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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: Rolf Müller <rolf.mueller9 AT t-online.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre
  • Date: Sun, 29 Dec 2013 13:04:49 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Am 27.12.2013 um 08:55 schrieb Rolf Müller:

Am 25.12.2013 15:20, schrieb Patrik Pekrul:
 Ich habe besagt Gleihung in "Trieaties on money" nicht gefunden.
Ist mir zunächst auch so ergangen. 1. Buch, Kapitel 10 "The fundamental equations for the value of money": (viii) Q = I - S (unter der Annahme dass die Unternehmer allen Profit investieren)
Den fehlenden Teil (Unternehmerkonsum) handelt er in Prosa ab:
"There is one peculiarity of profits (or losses) which we may note in passing, because it is one of the reasons why it is necessary to segregate them from income proper, as a category apart. If entrepreneurs choose to spend a portion of their profits on consumption (and there is, of course, nothing to prevent them from doing this), the effect is to increase the profit on the sale of liquid consumption goodes by an amount exactly equal to the amount of profits which have been thus expended. This follows from our definitions, because such expenditure constitutes a diminution of saving, and therefor an increase in the difference between I' and S. Thus, however much of their profits entrepreneurs spend on consumption, the increment of wealth besonging to entrepreneurs remains the same as before. Thus profits, as a source of capital increment for entrepreneurs, are a widow's cruse which remains undepleted however much of them may be devotet to riotous living."
["Witwenkrugtheorem" - Anleihe bei einer biblischen Erzählung]

Eine wesentliche Erkenntnis, die wir hier herauslesen können, ist das, was hier schon mehrfach diskutiert wurde, nämlich dass I NICHT gleich S ist, sonst wäre Q immer 0 (und die Gleichung damit sinnlos, weil unnötig).

Zur Sache:

Man stelle sich eine einfache Wirtschaft vor:

1. Ein Hersteller S von Investitionsgüter (bspw. Scheren)
2. Ein Hersteller F von Konsumgüter (bspw. Frisör)
3. Nichtunternehmer NU, die bei beiden oberen arbeiten.

Nun passiert folgendes:

1. S zahlt den NU 3
2. F zahlt den NU 7
3. NU lassen sich für 10 die Haare schneiden
4. F kauft für 3 Scheren bei S

Der Gewinn sei nun die Einnahmen-Löhne, also G(S) = 3-3 = 0, G(F)=10-7=3, zusammen G(S+F)=3
Die Investitionen betragen 3
Der Konsum der Unternehmer beträgt 0
Die Ersparnis der NU betragen 10 - 10 = 0

Die Gleichung Gewinn = Investitionen + Unternehmerkonsum - Ersparnis der NU stimmt: 3 = 3 + 0 - 0

Soweit, so gut.

Nun lässt sich der Unternehmer S beim Unternehmer F für 1 die Haare schneiden, somit steigt dessen Gewinn um 1, ergo:

4 = 3 + 1 -0, stimmt auch.

ABER:

Woher nimmt F denn das Geld für seinen Haarschnitt? Er hat 3 an Löhnen ausgezahlt und 3 an Einnahmen, bleibt 0 zurück. Schwierig. Er könnte es sich leihen, aber von wem? Die NU haben 10 eingenommen und 10 ausgegeben, ebenso der Frisör. Er hatte einen Gewinn von 3 und hat für 3 investiert. S kann sich also nur auf Pump die Haare schneiden lassen, er lässt also bei F anschreiben.

Nun ist der Gewinn von F angestiegen, ebenso aber dGV(=S), denn er hält jetzt eine (Geld-)Forderung gegen S (Überschuss), während jener nun eine Verbindlichkeit hat (Defizit)

Und damit sind wir wieder ganz klassisch bei dem saldenmechanischen Zusammenhang: Die Überschüsse des einen sind die Defizite des anderen und die Einnahmen des einen, sind die Ausgaben des anderen.

Ich denke, dieser Satz ist den meisten Menschen sehr viel eingängiger als obiger, zumal AUCH die Ersparnis der Unternehmer deren Profite senken (und dieses taucht in der obigen Gleichung nicht auf). Beispiel:

Der Unternehmer F investiert im obigen Beispiel nicht 3, sondern nur 2. Folge:

1. S hat einen Verlust von 1
2. Das Geldvermögen von F steigt um 1 (dGV=S)

Somit folgt: 3 - 1 = 2 + 0 - 0

Die obige Formel ist zwar im Ergebnis richtig, sie erklärt aber nicht, WARUM die Profite nun niedriger sind, weil dGV der Unternehmer nicht auftaucht. Tatsächlich ist es nämlich so, dass ALLE Ersparnisse die Gewinne senken und nicht nur die der Nichtunternehmer.

Zweites Problem: "Gewinn" wird hier nur als monetärer Überschuss verstanden (im Sinne von Einnahmeüberschuss). Tatsächlich muss man aber eine bilanzielle Betrachtung anstellen.

Beispiel für S:

Im obigen Beispiel hat S 3 an Löhnen ausgezahlt und aus seinen Verkäufen 3 eingenommen, folglich hat er also keinen Gewinn gemacht und die Formel geht auf, ABER man wird wohl davon ausgehen dürfen, dass der Verkaufspreis eines Gutes auch bei S höher sein wird als der Herstellungspreis. Was bedeutet das nun?

Stellen wir uns vor, S hätte 3 Scheren hergestellt, diese werden vor dem Verkauf mit ihren Herstellkosten bewertet. In unserem Beispiel gibt es nur Lohnkosten, also hat S nun Sachvermögen in Höhe von 3 in der Bilanz zu stehen (also 1 pro Schere). Er verkauft nun seine Scheren zu einem Preis von 1,5. Verkauft er also 2 Scheren zu einem Preis von 3 an F, dann hat er also nun in der Bilanz Geld(vermögen) in Höhe von 3 und noch eine Schere (Sachvermögen) in Höhe von 1, zusammen 4. Er bezahlt seine Angestellten (bzw. tilgt die Zwischenfinanzierung, die zur Herstellung der Schere notwendig war) und übrig bleibt Sachvermögen in Höhe von 1. Dieser Wert erhöht also sein Eigenkapital um 1, und dieses nennt man "Gewinn"!

Die Formel stimmt also nicht mehr, denn sie lautet nun:

3 + 1 = 3 + 0 - 0 FALSCH!

Deshalb habe ich dafür plädiert, nicht das Wort "Gewinn" zu verwenden, sondern lieber "Überschuss" bzw. "Defizit" und dieses auch nur bei rein MONETÄRER Betrachtung, schliesslich dreht sich diese Diskussion "On Money".

Ich hoffe meine Kritik an obigen Zusammenhang ist deutlich geworden. Sie gilt nur unter ganz bestimmten Randbedingungen und bei Umdeutung der allgemein üblichen Definitionen bestimmter Begriffe.

Wenn man im Blog auf Keynes verweist, sollte man obige Stelle zitieren und ein bisschen mehr "Butter bei die Fische" geben. Es wird wohl einen Grund gegeben haben, dass Keynes die angeblich zitierte Gleichung selbst so nie aufgestellt hat.











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