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berlin-squad-integration - Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?

berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Squad Integration, Inklusion, Partizipation (IIP)

Listenarchiv

Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?


Chronologisch Thread 
  • From: "Dorothee Scholz" <s.doro AT gmx.de>
  • To: "Squad Integration, Inklusion, Partizipation \(IIP\)" <berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?
  • Date: Sat, 26 May 2012 20:50:13 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/berlin-squad-integration>
  • List-id: "Squad Integration, Inklusion, Partizipation \(IIP\)" <berlin-squad-integration.lists.piratenpartei.de>

Hallo Guido,
wie die Gruppen sich selbst bezeichnen, ist ihr Ding. Aber auch positive
Konnotationen wie "den Rhythmus im Blut" oder so sind rassistisch und werden
von den Personengruppen nicht geschätzt, weil diese Zuschreibungen auch
ausgrenzend wirken (nach dem Motto "die sind anders als wir"). Ich will
Bastian nicht die Antwort vorweg nehmen, aber für mich stehen alle Begriffe
auf derselben Stufe, da sie dazu benutzt werden/wurden, um die betreffenden
Personen als nicht lebenswert abzuwerten und zu weniger wertzuschätzenden
Lebewesen degradieren. Ausgrenzung und Abwertung ist immer der erste Schritt,
um Gewalt gegen Gruppen zu legitimieren, denn wer keinen richtigen
menschlichen Status hat, der hat auch weniger Schutz und Achtung verdient.
Diese Mechanismen wirken damals wie heute, musst nur mal in eine Versammlung
Rechtsradikaler reinschnuppern und 3 Minuten zuhören...leider.

Wie gesagt, die Personengruppen sollten selbst entscheiden, wer wie was zu
ihnen sagen darf, egal wie es konnotiert ist. Ich als Frau möchte auch nicht
auf eine "Schnitte" oder was auch immer reduziert werden, auch wenn das als
Kompliment gemeint ist - es laufen nämlich gleichzeitig unbewußte Prozesse in
allen beteiligten Köpfen ab, die mir dann die Intelligenz oder sogar das
Menschsein absprechen (bei Männern mit entsprechender Einstellung wird - über
MRT-Scans nachgewiesen - über solche Zuschreibungen das Zentrum für
Werkzeugbenutzung im Hirn aktiviert, während der Bereich, der für menschliche
Interaktion verantwortlich ist, ausgeschaltet bleibt). Ein Kompliment kann
also ganz negative und reduktionistische Folgen haben, auch wenn es
ursprünglich nett gemeint war. Es gibt auch Studien, die zeigen, dass Gruppen
andere Gruppen ganz anders behandeln, wenn der Fokus vorher auf die
Unterschiede gelegt wurde. Vice versa, wenn vorher die Gemeinsamkeiten betont
wurden.
Da machte die Konnotation der Eigenschaften nicht viel aus, es wurden
nämlich neutrale Eigenschaften betont (z.B. Teamfarbe).
Das nur am Rande.
lg Doro



-------- Original-Nachricht --------
> Datum: Sat, 26 May 2012 18:54:08 +0200
> Von: Guido Weyers <guidoweyers AT googlemail.com>
> An: "Squad Integration, Inklusion, Partizipation (IIP)"
> <berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de>
> Betreff: Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?

> Hallo Bastian,
>
> ich kann deine Argumentation prinzipiell nachvollziehen.
> Nichtsdestotrotz bin ich mir nicht sicher, ob es immer so war wie du
> schreibst und ob nicht auch positive Konnotationen in der damaligen
> Zeit existierten. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch erwähnen,
> dass es damals die berühmte Serie "Roots" gab, die einen sehr
> beeindruckenden Einblick in die Sklavengeschichte, den amrikanischen
> Rassismus ect. gab. Ich bin immer ein Mensch der sich gerne anschaut
> welche Fortschritte in diesem Bereich erzielt wurden. Insbesondere die
> Entwicklungen der afroamerikanischen Geschichte Martin Luther King,
> Barack Obama und des dortigen schwarzen Hip-Hops haben dem Rassismus
> dort starke Gegengewichte entgegensetzen können. Sicherlich gibt es
> Amerika immer noch zu viel Rassismus gegen Afroamerikaner, aber sie
> stehen dort sicher nicht mehr am Anfang.
>
> Nochmal Fragen an dich
>
> Findest du es auch rassstisch, wenn eigene "Rassen" oder Angehörige
> einer Religionsgemeischaft Witze über sich selbst machen? (Eddy
> Morphy, Kaya Yanar oder Oliver Polak)
>
> Stehen für dich tatsächloich die Begriffe "Neger", "Judens*" und
> "Kana* auf einer Stufe?
>
> LG
> Guido
>
>
> Am 26.05.12 schrieb Bastian Blankenburg <bastian AT blankenburg.net>:
> > Hallo, Erik, Guido, alle,
> >
> > es geht nicht darum, was ein Benutzer des N-Wortes empfindet oder meint,
> es
> > geht darum, dass es Menschen herabsetzt und diese verletzt. Das Wort hat
> > nunmal eine Reihe negativer Bedeutungen, das wird durch die eventuelle
> und
> > heutzutage nicht akzeptable Unwissenheit des Benutzers nicht anders. Die
> > allermeisten Schwarzen wissen sehr gut um die herabsetzende Bedeutung
> des
> > N-Wortes, zumindest kenne ich keine Gegenbeispiele. Deshalb ist die
> > Verwendung rassistisch. Und ja, es macht einen Unterschied, ob es
> > ausgeschrieben wird.
> >
> > Nochmal zum historischen Kontext: ja, die Oma, die damals N*küsse
> gekauft
> > hat, hat damit Rassismus zumindest in Kauf genommen. Die Dinger wurden
> so
> > genannt, weil Rassismus damals eine gesellschaftlich akzeptierte Norm
> war.
> > Ob man der Oma vorwerfen kann, dass sie das hätte erkennen und was
> gegen die
> > Norm unternehmen müssen, ist eine andere Frage. Zu Guidos
> > Kindheitserinnerung von Schwarzen als “fremd, faszinierend und
> exotisch”:
> > ich habe es als Kind ähnlich empfunden, aber auch das ist purer
> Rassismus.
> > Es ist egal, dass das für uns nichts negatives war oder wir es nicht
> böse
> > gemeint haben. Wir wurden so sozialisiert, auf Grund strukturellem
> > Rassismus. Heute haben wir die Verantwortung, Rassismus zu erkennen und
> was
> > dagegen zu machen, auch bei uns selbst. Denn diese Zuschreibungen,
> selbst
> > wenn sie postitiv gemeint sind, führen zu ganz realen Problemen
> schwarzer
> > Menschen. Welche Firma stellt schon eine Buchhalterin, Projektleiterin,
> etc.
> > ein, die vermeintlich “fremd, faszinierend und exotisch” ist?
> >
> > Fragt Euch doch mal, wie die Diskussion laufen würde, wenn Kuttner
> nicht N*,
> > sondern Judens*, Kana* oder ähnliches geschrieben hätte. Auch diese
> Begriffe
> > waren irgendwann mal von der Mehrheitsgesellschaft aktzeptiert. Trotzdem
> > würde man sie heute höchstens in Anführungsstrichen schreiben, und
> nicht
> > ohne ganz klar zu machen, dass man sich davon distanziert. Kuttner aber
> hat
> > die Sache ins vermeintlich komische gezogen. Es geht bei der Puppe aber
> um
> > eine sehr traurige Angelegenheit, da ist es schon sehr schwierig, eine
> > humorvolle Schilderung des Sachverhalts zu finden, die für die
> Betroffenen
> > nicht verletzend ist. Ganz sicher nicht ok ist eine Reproduktion des
> > diskriminierenden “Humors” dieser Puppe, nichts anderes hat sie ja
> getan.
> > Vermutlich hat sie aber gar nicht darüber nachgedacht, sondern das aus
> ihrer
> > weißen Perspektive lustig gefunden, so wie wohl auch ihr Lektorat.
> Damit hat
> > sie ihr weißes Privileg ausgespielt und rassistisch gehandelt, bewusst
> oder
> > unbewusst.
> >
> > Gruß,
> > Bastian
> >
> > Am 26.05.2012 um 26.05.12 10:01 schrieb Guido Weyers:
> >
> >> Tag zusammen,
> >>
> >> ich denke auch, das nach allem was ich von Sarah Kuttner bisher
> >> mitbekommen habe, es mich sehr wundern würde, wenn sie in der
> >> Rassismusecke landen würde.
> >>
> >> Für mich ist, genau wie Erik es schrieb, zum einen der Hinweis auf die
> >> Vergangenheit, als diese Bezeichnung noch gang und gebe war,
> entschiedend
> >> und die damalige Bedeutung des Wortes im entsprechenden historischen
> >> Kontext.
> >> Ich kann mich auch noch an diese Zeit erinnern und hatte damals als
> Kind
> >> niemals das Gefühl, das der Begriff "Neger" negativ konnotiert war.
> Als
> >> Kind war das damals für mich genauso faszinierend, fremd
> >> und exotisch wie für Kids heute vielleicht Robert Paton als Vampir.
> Ich
> >> habe damals im Geschichtsunterricht bereits gelernt, dass man
> >> geschichtliche Dinge aus der Vergangenheit nicht nach heutigen
> Maßstäben
> >> beurteilen sollte.
> >> Die Bedeutung von Worten ändert sich im Laufe der kulturellen
> Entwicklung
> >> in einmer Gesellschaft ständig.
> >>
> >> Interessent find ich auch das Phänomen, das Afroamerikaner in ihren
> >> Hip-Hop Texten sich selbst als "Nigger" bezeichnen und dies absolut
> stolz
> >> umkonnotieren. Ich finde das ein Beispiel für einen sehr klugen und
> >> selbstbewußten Umgang,
> >> mit einem ursprünglich von Weißen geprägten rassistischen Begriff.
> Ähnlich
> >> intelligent gehen auch beispielsweise Juden in ihrem sehr eigenen
> dunklen
> >> Humor mit sich selbst um, den schätze ich ebenfalls sehr.
> >>
> >> Liebe Grüße,
> >> Guido
> >
> > --
> > Berlin-Squad-Integration mailing list
> > Berlin-Squad-Integration AT lists.piratenpartei.de
> > https://service.piratenpartei.de/listinfo/berlin-squad-integration
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