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Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda
- Date: Tue, 31 Dec 2013 00:08:31 +0000
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Kompliziertes, zeitintensives Thema. Vielleicht ist auch alles Quark was ich hineininterpretiere. Daher mein letzter Beitrag dazu.
Patrik74 schrieb:
Wischer schrieb:Mein Fehler. Die Formel für die Kreditfinanzierung des Konsums per Privatkredit sollte wenn dann lauten:
Patrik74 schrieb:Genau darauf wies ich hin: Man muss strikt zwischen dem UnternehmEN und dem UnternehmER unterscheiden, sonst wird es falsch.
Nachtrag:Da es sich beim Unternehmerkonsum um keinen Aufwand handelt, sich der Gewinn aber aus Ertrag/Aufwand definiert, beeinflusst der Unternehmerkonsum nicht den Gewinn des Unternehmens. Oder anders gesagt: Der Unternehmerkonsum als Ausschüttung/Entnahme verringert zwar das Eigenkapital, reduziert aber nicht den Gewinn des Unternehmens.
Patrik Pekrul schrieb:
Nun lässt sich der Unternehmer S beim Unternehmer F für 1 die Haare schneiden, somit steigt dessen Gewinn um 1, ergo:im übrigen zeigt bereits dieses Beispiel, dass die Formel bei bilanzieller Betrachtung nicht funktioniert. Zwar hat F seinen Gewinn steigern können, weil er nun eine Forderung in Höhe von 1 hält, ABER es bleibt unberücksichtigt, dass S einen Verlust von 1 hat, weil dieser nun eine Verbindlichkeit hat. Demnach gilt:
4 = 3 + 1 -0, stimmt auch.
ABER:
Woher nimmt F denn das Geld für seinen Haarschnitt? Er hat 3 an Löhnen ausgezahlt und 3 an Einnahmen, bleibt 0 zurück. Schwierig. Er könnte es sich leihen, aber von wem? Die NU haben 10 eingenommen und 10 ausgegeben, ebenso der Frisör. Er hatte einen Gewinn von 3 und hat für 3 investiert. S kann sich also nur auf Pump die Haare schneiden lassen, er lässt also bei F anschreiben.
Nun ist der Gewinn von F angestiegen, ebenso aber dGV(=S), denn er hält jetzt eine (Geld-)Forderung gegen S (Überschuss), während jener nun eine Verbindlichkeit hat (Defizit)
Und damit sind wir wieder ganz klassisch bei dem saldenmechanischen Zusammenhang: Die Überschüsse des einen sind die Defizite des anderen und die Einnahmen des einen, sind die Ausgaben des anderen.
G(F) = (10-7) + 1 = 4
G(S) = (3-3) - 1 = -1
G(F+S) = 4-1 = 3 (unverändert), ABER
Unternehmerkonsum = 1, somit
4 - 1 = 3 +1 -0 FALSCH!
Die Gleichung ist also mit äußerster Vorsicht zu genießen.
Und an dieser Stelle muss man anmerken, dass volkswirtschaftlich der UnternehmER zu den Konsumenten zählt. Die volkswirtschaftliche Sektoren unterscheiden nämlich nicht nach Zugehörigkeit (sprich jeder erhält einen Stempel auf die Stirn "Unternehmer" oder "Nichtunternehmer"), sondern nach Funktion. Wenn also eine "Unternehmer" Abends ins Restaurant geht mit Geld, das er aus seinem Unternehmen entnommen hat, fällt das in den Sektor "Haushalte", sprich Konsum. Geht er im selben Restaurant mit einem Geschäftspartner essen und rechnet es ab, ist es eine Betriebsausgabe und fällt in den Bereich "Unternehmen".
Entnimmt also der UnternehmER aus seinem UnternehmEN eine Summe X und konsumiert sie, dann steigen damit die Einkommen der UnternehmEN - nicht notwendigerweise aber der Gewinn. Wäre es automatisch so, gingen keine Unternehmen pleite. Die Kunst der Unternehmertums besteht ja grade darin, aus Einkommen Gewinne zu machen.
Die Formel bleibt also 4 = 3 + 1 - 0.Das ist nur halbrichtig, denn der Unternehmer S finanzierte seinen "Unternehmerkonsum" (was nichts anderes als "normaler" Konsum ist, siehe oben) NICHT aus den Gewinnen - denn er hat keinen - sondern aus Kreditaufnahme; sei es, dass er beim Frisör anschreiben lässt, sei es, dass es sich das Geld woanders leiht (in meinem Beispiel ohne Bank bleibt nur das Anschreiben beim Frisör). Das ist also höchst unspektakulär: Wenn jemand auf Pump konsumiert, machen die Unternehmen mehr Umsatz - what a surprise!
4 = 3 + 0 - (-1). Dies wird aber real auch nicht stimmen, da der Gewinn nicht nominal 1:1 aus dem Konsum entsteht (dazu am Ende mehr).
Schlussendlich habe ich mir auch die Frage gestellt, warum Buschbeck in der Formel den Unternehmerkonsum nochmal extra drin hat. Die Antwort, die ich mir gegeben habe, erklärt auch dein Problem mit der Kreditfinanzierung des Unternehmers. Der Unternehmerkonsum beschreibt eben *nur* den Konsum aus der Unternehmensmasse (Eigenkapital) heraus und nicht per Kredit. Wenn ein Unternehmer einen Privatkredit für seinen Konsum aufnimmt, so macht er das als Nichtunternehmer und senkt damit in der Gleichung die Geldvermögensbildung der Nichtunternehmer. Deshalb machen die Unternehmen, wie du richtig geschrieben hast, mehr Umsatz (=Erträge).
Da der Unternehmerkonsum nicht in der GuV als Aufwendungen enthalten ist, aber als Entnahme/Ausschüttung stattfindet und dann beim Konsum wieder neue Erträge (und hoffentlich Gewinne) generieren können, muss dies in der Formel zusätzlich stehen. Dies ist wichtig nicht zu ignorieren, weil dies ja die Überschüsse der Unternehmen (deren "Sparen") auch wieder abbaut. Die Formel wäre schlicht unvollständig ohne den Unternehmerkonsum.
Jein. In der Nettoinvestition plus dem Unternehmerkonsum ist die Geldvermögensbildung der UnternehmEN quasi enthalten. Bzw. ist diese eben der sich ergebende Rest, wenn weder (positive) Nettoinvestitionen noch Unternehmerkonsum (Ausschüttung/Entnahme) stattfinden. Denn dann bedeutet das ja automatisch, dass der Gewinn aus der letzten Periode einbehalten wurden und deshalb die Gewinne in der nächsten Periode verringert. Natürlich kann man die Geldvermögensbildung der UnternehmEN nicht direkt ablesen, aber deshalb wird die Formel nicht falsch.Vielleicht nochmal konkret die Erklärung der Begriffe in der Formel (meine persönliche Interpretation):- Geldvermögensbildung der UntermehmER oder UnternehmEN, die Formel ist unvollständig.
Unternehmensgewinne = Nettoinvestitionen plus Unternehmerkonsum minus Geldvermögensbildung der Nichtunternehmer
Die Vermögensbildung der UnternehmER wird entweder gleichbehandelt als Bildung von Geldvermögen der Nichtunternehmer, wenn der UnternehmER die Ausschüttung/Entnahme auf seinem Privatkonto/depot als Überschuss liegen lässt, oder wenn das Vermögen im UnternehmEN bleibt, dann reduziert dies den möglichen Unternehmerkonsum.
Natürlich ist der Konsumeffekt der selbe. Nur wäre die Formel unvollständig ohne den Unternehmerkonsum._Unternehmensgewinne_ sind definiert aus Erträgen und Aufwendungen des Unternehmens.Soweit richtig.
_Nettoinvestitionen_ sind definiert aus den Bruttoinvestitionen abzüglich der Abschreibungen.Richtig.
_Unternehmerkonsum_ sind alle Ausgaben, die der Unternehmenseigentümer als "Entnahmen/Ausschüttung" aus dem Unternehmen erhalten und ausgeben.So kann man das sehen, allerdings unterscheidet sich "Unternehmerkonsum" in nichts von "Nichtunternehmerkonsum", weil die UnternehmER wie gesagt zum Sektor Haushalte gehören, so sie nicht grade für die UnternehmEN tätig sind.
Bespiel: Wenn ein einzelnder UnternehmER sich ein Gehalt entnimmt und dies komplett ausgibt, so ist sein Geldvermögen weder gestiegen noch gesunken. Es fand natürlich auch keine erhöhte Nettoinvestition statt. Dann würde sich der Gewinn aller Unternehmen in der Formel nicht steigern, wenn es keinen Unternehmerkonsum darin gäbe. Jedoch hat der Konsum anderen Unternehmen ja einen Ertrag und somit auch einen möglichen Gewinn gebracht! Deshalb ist diese Formel mit dem Unternehmerkonsum geschrieben. Der Unterschied ist, dass dagegen jeder Konsum eines Nichtunternehmers selbst schon mal finanziert wurde und damit als eine frühere Aufwendung darstellt.
Kurzum: Der UnternehmER hat in der Formel eine Doppelfunktion. Einerseits gibt er Teile des Unternehmensüberschüsse aus (=Unternehmerkonsum), andererseits ist er genauso Nichtunternehmer mit Geldvermögensbildungsabsichten. Diese beiden Dinge können, aber müssen nicht, im Verhältnis zueinander stehen. Können: Wenn der Unternehmer seinen Ausschüttungsbetrag komplett als Überschuss spart (Unternehmerkonsum=0%; Geldvermögensbildung=100%), verringert er den möglichen Gewinn in der Formel. Verkonsumiert er ihn komplett (Unternehmerkonsum=100%; Geldvermögensbildung=0%), können die Unternehmen auch damit wieder einen Gewinn machen. (Hinweis: Da es sich beim Gewinn ja um das Ergebnis von Erträgen-Aufwendungen handelt, ist dieser vom nominalen Konsumbetrag abweichend.)
Deshalb sage ich ja, dass der Blog-Artikel etwas zu kurz geraten ist und den "Normalo" überfordert, und deshalb mehr "Butter bei die Fische" braucht. Im übrigen halte ich die Gleichung für unvollständig und die Verwendung des Begriffes "Gewinn" in diesem Zusammenhang für schlicht falsch.Ich halte die Formel für vollständig, nur nicht ganz so verständlich. :)
Ich wüsste auch keinen besseren Begriff statt "Gewinn" für diese Formel. Schließlich ist ja eine wesentliche Aussage dieser Formel, dass Unternehmen Gewinnaussichten brauchen, um zu existieren und diese derzeit gefährdet sind. Außerdem, dass die Nettoinvestitionen eben wahnsinnig wichtig für Gewinne und gleichzeitige Geldvermögensbildung sind.
Vielleicht hilft es sich zum besseren Verständnis vorzustellen, dass alle Summanden der Formel Erträge/Aufwendungen generieren, weil sich der Gewinn eben genau aus dem Verhältnis von Erträgen zu Aufwendungen bestimmt. Jede positive Nettoinvestition, positiver Unternehmerkonsum und negative Geldvermögensbildung der Nichtunternehmen generiert Erträge. Jede negative Nettoinvestition, negativer Unternehmerkonsum und positive Geldvermögensbildung bedeuten entweder geringere Erträge, oder sogar direkte Aufwendungen. Man darf sich nicht verwirren lassen, dass Nettoinvestitionen und Unternehmerkonsum nicht 1:1 zu Gewinnen führen. Diese generieren erstmal nur Erträge und ermöglichen Einkommen der Nichtunternehmer (dies sind Aufwendungen fürs Unternehmen) und nur teilweise Gewinne. Daher würde ich auch davon abraten, die Plausibilität der Formel mit Minibeispielen aus Zahlen zu belegen. Das geht vermutlich nämlich gar nicht. :P
Betrachtet man nur die Gleichung "Überschüsse hier = Defizite da" ist der allgemeinen Erklärung sicher auch genüge getan, aber wie das nun zu einer Guthabenkrise kommt, ist nicht gesagt.
Ich denke, wir haben in der Sache keinen Dissenz, vielleicht kannst du ja zu deinem Artikel aus dem bisher geschriebenen ein Nachwort oder eine Wiki-Seite basteln und aus dem Blog heraus darauf verweisen?Zeitlich grad schlecht. Aber das Thema steht auf meiner Agenda der Grausamkeiten to do. :D
Natürlich ist das Unfug. Aber deine These, dass Sachvermögen, das nicht verkauft wurde, einen das EK-steigernden Ertrag bringt, auch. Das würde ja heißen ich hau mir mein Lager voll mit Zeug, das ich nie verkaufe und habe dann einen Gewinn.Die Formel stimmt also nicht mehr, denn sie lautet nun:Deine letzte Schere liegen also rum und rostet, weshalb du sie abschreiben musst. Ergo Gewinn/EK -1 und schon passt es wieder.
3 + 1 = 3 + 0 - 0 FALSCH!
Das ist doch Unfug, reine Polemik. Lagerbestände werden nicht grundsätzlich (vollständig) abgeschrieben - und schon passt es wieder nicht.
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Rolf Müller, 24.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Patrik Pekrul, 24.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Rudi, 24.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Patrik Pekrul, 25.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Rolf Müller, 27.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Patrik Pekrul, 29.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Patrik Pekrul, 29.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda, Wischer, 30.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda, Patrik Pekrul, 30.12.2013
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- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda, Wischer, 31.12.2013
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- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda, Wischer, 30.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda, Patrik Pekrul, 30.12.2013
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- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Patrik Pekrul, 24.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Final: Blog Artikel Profite, Investitionen und die wirtschaftsliberale Agenda der letzten 20 Jahre, Rolf Müller, 24.12.2013
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