeld" fallen?
keine Scheidemünzen oder Banknoten oder Giralgeld.
Nein.
Ein zweistufiges Bankensystem mit Goldstandard nur der Zentralbank mit
Einlösepflicht?
So nein.
Ein bankenloses System von Wechseln als Zahlungsmittel, die auf einen
konkreten Güterstandard lauten (Gold, Getreide, beliebig)?
Ja, wenn irgendein Gut als allgemeines Zahlungsmittel verwendet wird.
Ein entscheidender Unterschied zwischen einem Kurant- bzw.
Kreditgeldsystem ist: Kurantgeld schafft Beziehungen zu Sachen;
Kreditgeld schafft (Unterordnungs-/Macht-)Beziehungen zwischen Menschen.
(genau genommen Rechtssubjekten). Hieraus entsteht die besondere Dynamik
eines Kreditgeldsystems.
Und genau hierzu hätte ich gerne deine Begründung. Hast du mein Paper
M.E. ist meine rekursive Definition des Giral-Geldes:
1. Ein Anspruch auf Geld gegen die Zentralbank ist Geld.
(Rekursionsanker)
2. Geld ist ein Anspruch auf Geld. (Rekursionsfall)
eine entscheidende Erkenntnis.
Ist m.E. richtig, aber für sich genommen unvollständig
„Geld ist ein Anspruch auf Geld" gelesen?
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Geld_ist_ein_Anspruch_auf_Geld
Hier gehe ich genauer auf die Definition ein.
Was fehlt, deiner Meinung nach? Um nicht aneinander vorbei zu reden
möchte ich betonen, dass ich mit der Definition die Frage „Was ist bzw.
aus welchem „Stoff" besteht unser heutiges Kreditgeld?“ beantworten und
nicht welche Funktionen unser Geld erfüllt.
M.E. ist die Definition vollständig und hinreichend im logischen und
mathematischen Sinne. - Oder einfach ausgedrückt: Besser geht’s nicht. :=)
und lädt ein zu Fehlschlüssen, wenn man es nicht genauer betrachet wieDas sehe ich genau so. Und genau dieser Aspekt wird auch in meiner
oben beschrieben.
Auf die "Rechtsenergie" würde ich gern noch zurückkommen, damit wir
vergleichen können, was wir uns da jeweils konkret darunter
vorstellen. Die halte ich auch für absolut entscheidend für
geldwirtschaftliche Dynamik.
rekursiven Definition eingefangen.
Geld gehört nach meiner Definition zur Kategorie der Rechtsansprüche (=
subjektiven Rechte). Über Rechtsansprüche wird nicht nur Macht ausgeübt;
Rechtsansprüche sind der indirekte Zugriff auf Staatsmacht.
Da Rechtsansprüche abstrakt sind, benötigen sie eine Form des
Nachweises. Ganz allgemein unterscheidet man hier zwischen gebuchten
bzw. verbrieften Rechten. Im Falle von Geld ist es das Giralgeld
(gebucht) bzw. Münzen und Banknoten (verbrieft).
Fazit: Die 10 € Banknote in deinem Geldbeutel ist also *kein *Geld,
sondern lediglich ein *Nachweis* für Geld.
(Zugegeben bis diese Erkenntnis Allgemeingut ist, muss ich vermutlich
noch Alle minus einer Person überzeugen.) :=)
Der Unterschied zwischen Banknoten und Geld ist ungefähr so, wie
zwischen einem Personalausweis und der Person, die durch den
Personalausweis nachgewiesen wird.
Es scheint doch nicht alles so zu sein, wie es scheint. - Und genau
deshalb ist die Antwort auf die Frage: Was ist Geld? so wichtig.
Viele Grüße
Arne
Danke und Beste Grüße!
--
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- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Rudolf Müller, 06.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Arne Pfeilsticker, 06.03.2014
- [AG-GOuFP] rekursive Gelddefinition, moneymind, 06.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] rekursive Gelddefinition, Arne Pfeilsticker, 07.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Axel Grimm, 07.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Rudi, 07.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Axel Grimm, 07.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, moneymind, 08.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Arne Pfeilsticker, 10.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Frank Dahlendorf, 10.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Rudi, 07.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] rekursive Gelddefinition, Ex-SystemPirat, 07.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Anspruch und Geld (rekursive Gelddefinition), Peter Baum, 08.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Anspruch und Geld (rekursive Gelddefinition), Arne Pfeilsticker, 08.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Anspruch und Geld (rekursive Gelddefinition), Peter Baum, 10.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Anspruch und Geld (rekursive Gelddefinition), Arne Pfeilsticker, 08.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Axel Grimm, 07.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] rekursive Gelddefinition, Arne Pfeilsticker, 07.03.2014
- [AG-GOuFP] rekursive Gelddefinition, moneymind, 06.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Axel Grimm, 06.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Arne Pfeilsticker, 06.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Ex-SystemPirat, 06.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Axel Grimm, 06.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Frank Dahlendorf, 06.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Rudi, 06.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Frank Dahlendorf, 06.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, Arne Pfeilsticker, 06.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld ist alles, womit man zahlen kann, PauleJunior AT t-online.de, 06.03.2014
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