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Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda
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- From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
- To: Wischer <listemail2 AT gmx.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda
- Date: Mon, 30 Dec 2013 19:25:16 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 30.12.2013 um 17:46 schrieb Wischer:
> Patrik74 schrieb:
>> Nachtrag:
>> Patrik Pekrul schrieb:
>>> Nun lässt sich der Unternehmer S beim Unternehmer F für 1 die Haare
>>> schneiden, somit steigt dessen Gewinn um 1, ergo:
>>> 4 = 3 + 1 -0, stimmt auch.
>>> ABER:
>>> Woher nimmt F denn das Geld für seinen Haarschnitt? Er hat 3 an Löhnen
>>> ausgezahlt und 3 an Einnahmen, bleibt 0 zurück. Schwierig. Er könnte es
>>> sich leihen, aber von wem? Die NU haben 10 eingenommen und 10 ausgegeben,
>>> ebenso der Frisör. Er hatte einen Gewinn von 3 und hat für 3 investiert.
>>> S kann sich also nur auf Pump die Haare schneiden lassen, er lässt also
>>> bei F anschreiben.
>>> Nun ist der Gewinn von F angestiegen, ebenso aber dGV(=S), denn er hält
>>> jetzt eine (Geld-)Forderung gegen S (Überschuss), während jener nun eine
>>> Verbindlichkeit hat (Defizit)
>>> Und damit sind wir wieder ganz klassisch bei dem saldenmechanischen
>>> Zusammenhang: Die Überschüsse des einen sind die Defizite des anderen und
>>> die Einnahmen des einen, sind die Ausgaben des anderen.
>> im übrigen zeigt bereits dieses Beispiel, dass die Formel bei bilanzieller
>> Betrachtung nicht funktioniert. Zwar hat F seinen Gewinn steigern können,
>> weil er nun eine Forderung in Höhe von 1 hält, ABER es bleibt
>> unberücksichtigt, dass S einen Verlust von 1 hat, weil dieser nun eine
>> Verbindlichkeit hat. Demnach gilt:
>> G(F) = (10-7) + 1 = 4
>> G(S) = (3-3) - 1 = -1
>> G(F+S) = 4-1 = 3 (unverändert), ABER
>> Unternehmerkonsum = 1, somit
>> 4 - 1 = 3 +1 -0 FALSCH!
>> Die Gleichung ist also mit äußerster Vorsicht zu genießen.
> Da es sich beim Unternehmerkonsum um keinen Aufwand handelt, sich der
> Gewinn aber aus Ertrag/Aufwand definiert, beeinflusst der Unternehmerkonsum
> nicht den Gewinn des Unternehmens. Oder anders gesagt: Der
> Unternehmerkonsum als Ausschüttung/Entnahme verringert zwar das
> Eigenkapital, reduziert aber nicht den Gewinn des Unternehmens.
Genau darauf wies ich hin: Man muss strikt zwischen dem UnternehmEN und dem
UnternehmER unterscheiden, sonst wird es falsch.
Und an dieser Stelle muss man anmerken, dass volkswirtschaftlich der
UnternehmER zu den Konsumenten zählt. Die volkswirtschaftliche Sektoren
unterscheiden nämlich nicht nach Zugehörigkeit (sprich jeder erhält einen
Stempel auf die Stirn "Unternehmer" oder "Nichtunternehmer"), sondern nach
Funktion. Wenn also eine "Unternehmer" Abends ins Restaurant geht mit Geld,
das er aus seinem Unternehmen entnommen hat, fällt das in den Sektor
"Haushalte", sprich Konsum. Geht er im selben Restaurant mit einem
Geschäftspartner essen und rechnet es ab, ist es eine Betriebsausgabe und
fällt in den Bereich "Unternehmen".
Entnimmt also der UnternehmER aus seinem UnternehmEN eine Summe X und
konsumiert sie, dann steigen damit die Einkommen der UnternehmEN - nicht
notwendigerweise aber der Gewinn. Wäre es automatisch so, gingen keine
Unternehmen pleite. Die Kunst der Unternehmertums besteht ja grade darin, aus
Einkommen Gewinne zu machen.
> Die Formel bleibt also 4 = 3 + 1 - 0.
Das ist nur halbrichtig, denn der Unternehmer S finanzierte seinen
"Unternehmerkonsum" (was nichts anderes als "normaler" Konsum ist, siehe
oben) NICHT aus den Gewinnen - denn er hat keinen - sondern aus
Kreditaufnahme; sei es, dass er beim Frisör anschreiben lässt, sei es, dass
es sich das Geld woanders leiht (in meinem Beispiel ohne Bank bleibt nur das
Anschreiben beim Frisör). Das ist also höchst unspektakulär: Wenn jemand auf
Pump konsumiert, machen die Unternehmen mehr Umsatz - what a surprise!
> Vielleicht nochmal konkret die Erklärung der Begriffe in der Formel (meine
> persönliche Interpretation):
> Unternehmensgewinne = Nettoinvestitionen plus Unternehmerkonsum minus
> Geldvermögensbildung der Nichtunternehmer
- Geldvermögensbildung der UntermehmER oder UnternehmEN, die Formel ist
unvollständig.
> _Unternehmensgewinne_ sind definiert aus Erträgen und Aufwendungen des
> Unternehmens.
Soweit richtig.
> _Nettoinvestitionen_ sind definiert aus den Bruttoinvestitionen abzüglich
> der Abschreibungen.
Richtig.
> _Unternehmerkonsum_ sind alle Ausgaben, die der Unternehmenseigentümer als
> "Entnahmen/Ausschüttung" aus dem Unternehmen erhalten und ausgeben.
So kann man das sehen, allerdings unterscheidet sich "Unternehmerkonsum" in
nichts von "Nichtunternehmerkonsum", weil die UnternehmER wie gesagt zum
Sektor Haushalte gehören, so sie nicht grade für die UnternehmEN tätig sind.
> _Geldvermögensbildung der Nichtunternehmer _ sind alle Überschüsse der
> Nichtunternehmer in bar oder als
> Forderungen(Wertpapiere)/Verbindlichkeiten. Wenn ein Unternehmenseigentümer
> einen Überschuss aus Ausschüttungsbeträgen bildet, zählt dies vermutlich
> genauso dazu.
Richtig, und dieses bezeichnet Keynes (wie auch ich) als S. Die logische
Konsequenz (die ich schon mehrfach probiert habe an den Mann zu bringen) ist,
dass das Gesamteinkommen für Investitionen (I) ODER Konsum (C) ODER Sparen
(S) verwendet werden kann. Die fundamentale Gleichung einer Volkswirtschaft
mit Finanzsektor muss also lauten:
Y = C + I (=dSV) + S (=dGV)
und es gibt keine logische Begründung, warum I und S zwanghaft immer gleich
sein sollten. Im Gegenteil: Je größer S, desto kleiner wird (I+C)
Es ist hierbei egal, wer spart! In jedem Fall senkt es C + I und damit die
Umsätze der UnternehmEN und somit in der Tendenz die Gewinne der UnternehmEN
(u.a wegen des Fixkostenanteils).
> Wichtig bei der Formel ist nur, dass man versteht, wie sich
> Unternehmensgewinne bilden und wie wichtig die Entwicklung der
> Nettoinvestitionen dabei sind. Man muss natürlich einiges an Grundwissen
> mitbringen, was das Verständnis erschwert.
Deshalb sage ich ja, dass der Blog-Artikel etwas zu kurz geraten ist und den
"Normalo" überfordert, und deshalb mehr "Butter bei die Fische" braucht. Im
übrigen halte ich die Gleichung für unvollständig und die Verwendung des
Begriffes "Gewinn" in diesem Zusammenhang für schlicht falsch.
> Mit Grundwissen meine ich: Unternehmen brauchen Gewinne um überhaupt zu
> agieren. Keine Gewinne bedeuten keine Unternehmen, bedeuten keine
> Arbeitsplätze, etc.. Sparen führt eben nicht direkt zu Investitionen,
> sondern Sparen (Überschüsse) erzwingt vorallem immer Entsparen/Verschuldung
> (Defizite).
Genau das habe ich mit dem Beispiel gezeigt, bei dem S sich die Haare von F
schneiden liess, wobei ich im Sinne der Gleichung keinen Unterschied zwischen
dem UnternehmEN S und dem UnternehmER S gemacht habe. Ich wies ja schon
darauf hin, dass man bei der Argumentation sehr genau muss.
> Auch betriebswirtschaftliches Grundwissen von Erträgen/Aufwendungen mit so
> Dingen wie Abschreibungen müsste vorher vorhanden sein.
Jawohl. Ich erinnere an den Mathematiker mit dem Spruch "Wie man sofort
sieht...". "sofort" ist ein relativer Begriff ;-)
Ich denke, wir haben in der Sache keinen Dissenz, vielleicht kannst du ja zu
deinem Artikel aus dem bisher geschriebenen ein Nachwort oder eine Wiki-Seite
basteln und aus dem Blog heraus darauf verweisen?
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Rolf Müller, 23.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Patrik Pekrul, 24.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Rolf Müller, 24.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Patrik Pekrul, 24.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Rudi, 24.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Patrik Pekrul, 25.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Rolf Müller, 27.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Patrik Pekrul, 29.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Patrik Pekrul, 29.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda, Wischer, 30.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda, Patrik Pekrul, 30.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda, Patrik Pekrul, 30.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda, Wischer, 31.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda, Patrik Pekrul, 31.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Patrik Pekrul, 24.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Rolf Müller, 24.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda, Wischer, 30.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda, Patrik Pekrul, 30.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda, Patrik Pekrul, 30.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda, Rudi, 31.12.2013
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