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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre


Chronologisch Thread 
  • From: Rolf Müller <rolf.mueller9 AT t-online.de>
  • To: ag Geldordnung <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre
  • Date: Tue, 24 Dec 2013 10:54:07 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>


Am 24.12.2013 01:08, schrieb Patrik Pekrul:
Vielen Dank für den Auszug, es erscheint nach wie vor unplausibel.

1. Um wessen Investitionen geht es hier, Investitionen der Unternehmer oder der Nichtunternehmer?

2. Wieso sollte der Konsum der Unternehmer dessen Gewinn erhöhen?

Ich habe zunächst die Irritationen die in diesen Fragen abgebildet sind nicht verstanden. Nun habe ich herausgefunden daß es einen Wandel bei der Abgrenzung der Sektoren gegeben hat. Womöglich resultieren Deine Verständnisschwierigkeiten ja (teilweise) daher. Die Klassiker beziehen sich auf eine VGR (die ich persönlich verinnerlicht habe) die von der in der Europäischen Adaption (ESVG'95)  des System of National Accounts (SNA) der UN aus dem Jahre 1993 abweicht.
Z. B. hat es in der klassischen VGR keine "Investitionen der Privaten Haushalte" gegeben - In der ESVG'95 sind nun Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit darin enthalten. Ich denke es lohnt sich eine kritische Betrachtung der sich sowohl aus den alten als auch den neuen Abgrenzungen ergebenden Probleme.

Bei einer kürzlich erfolgen Arbeitssitzung hat Michael (AMT) 5 Volkswirtschaftliche Sektoren erwähnt. Erst jetzt ist mir klar daß in dem "neuen" System einer hinzugekommen ist: Private Organisationen ohne Erwerbszweck.

Vorläufig scheint mir dass sich die neue VGR tendenziell an den ökonomischen Fragestellungen der Neoklassik (Kosten und Erträge) orientiert, die von den imho relevanteren Fragestellungen der Klassik (Wohlfahrt und der Verteilung) fundamental abweicht. Insbesondere im Bezug auf den Sektor Staat.
Aber mit der neuen VGR muß ich mich erst noch eingehend beschäftigen.

2. Wieso sollte der Konsum der Unternehmer dessen Gewinn erhöhen?

"dessen" macht nur Sinn in Bezug auf einen einzelnen Unternehmer. Natürlich erhöht der Konsum eines einzelnen Unternehmers nicht dessen Gewinn (wenn er die Konsumgüter nicht bei sich selbst einkauft). Hier geht es um Makroökonomie. Der Konsum aller Unternehmer erhöht den Gewinn dieser Gruppe immer.
(Was wäre wenn es überhaupt nur einen einzigen Unternehmer gäbe? Wem flössen seine eigenen Konsumausgaben zu?)

1. Um wessen Investitionen geht es hier, Investitionen der Unternehmer oder der Nichtunternehmer?
Um alle Investitionen. Wären nur die Investitionen einer Gruppe gemeint würde ein entsprechender Index oder Vermerk vorhanden sein.

Der Trick liegt wahrscheinlich darin, dass im Blogartikel von "UntnehmeNSgewinn" geschrieben wird, während Stützel ganz klar von "UnternehmERgewinn" schreibt.

Sofern man nicht Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit den Haushalten zuordnet (siehe oben) ist das irrelevant.
Eine wichtige Unterscheidung!

Wenn der UnternehmER Geld aus dem UnternehmEN zieht, dann bedeutet das für den UnternehmER einen "Gewinn" (Überschuss), für das UnternehmEN entsprechend einen "Verlust" (Defizit).

Dass Stützel explizit die UnternehmER meint, zeigt sich in der Fussnote:

"Stimmt man darin überein, daß als "Gewinn" der eigene Sachvermögenszuwachs/Periode zuzüglich der Entnahmen (Konsum)/Periode zuzüglich der Geldvermögensänderung/Periode bezeichnet werden soll - und das dürfte unbestritten sein - ,"

Es geht hier um "Entnahmen", diese kommen dem UnternehmER zugute, NICHT den UnternehmEN. Außerdem "konsumieren" UnternehmEN nicht, wohl aber UnternehmER.

Ich finde die Wahl der Worte "Gewinn" und "Verlust" in diesem Fall äußerst ungünstig, weil es in die Irre führt. Diese Worte sind in der Buchhaltung ganz klar definiert, und eine Entnahme ist hinsichtlich des Ergebnisses neutral, hat also auf "Gewinn" oder "Verlust" keinen Einfluss! Besser sind in diesem Zusammenhang die Worte "Überschuss" und "Defizit".

Dieser Satz wird eher verständlich, wenn man den bekannten Zusammenhang aus Fussnote 1 liesst:

"1*) Selbstverständlich ist auch diese Satzgruppe nur eine explizite Formulierung einer altbekannten Größenbeziehung, nämlich der bekannten Gleichung (Globalsatz) E=I+C. "

Nun wird die Sache verständlich: Versteht man "Einkommen als "Sachvermögenszuwachs + Geldvermögenszuwachs + Konsum" ", dann kann man einfach sagen:

Mein Einkommen kann ich

A) investieren (Sachvermögenszuwachs)
B) konsumieren (Konsum)
C) und was übrig bleibt, wird "gespart" (Geldvermögenszuwachs)

So wird es missverständlich. Hier verschmieren imho mikroökonomische Sicht und makroökonomische Zusammenhänge.
Ist C negativ, weil eben die Nichtunternehmer "sparen", müssen die Unternehmer entsprechend "entsparen" bzw. Schulden machen, dann bleibt etwas übrig, was man allgemein als "Nettoeinkommen"  bezeichnen könnte, "Gewinn" ist - wie gesagt - extrem ungünstig.

Mir scheint hier wird ein grundsätzlich trivialer Zusammenhang unnötig kompliziert dargestellt. Dies ist äußerst unpiratig, weil intransparent. Lasst uns doch einfach bleiben:

Die Überschüsse des einen sind die Defizite des anderen. Wenn Unternehmen (oder Unternehmer) fortwährend Überschüsse einfahren, machen andere zwingend fortwährend Defizite; und dies sind die Nichtunternehmen, sprich: der Staat und die Haushalte. Darum geht es doch im Kern!

Wieso so kompliziert?

Ich denke man sollte den Blog-Artikel korrigieren, der Teufel steckt manchmal im Detail.

Finde ich nicht. Die Gleichung im Blog drückt präzise einen volkswirtschaftlichen Zusammenhang aus. Man sollte das Thema stattdessen vielleicht vertiefen, zum Beispiel über die Erörterung der korrespondierenden Saldenmechanischen Satzgruppen.

-- 
instead of focusing on our differences, 
we should look at what we all have in common...
http://www.youtube.com/watch?v=qLci5DoZqHU



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