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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre

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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre


Chronologisch Thread 
  • From: Rolf Müller <rolf.mueller9 AT t-online.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre
  • Date: Mon, 23 Dec 2013 20:09:29 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>


Am 23.12.2013 18:50, schrieb Patrik Pekrul:
"Die Ursachen sind aber noch vielschichtiger. Eine fundamentale universell gültige Gleichung der Volkswirtschaft ist: Unternehmensgewinne = Investitionen plus Unternehmerkonsum minus Geldvermögensbildung der Nichtunternehmer" Hab ich so noch nie gehört, macht ad hoc auch keinen Sinn. Woher hast du das?
Wolfgang Stützel, Volkswirtschaftliche Saldenmechanik (1958),
3. Kapitel Die elementaren Größenbeziehungen im Gesamtgefüge der Einnahmen und Ausgaben einer Volkswirtschaft und deren Bedeutung für die Ursachenforschung (S. 72 ff)
1) Die elementaren Größenbeziehungen
b) Transformation der elementaren Satzgruppen in die Einkommensrechnung (S. 75 ff) - Saldenmechanische Herleitung von S=I
Seite 80:
(2b)
"Partialsatz: Je größer die Aufwendungen für Konsum und Investitionen, desto mehr übersteigen (weniger unterschreiten) sie das laufende Einkommen.

Größenmechanik: Eine Einzelwirtschaft oder eine Gruppe wird auch bei beliebiger Vermehrung ihres Gesamtaufwands für Konsum und Investition nur in dem Falle und nur in dem Maße mehr als ihr laufendes Einkommen aufwenden, in dem ihre Komplementärgruppe weniger als ihr laufendes Einkommen für Konsum und Investition aufwendet
oder auch:
Eine Einzelwirtschaft oder eine Gruppe wird auch bei beliebiger Verminderung ihres Gesamtaufwands stets mehr als ihr laufendes Einkommen aufwenden, wenn ihre Komplementärgruppe weniger als ihr laufendes Einkommen für Konsum und Investition aufwendet.

Globalsatz: Auch bei beliebiger Vermehrung und Verminderung der Gesamtaufwendungen für Konsum und Investition werden diese stets gleich groß sein wie das laufende Einkommen. 1*)

Auch dies folgt aus der tivialen Rahmenbedingung, daß in dieser Welt keine Gruppe, mag sie noch so hohe Zahlungsmittelbestände haben und ihre Ausgaben über alle Maßen steigern, dadurch einen Ausgabenüberschuß erzielen kann, es sei denn, die Komplementärgruppe wolle einen Einnahmeüberschuß vor- oder hinnehmen, nun übersetzt in die Sprache der Einkommensrechnung.

Der Globalsatz enthält offensichtlich nur die Summierung über die obige Definition von einzelwirtschaftlichen Einkommen als "Sachvermögenszuwachs + Geldvermögenszuwachs + Konsum", wobei wiederum wie bei der obigen Tabelle, die Geldvermögensänderungen für die Gesamtwirtschaft verschwinden.
Wenden wir den obigen Satz zur Größenmechanik auf die Gruppe der Unternehmer in ihrem Verhältnis zu allen Nichtungernehmern (Komplementärgruppe) an dann erhalten wir:

Größenmechanik: Die Unternehmergewinne bleiben stets nur genau um jenen Betrag hinter dem Unternehmeraufwand für Konsum und Investition zurück, um den die Nichtunternehmer Einnahmeüberschüsse bilden.

Das ist natürlich die bekannte Keynes-Gleichung aus "On Money"
Unternehmergewinn = Investition + Unternehmerkonsum ./. Ersparnis der Nichtunternehmer 2*)

Aus diesem Satz folgt u. a. :
Größenmechanik: Der Netto-Kreditbedarf der Unternehmer zur Aufrechterhaltung der Liquiditätskonstanz ist in jeder empirischen Wirtschaft stets genau gleich den Einnahmeüberschüssen der Nichtunternehmer.

d. h. also wiederum die Größenbeziehung des Satzes zur Größenmechanik aus (1b).
Nimmt man die während einer Periode entstehenden Ausgabenüberschüsse der Unternehmer als Maß für den Bedarf an "Kapital" zur liquiditätstechnischen Konsolidierung dieser Ausgabenüberschüsse 3*) und die Ersparnisse (=Einnahmeüberschüsse der Nichtunternehmer) als Maß für das Angebot von Kapital", dann geht aus der trivialen Größenbeziehung - da dies beiden Größen stets genau gleich sind - ohne weiteres hervor, daß "Angebot" und "Nachfrage" am Kapitalmarkt in diesem Sinne nie die Bestimmungsgründe für die Veränderungen und die Höhe eines Kapitalzinssatzes sein können. Man sieht daraus sofort, daß der für die Zinsbildung entscheidende Tetbestand auf einer anderen Ebene liegen muß, nämlich nicht auf der Ebene der Geldvermögensumschichtung, der Einnahme-Ausgabe-Salden, sondern auf der Ebene der Zahlungsmittelumschichtungen. 4*) So ist es z. B. gar nicht gesagt, daß die Unternehmer gerade Zahlungsmittelbestände in Höhe ihrer Ausgabenüberschüsse leihen wollen. Auch ist keineswegs sicher, ob die Nichtunternehmer Zahlungsmittelbestände in Höhe ihrer Einnahmeüberschüsse ausleihen wollen. Über den Zins wird nicht durch die Höhe der Einnahme- und Ausgabenüberschüsse entschieden; denn dies sind stets gleich groß, sondern allein durch die Neigung der Wirschaftssubjekte, ihr Geldvermögen in flüssiger oder weniger flüssiger Form zu halten. Freilich hängt dies Neigung selbst wieder von der Preisentwicklung und der Ertragslage ab, was von der reinen Liquiditätstheorie des Zinse u. E. nicht genügend klar herausgearbeitet wird.
Diebisher beschriebenen Größenbeziehungen mögen immer noch trivial erscheinen. Sie liefern gleichwohl eine u. E. sehr zweckmäßige Ausgangsbasis zur Klärung wichtiger volkswirtschaflicher Zusammenhänge.


1*) Selbstverständlich ist auch diese Satzgruppe nur eine explizite Formulierung einer altbekannten Größenbeziehung, nämlich der bekannten Gleichung (Globalsatz) E=I+C. Wir bringen sie hier trotzdem, da das eigenartige in unserem Satz zur Größenmechanik zum Ausdruck kommende Bedingungsgefüge bei der üblichen mathematischen Formulierung gar nicht deutlich wird und infolgedessen der Gehalt dieser Formes u. E. viel zu wenig für praktische Untersuchungen fruchtbar gemacht wurde.
2*) Es scheint uns angesichts der Wichtigkeit dieser Formel zweckmäßig, auf ihre unmittelbare Stringenz besonders hinzuweisen: Stimmt man darin überein, daß als "Geweinn" der eigene Sachvermögenszuwachs/Periode zuzüglich der Entnahmen (Konsum)/Periode zuzüglich der Geldvermögensänderung/Periode bezeichnet werden soll - und das dürfte unbestritten sein - , dann bedarf es nur noch der Einsicht, daß eine Geldvermögensverringerung der unternehmerischen Gruppe notwendig gleich groß ist wie die Geldvermögensvermehrung der Nichtunernehmer, daß also die Summe aller Geldvermögen wegen einer wechselseitigen Aufrechenbarkeit aller Forderungen und Schulden stets Null ist, um auch schon zu wissen, daß alle empirischen Vorgänge notwendig die Rahmenbedingung dieser Keynes-Gleichung erfüllen muß.
3*) Den Ausdruck "Konsolidierung" verwenden wir allgemein in folgender Bedeutung: Falls Ausgabenüberschüsse durch Verringerung der Kassenbestände finanziert wurden - "Wiederherstellung der früheren Kassenbestände"; falls Ausgabenüberschüsse durch Aufnahme kurzfristiger Lieferanten- und Bankkredite finanziert wurden - "Umwandlung dieser Verschuldung mit Falligkeiten, die so auf das Objekt abgestimmt sind, daß sie aus den Erträgen, also druch spätere Einnahmeüberschüsse bedient werden können".
4*) Insoweit kann gar kein Zweifel bestehen, daß der "Zins" ein rein monetäres Phänomen ist. "

PS:  Wann besorgst Du Dir endlich das Buch Patrick?

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instead of focusing on our differences, 
we should look at what we all have in common...
http://www.youtube.com/watch?v=qLci5DoZqHU



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