ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: "Piratos aka. Tobias" <piratos.aka.tobias AT egomatrix.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] [MKK] - Finanzmärkte und die Wirtschaft
- Date: Sun, 05 Feb 2012 14:14:08 +0100
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Nicolai,
super Beschreibung und ein klasse Beispiel, wie es wirklich abläuft, vielen Dank dafür!!
Könnten wir Dein Beispiel ins Wiki der Geldordnung übernehmen?
Dann könnten wir das gleich als Link den "Zweiflern" schicken.
Als kleine Ergänzung, ich glaube, die Eigenkapital-Reservierungsregel lautet
"Nennwert x 8 % x Faktor" wobei Faktor die Risikobewertung ist,, ein Wert zwischen 0 % und 1250 %
0 % zum Beispiel für "AAA" Staatsanleihen und 1250 % für z.B. ein riskanten SWAP,
Axel meinte, ein Hauskredit liegt bei einem Faktor von 20-40 % je nach Bonität und Sicherheiten.
Grade bei der Risikobewertung der selbst abgeschlossenen Kreditverträge können die Banken jetzt viel tricksen,
wenn freies Eigenkapital gebraucht wird, werden die Kreditverträge nachträglich als "sicherer" bewertet und schon braucht die Bank weniger "reserviertes Eigenkapital", dass ist natürlich ein "Ritt auf der Klinge", aber kurzfristig schafft es freies Eigenkapital.
PS: Wir haben doch sicherlich Programmierer an Board, können wir so ein "Visualizer" nicht auf deutsch im Wiki nachbauen, dass hatten wir ja eh schon angedacht.
http://econviz.org/macroeconomic-balance-sheet-visualizer/
Am 05.02.2012 13:23, schrieb Nicolai Haehnle:
Nadja gründet eine Bank mit Eigenkapital von 1.000.000€. Mit diesem Eigenkapital kauft sie zunächst Bundesanleihen. In ihrer Bilanz sind also 1.000.000€ in Bundesanleihen als Aktiva, und 1.000.000€ in Eigenkapital als Passiva. Nun kommt Otto und möchte sich 10.000.000€ leihen. Nadja überprüft seine Kreditwürdigkeit und Sicherheit, und räumt ihm daraufhin ein Guthaben von 10.000.000€ ein. Ihre Bilanz hat jetzt Aktiva 1.000.000€ Bundesanleihen + 10.000.000€ Forderung an Otto; Passiva sind 10.000.000€ Guthaben von Otto und 1.000.000€ Eigenkapital. Damit wird tatsächlich die Mindestreserveregel verletzt. Die EZB hat den Mindestreservesatz auf 1% gesenkt. Eine Möglichkeit für Nadjas Bank ist nun, Bundesanleihen im Wert von 100.000€ an eine andere Bank zu verkaufen. Ihre Aktiva sind nun 10.000.000€ Forderung an Otto, 900.000€ Bundesanleihen, und 100.000€ Reserven. (Natürlich gibt es auch noch andere Möglichkeiten, an Reserven zu kommen.) Die tatsächliche Grenze für Kreditvergabe dieser Art sind aber nicht die Mindestreserven, sondern die Eigenkapitalquoten. Korrigiert mich, wenn ich das falsch berechne - hier komme ich auch immer wieder durcheinander: die Eigenkapitalquote beträgt Eigenkapital / Summe der Aktiva, also 1.000.000€ / 11.000.000€ = ca. 9%, wohingegen die Risk-Weighted-Equity ratio 1.000.000€ / 10.000.000€ = 10% beträgt (Staatsanleihen und Reserven gelten als risikolos, deswegen taucht hier nur der Kredit an Otto im Nenner auf). Solange diese Quoten nicht die entsprechenden Grenzen unterschreiten, kann Nadja fröhlich weiter Kredite vergeben. Erst wenn die Quoten an die Grenze stoßen, muss sie mehr Eigenkapital aufbauen, um mehr Kredite vergeben zu können. Ganz wichtig ist dabei, dass Spareinlagen eben *kein* Eigenkapital sind. Das ist auch sinnvoll so: Eigenkapital ist der Puffer, den die Bank bei Fehlentscheidungen verlieren darf. Spareinlagen sollen aber bei Fehlentscheidungen der Bank nicht verloren gehen können, und deshalb zählen sie auch nicht zum Eigenkapital dazu. Typische Möglichkeiten, um Eigenkapital zu erhöhen, wäre Aktien auszugeben oder Gewinne der Bank einzubehalten. Bankanleihen können auch als niederwertigeres Kapital gelten (Tier II laut Basel-Regulierungen, wenn ich mich nicht irre - wie gesagt, bitte korrigieren, wenn ich in solchen Details falsch liege).Die Bank leiht mir also Geld ohne über eine Einlage zu verfügen. Wenn sieNein, das ist falsch - bei der Kreditvergabe wird kein internes Konto
dann die Einlage von Nadja entgegen nimmt, wird sie in der Folge nie ein
Problem haben ihr ihre Einlage wieder auszuzahlen.
Und deshalb bedarf es auch keines Interbankenmarktes.
Bei Deiner Vorstellung der Kreditvergabe durch Geschäftsbanken mag die
Bilanzierung richtig bleiben. Der Haken liegt jedoch im Buchungsvorgang.
Wie ich Dich verstanden habe, kann ich einen beliebigen Kredit aufnehmen
solange der Bank meine Sicherheit genügt.
Wenn sie mir den Kredit auszahlt, bucht sie ein Guthaben auf mein Konto. Im
Gegenzug würde sie ein bankinternes Konto belasten. Da sie jedoch keinerlei
Einlagen hat würde die Bank ein internes Konto führen, welches nun einen
negativen Betrag aufweist.
belastet. Die Bilanz der Bank wird durch Kreditvergabe nicht umgebaut,
sondern verlängert. Siehe den Balance Sheet Visualizer, hier noch mal
der Link: http://econviz.org/macroeconomic-balance-sheet-visualizer/
Schöne Grüße,
Nicolai
--
Liebe Grüße Piratos aka. Tobias
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