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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Banken verleihen Geld der Sparer weiter

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Banken verleihen Geld der Sparer weiter


Chronologisch Thread 
  • From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Banken verleihen Geld der Sparer weiter
  • Date: Sun, 19 Jan 2014 22:54:13 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Thomas,

Am 19.01.2014 20:00, schrieb Thomas Weiß:
Am 19.01.2014 17:16, schrieb Rudolf Müller:
Jedoch kann auch die "moderne Theorie der Geldschöpfung" keinen Alleinstellungsanspruch begründen, da immer noch Abhängigkeiten von vorhandenen Mitteln existieren. Die direkt oder indirekt einflussnehmenden Faktoren:
  1. Forderung einer Mindestreserve durch die EZB
  2. Kassenbestand zur Aufrechterhaltung des baren Zahlungsverkehrs
  3. Überschussreserven zur Durchführung von Überweisungen
  4. Anforderungen an das Eigenkapital der Bank gemäß KWG (Kreditwesengesetz KWG) § 10 Anforderungen an die Eigenmittelausstattung von Instituten, Institutsgruppen und Finanzholding-Gruppen (http://www.gesetze-im-internet.de/kredwg/__10.html)
  5. Anforderungen an die Liquidität der Banken gemäß KWG (Kreditwesengesetz KWG) § 11 Liquidität (http://www.gesetze-im-internet.de/kredwg/__11.html)
  6. Genügend verschuldungsbereite Kreditnehmer (Schuldner) müssen gefunden werden
  7. Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit des Kreditnehmers muss vorhanden sein oder
  8. der Kreditnehmer muss beleihungsfähige Sicherheiten bieten, d.h. Eigentum muss vorhanden sein und der Kreditnehmer muss bereit sein dieses zu verpfänden
  9. Um sich für Kredit-Auszahlungen Bargeld bei der Zentralbank zu beschaffen, benötigt die Bank „notenbankfähige Sicherheiten“
Von einer autonomen Kreditschöpfung der Geschäftsbanken kann deshalb m. E. nicht gesprochen werden. Ist die Bank, vielfach im Zusammenhang mit ihren Kreditgeschäften, auf Zentralbankgeld angewiesen, gleichgültig ob sie dieses von der Zentralbank selbst bezieht oder von Kunden als Einlage erhält, ist sie in Ihrer Kreditschöpfungstätigkeit nicht unabhängig. Das Kreditgeschäft kann nicht auf den reinen Akt der Buchgeldschöpfung reduziert werden.

Mir ist bewusst, dass auf dieser ML meines Wissens nur die "moderne Kredittheorie" mit der selbständigen Kreditschöpfung durch die Geschäftsbanken als AG-Meinung vertreten wird. Aber auch eine beschlossene AG-Mehrheitsmeinung ist noch kein Garant für "die einzig richtige Sichtweise".

Schöne Zusammenfassung.
Danke :-)
Ich persönlich bin übrigens auch kein Verfechter der strikten "modernen Kredittheorie". Auch Axel z.b. besteht auf die Formulierung "Geld entsteht durch Kreditvergabe in Banken" anstatt "Die Bank schöpft Geld bei Kreditvergabe" - siehe Punkt 6.
Wenn über die Aussage grundsätzlich Einigkeit besteht, so ist mE. sekundär, ob "die Bank das Geld schöpft" oder der Kunde. Allgemein wird der Vorgang der Entstehung von Zahlungsmitteln  bei einer Kreditgewährung wie auch bei einem Kauf von Aktiva durch die Bank als "Geldschöpfung der Geschäftsbank" bezeichnet. Wenn Axel dies unbedingt anders nennen will, sei's drum.

Den ursprünglichen Einfluss der "goldenen Bankregel", welche von einer reinen Kreditvermittlung der Banken ausging, kann man heute noch indirekt aus der Liquiditätsverordnung erkennen. Anstelle der Einhaltung dieser Bankregel sind die Banken das Problem von der Seite der "Zahlungsfähigkeit" angegangen. Wenn sichergestellt werden kann, dass die Bank gegenüber ihren Kunden jederzeit zahlungsfähig ist, wird damit dasselbe Ziel wie mit der Einhaltung der "goldenen Bankregel" erreicht. An dieser Stelle trennen sich dann "orthodoxe" und "moderne" Kredittheorie.
Die Liquiditätsverordnung erlaubt es den Banken, mit einem viel größeren Hebel Kredite zu erzeugen. So müssen z.B. für 10 Mill.€ Sichteinlagen nur 1 Mill.€ an flüssigen Mitteln vorgehalten werden. Die Erfahrung zeigt offensichtlich, dass durchschnittlich bei den Sichteinlagen ein ständiger Bodensatz von 90% bei den Banken verbleibt. Banken können sich sogar ihre eigenen Liquiditätsverordnungen schreiben, müssen diese jedoch von der Bafin genehmigen lassen.
Andererseits arbeiten reine Hypothekenbanken meines Wissens noch nach der orthodoxen Kredittheorie. Kredite können erst vergeben werden, wenn über Pfandbriefe Zahlungsmittel eingenommen wurden. Zum Start einer Hypothekenbank müssen die ersten Kredite mit Eigenkapital hinterlegt sein, da erst auf Grundlage der dann eingenommenen Grundschuldverschreibungen Pfandbriefe ausgegeben werden können. Auch Bausparkassen müssen mE diesem Prinzip folgen. Erst bei den Universalbanken wird alles aufgeweicht.
Welche Auswirkungen das 2005 außer Kraft gesetzte Hypothekenbankgesetz hat, erschließt sich mir noch nicht im Detail.

Gruß
Rudi2

Ich glaube auch nicht, dass das die komplett selbständige Kreditschöpfung hier Mehrheitsmeinung ist. Wenn das in den abgestimmten Artikeln so rüberkommt, sollte man die vielleicht mal überarbeiten.





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