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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Realwirtschaft und Finanzwirtschaft - Zahlen und Fakten
- Date: Sat, 25 Feb 2012 12:44:36 +0000
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
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Ulrike Mös schrieb:
Klare Gedanken, knappe Sprache.
Frage: Wie entstehen Finanzblasen? Geld an sich hat keinen Wert = davon
werde ich nicht satt. Fachmann Nicolai stell bitte das System in Frage
und erkläre es uns. Sonst vergeuden wir hier nur unsere Ressourcen und
bewegen überhaupt nichts.
Wika
Nicolai Haehnle schrieb: #
Christoph Ulrich Mayer schrieb:
Von: Nicolai HaehnleJa schon. Aber genau das ist im Grunde die Natur des Geldes. In grauer
"Worüber hier geredet wird ist *nicht* Seigniorage in diesem Sinn. Die gibt es im Bankensystem einfach nicht, weder bei den Privatbanken noch bei der Zentralbank. Die Banken machen beim *Erzeugen* des Gelds kein Gewinn. Das sieht man schon alleine daran, dass das erzeugte Geld immer auf der *Passivseite* der Bank steht. Deswegen finde ich es zum Beispiel voll daneben, wenn Christoph über "legale Falschmünzung" spricht. Das ist einfach populistische Irreführung der Menschen."
=> O.k., der Begriff ist vielleicht etwas hart, aber:
Eine Bank schafft Geld auf Knopfdruck und verleiht dieses Geld, das ohne Leistung entstanden ist unter den gleichen Konditionen wie Geld, das durch Leistung entstanden ist bzw. das von Sparern bei der Bank angelegt wird (früheres Vorgehen). Dies ist eine klare Vorteilsstellung der Bank gegenüber jedem anderen Marktteilnehmer, die auch finanzielle Folgen hat.
Vorzeit haben sich die Menschen auf dem Markt getroffen um zu
tauschen. Dabei gingen die Tauschgeschäfte nicht immer perfekt auf,
und der Fehlbetrag wurde "angeschrieben". Beim nächsten Markttreffen
hat man das dann verrechnet. Aber de facto war das eben individuelle
Geldschöpfung "ohne Leistung", genau wie heute.
Der Unterschied zu heute ist der: In unserer arbeitsteiligen
Gesellschaft macht man oft Geschäfte mit Menschen, die man persönlich
gar nicht kennt und vermutlich nie mehr wieder sieht.
Deswegen braucht es ein explizit organisiertes Zahlungssystem, in dem
sich dann diese ad hoc-Geldschöpfung abspielt. Das ist voll in Ordnung
so.
Doch die Kreditwürdigkeit wird geprüft, dieses Geld wird nur gegen reale Sicherheiten verliehen und im Fall des Falles wird diese reale Sicherheit, z.B. Immobilien, gepfändet.Genau. Die persönliche Bekanntschaft des Anderen wird ersetzt durch
einen anderen Mechanismus, weil die Bank eben nicht jeden Menschen
persönlich kennen kann.
Die Immobilie wird dann also Eigentum der Bank, obwohl diese keinerlei Geld verliehen hat, das aus Leistungserbringung, z.B. Hausbau, entstanden ist.Da machst du womöglich einen Denkfehler. Denn der Kreditnehmer hat ja
mit dem "geliehenen" Geld Zahlungen getätigt, und für diese Zahlungen
muss die Bank gerade stehen. Die Bank kriegt die Immobilie bei weitem
nicht geschenkt!
Schöne Grüße,
Nicolai
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Es ist nicht klar wie und warum Finanzmarktblasen entstehen. Sie sind eine empirische Tatsache die mit einer gehörigen Portion Vorsicht zu genießen ist. Nicht jede als Finanzmarktblase bezeichnete Preisbewegung muss eine als solche definierbare sein. Rein Makroökonomisch ist eine Blase eine Preisbewegung die nicht auf Fundamentalwerten beruht, egal wie klein diese Preisbewegung ist. Darunter fállen Naturgemäß recht viele Phänomene.
Ich hatte zunächst auch eine recht naive Vorstellung davon, bis ich selbst darüber gefallen bin. Ich hatte versucht eine Arbeit über eine Finanzmarktblase auf dem Kunstmarkt für zeitgenössische Kunst zu schreiben und in der Tat gab ein konstruierter Preisindex den Anschein. Aber zum Schluss musste ich die Einsichten revidieren, denn die Mechanismen die hier wirken sind nicht klar. Am gängigsten war mir die Einsicht von Hiraki, Ito, Spieth und Takezawa (2009), und Bocart, Bastiaensen und Cauwels (2011), die recht klar in empirischen Arbeiten zeigen konnten, dass die von Ihnen ähnlich untersuchte Preisbewegung im Markt für impressionistische Kunst vor der Japan Krise Ende der 90er, keine Blase in der makroökonomischen Definition war, sondern dadurch ausgelöst wurde, dass in der Antizipation eines Börsencrashs die Risiken in anderen Märkten zu hoch wurden, und damit die Opportunitätskosten Kunst zu konsumieren deutlich sanken. Dies beruht auf die Luxury Goods Consumption Hypothesis von Ait-Sahalia, Parker und Yogo (2004).
Wenn ihr wollt kann cih gerne meine B.A. Arbeit hochladen. Ich wollte sie eh bald in stark gekürzter Form auf Researchgate stellen.
Wenn du mehr über Blasentheorie wissen willst empfehle ich dir das relativ einfache und sehr umfangreiche Paper von Colin Camerer (1989).
Ein anderer Ansatz beschäftigt sich nicht mit dem Warum und wie der Blasen sondern mit der prognostizierung von deren Ende udn deren Entdeckung die alleine auf statistischen Modellen beruht. Das hat aber an sich nicht so viel mit Finanzmarktblasen zu tun, weil natürlich die Art des Handels mit den gleichen Methoden funktioniert und hier nur die Symptome gemessen werden. Dennoch sind die Ergebnisse beeindruckend: Johansen, Sornette Ledoit (1999) und Jiang et al. (2010).
/
Ait-Sahalia, Y., Parker, J.A., & Yogo, M. (2004). Luxury Goods and the Equity Premium. Journal of Finance, vol. 59 (no. 6), p. 2959-3004.
Bocart, F., Bastiaensen, K. & Cauwels, P. (2011). Estimating Log-Periodic Power Law Parameters by Exploiting Cointegration between Assets: An Application to the 1980s Bubble in Impressionist and Post-Impressionist Art
Camerer, C. (1989). Bubbles and Fads in Asset Prices. Journal of Economic Surveys, vol. 2.
Hiraki, T., Ito, A., Spieth, D., & Takezawa, N. (2009). How Did Japanese Investments Influence International Art Prices? Journal of Financial and Quantitative Analysis, vol. 44, 1489- 1514.
Jiang, Z., Zhou, W., Sornette, D., Woodard, R., Bastiaensen, K., & Cauwels, P. (2010). Bubble Diagnosis and the Prediction of 2005-2007 and 2008-2009. Chinese stock market bubbles. CCSS working paper series. ETH Zurich, CCS-09-008.
Johansen, A., Sornette, D., & Ledoit, O. (1999). Predicting Financial Crashes Using Discrete Scale Invariance. The Journal of Risk, Vol. 1 (No. 4)/
- Re: [AG-GOuFP] Realwirtschaft und Finanzwirtschaft - Zahlen und Fakten, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Realwirtschaft und Finanzwirtschaft - Zahlen und Fakten, Piratos aka. Tobias, 23.02.2012
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- Re: [AG-GOuFP] Realwirtschaft und Finanzwirtschaft - Zahlen und Fakten, Nicolai Haehnle, 23.02.2012
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- Re: [AG-GOuFP] Realwirtschaft und Finanzwirtschaft - Zahlen und Fakten, Nicolai Haehnle, 25.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Realwirtschaft und Finanzwirtschaft - Zahlen und Fakten, Christoph Ulrich Mayer, 25.02.2012
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- Re: [AG-GOuFP] Realwirtschaft und Finanzwirtschaft - Zahlen und Fakten, Ulrike Mös, 25.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Realwirtschaft und Finanzwirtschaft - Zahlen und Fakten, Christian Seiler, 25.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Realwirtschaft und Finanzwirtschaft - Zahlen und Fakten, Christoph Ulrich Mayer, 25.02.2012
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- Re: [AG-GOuFP] Programmdiskussion, Grosser Nagus Gint, 26.02.2012
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- Re: [AG-GOuFP] Realwirtschaft und Finanzwirtschaft - Zahlen und Fakten, Christoph Ulrich Mayer, 25.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Realwirtschaft und Finanzwirtschaft - Zahlen und Fakten, Nicolai Haehnle, 25.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Realwirtschaft und Finanzwirtschaft - Zahlen und Fakten, Christian Seiler, 25.02.2012
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