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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Georg Schmid <roter-turm AT web.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel
- Date: Fri, 27 Apr 2012 20:12:15 +0200
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am Freitag, den 27.04.2012, 14:09 +0200 schrieb alex AT twister11.de:
>
> Danke Georg, finde ich super geschrieben :-)
> Trotzdem habe ich noch ein paar klärende Fragen:
>
> > Ein Geldsystem ist idealtypisch gesehen KEIN
> > geeignetes Instrument zu Finanzierung von Arbeitsbündelung und deren
> > längerfristigen Ausgleich (längerfristige Kredite). Hierfür bedarf
> es
> > eines angegliederten Geldguthaben-Systems.
>
>
> Du meinst hier, dass, sollte Geld zur Finanzierung von
> Arbeitsbündelung genutzt werden, so Bedarf es der Hortung über einen
> gewissen Zeitraum,
> was wiederum zur Verknappung der umlaufenden Geldmenge führt. Um das
> zu vermeiden, braucht es ein Geldguthabensystem, richtig?
> (Ich finde hier hättest du noch ein kleines Beispiel mit Waage
> beschreiben können, was genau passiert, wenn [1] trotzdem Geld zum
> Zwecke der Arbeitsbündelung eingesetzt würde...
> ...auch stellt sich die Frage, was passiert, [2] wenn jemand, obwohl
> es ein Geldguthabensystem gibt, trotzdem Geld zum Zwecke der
> Arbeitsbündelung einsetzt...)
[1](Nummern habe ich in deinen Text eingefügt) Das wäre der Fall, wenn
die Kreditnehmer durch zusätzliche Geldschöpfung zu Geld kommen würden.
Das bedeutet natürlich Inflation.
[2] Das wäre der Fall, wenn die Sparwilligen Geld horten würden anstatt
es im Rahmen des Geldguthabensystems zu verleihen. Und das bedeutet
Deflation.
Jetzt könnte man natürlich sagen, dass wenn beides [1] und [2]
gleichzeitig stattfinden würde, die Sache sich gegenseitig ausgleichen
würde. Theoretisch stimmt das natürlich und im bestehenden System ist
das ja auch tatsächlich (idealtypisch) so der Fall. Hier wird zuerst
durch Kreditvergabe leicht Inflation geschaffen diese aber im gleichen
Zug durch deflationsbringendes Horten (Pseudosparen) wieder
ausgeglichen.
Die Sache hat nur einen Haken: Im Kapitalismus geht es um Rentiers gegen
Arbeitende. Und da das Bankenwesen sich mehr um die Interessen der
Rentiers kümmert (da Banken ja selbst so etwas wie Rentiers sind) werden
am Anfang die Fische durch euphorisches Inflationieren angelockt (bis
etwa 1974) um sie danach durch lämendes Deflationieren bequem fangen zu
können.
Wird aber die Finanzierung des laufenden Austauschs von
Arbeitsergebnissen von der Finanzierung von Arbeitsbündelungen getrennt
abgerechnet, haben die Banken diese Möglichkeit der Manipulation nicht
mehr.
(wie ich das mit der Waage erklären könnte habe ich noch nicht
herausgefunden)
Wir hätten dann ein dreigegliedertes Geld und Finanzwesen:
1. Ein öffentliches Girosystem (Kaufgeldsystem)
2. Ein privates Leihsystem (Leihgeldsystem)
3. Ein öffentliches Staatsfinanzierungssystem (Taxgeldsystem, das
später vielleicht durch ein »Schenkgeldsystem« ersetzt werden
kann)
Das öffentliche Girosystem könnte dabei mit dem Taxgeldsystem verbunden
werden, wobei das Taxgeldsystem die Geldbasis bilden würde. Das wäre
dann im Großen und Ganzen ein Vollgeldsystem à la Joseph Huber
> 1. Geld stellt ein Guthaben dar (Auf welche Definition von Guthaben
> berufst du dich? Wie definierst du EXAKT Guthaben?)
Ein Guthaben ist wenn einem etwas (mittels Vertrag) versprochen wird.
Das könnte auch das Versprechen sein, dass man mit Geld jederzeit
Kredit- oder Kauf- Schulden tilgen kann.
> 2. Geld stellt einen Anspruch dar (Auf welche Definition (rechtlichte)
> von Anspruch berufst du dich? Wie definierst du EXAKT Anspruch?)
Das Gegenstück zu einer, durch Vertrag vereinbarten Bringschuld.
> => Anspruch setze ich gleich mit RECHTSANSPRUCH => Geld erzeugt
> allerdings keinen RECHTSANSPRUCH auf Arbeitsergebnisse!
Das stimmt natürlich, anderseits ist es ein Rechtsanspruch auf Tilgung
von Kreditschulden oder auch sonstigen Schulden, nominiert in Geld.
> 3. Bedeutet jenes, das Geschäftsbankenbuchgeld genauso Geldguthaben
> ist wie mein Vertrag mit einem Bekannten den ich bereits einseitig
> erfüllt habe und er nun noch eine Geldverbindlichkeit mir gegenüber
> hat? (Ich finde diese Definition von "Geld" sehr sinnvoll, allerdings
> ist das Wort "Geld" hier irreführend, da man normalerweise an
> Giralgeld und dessen Umlauffähigkeit denkt, die im Falle des privaten
> Vertrages mit meinem Bekannten wohl eher nicht gegeben ist.)
Geschäftsbankenbuchgeld ist bereits Geld, allerdings solches Geld, das
nur innerhalb der betreffenden G-Bank oder auch G-Bankenverband Geld
ist. Außerhalb dieses Bereichs ist es kein Geld sondern nur ein Guthaben
auf Zentralbankengeld.
>
>
>
>
> > Eine Volkswirtschaft ist immer ein Bestandteil des Staates und
> niemals umgekehrt.
>
> Könntest du Volkswirtschaft und Staat kurz definieren? Ist diese
> Annahme wichtig oder kann sie entfallen?
Ist nicht so wichtig aber ich versuchs trotzdem einmal:
Ein Staat ist eine Gemeinschaft von Menschen aller Generationen, die in
der Lage ist sich ein funktionierendes Rechtswesen, ein Geisteswesen
(Wissenschaft, Kultur und Edukation) und ein Wirtschaftswesen aufrecht
zu erhalten. Wobei das Wirtschaftswesen alle drei (auch sich selbst)
materiell versorgen muss. Das bedeutet, dass die Hauptaufgabe und somit
auch die Hauptfunktion einer solchen Wirtschaft das Schenken sein muss.
> Also Staat ist definiert als "Rechtsverhältnis zwischen Bürgern" ?
Das Rechtswesen ist sozusagen das Knochenskelett des Staates. Man könnte
sagen, ein Staat ist eine vererbbare (Rechts-)Vereinbarung zwischen
Bürgern.
Über den Rest schreibe ich später nochmal...
Grüsse, Georg
- Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel - Frage zum Wikitext, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel - Frage zum Wikitext, Nicolai Haehnle, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel - Frage zum Wikitext, alex, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel - Frage zum Wikitext, Pieter hogeveen, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel - Frage zum Wikitext, Pieter hogeveen, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel - Frage zum Wikitext, Nicolai Haehnle, 29.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel - Frage zum Wikitext, alex, 30.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel - Frage zum Wikitext, alex, 26.04.2012
- [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel, Georg Schmid, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel, alex, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel, Georg Schmid, 27.04.2012
- [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel, Georg Schmid, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel - Frage zum Wikitext, alex, 26.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel - Frage zum Wikitext, alex, 27.04.2012
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