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berlin-squad-integration - Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?

berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Squad Integration, Inklusion, Partizipation (IIP)

Listenarchiv

Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?


Chronologisch Thread 
  • From: Fabio Reinhardt <fabio.reinhardt AT googlemail.com>
  • To: "Squad Integration, Inklusion, Partizipation (IIP)" <berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?
  • Date: Mon, 28 May 2012 18:41:34 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/berlin-squad-integration>
  • List-id: "Squad Integration, Inklusion, Partizipation \(IIP\)" <berlin-squad-integration.lists.piratenpartei.de>

Cool, dann weitere Frewillige vor. Ansonsten haben wir ein
Schreib-Date für gegen Ende der Woche (Sonntag/Montag) ;-)

Viele Grüße,
Fabio


2012/5/28 Dorothee Scholz <s.doro AT gmx.de>:
> Hallo Fabio,
> ich würde mich bereit erklären, das mit dir zu kommentieren, allerdings bin
> ich generell und besonders diese Woche ganz arg in Zeitnot. Wenn du
> jemanden findest, der das zeitiger als ich hinbekommt, kann ich nur
> empfehlen, diese Option wahrzunehmen. Wenn sich keine/r findet, bin ich ab
> nächster Woche gern mit dabei.
>
> Generell sind die Hauptpunkte, die sich dabei machen lassen, wohl
>
> * die Problematik des "Otherings" (Ausgrenzung durch Betonung der
> Differenzen, ob nun positiv oder negativ konnotiert spielt keine Rolle)
> * Privilegien(nicht)reflexion, Critical Whiteness und "naive"
> Diskriminierung ("Wie kann ich denn rassistisch sein, ich hab doch gar nix
> gegen Ausländer!?")
> * Definitionshoheit von dem, was rassistisch ist und was nicht liegt NICHT
> bei der diskriminierenden Gruppe, sondern bei der betroffenen (sowie auch
> die Gruppenbezeichnungen, in diesem Fall "People of Color" anstatt
> "Schwarze").
>
> Das fällt mir jetzt so spontan zu dem Interview ein.
> lg Doro
>
>
> -------- Original-Nachricht --------
>> Datum: Mon, 28 May 2012 16:57:48 +0200
>> Von: Fabio Reinhardt <fabio.reinhardt AT googlemail.com>
>> An: "Squad Integration, Inklusion,    Partizipation (IIP)"
>> <berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de>
>> Betreff: Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?
>
>> 2012/5/27 Erik EVSpirate <evspirate AT googlemail.com>:
>> > Liebe Emailverteilergruppe ...
>> >
>> > der Betreff dieser Emails war und bleibt "Rassismus durch Sarah
>> Kuttner".
>> >   Ich bin noch der Meinung von Herrn Zick
>> >
>> http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/547600/Ich-wuerde-ihr-keinen-Rassismus-bescheinigen
>> > .  (wichtige Absätze unten)
>> >
>> > Ich gehe von den Standpunkt
>> > Theorie http://de.wikipedia.org/wiki/Standpunkt-Theorie  aus. (The
>> English
>> > version is better!)
>> >
>> > @Yonas,
>> > Zitat:  "Was Ihr gerade praktiziert ist sprachliche Gewalt" -
>> > Yonas, wenn Fragen stellen und Meinungen auseinanderzusetzen sprachliche
>> > Gewalt wären, wäre Kommunikation schon längst tot.
>> > (sehe Link oben: Standpunkt-Theorie )
>> >
>> > Die Vermutung, dass ich selbst das Wort Neger nutzen oder positiv
>> bewerte -
>> > ist völlig falsch. Meine Bewertung solcher Wörter - ohne mich zu
>> fragen -
>> > scheint mir deinerseits fehlerhaft.  Da es nicht zum Betreff dieser
>> Emails
>> > passt, können wir uns gern persönlich treffen und über gemeinsame
>> Meinungen
>> > besprechen und noch weitere Themen mit unterschiedlichen Blickwinkeln
>> > analysieren.
>> >
>> > @Alle:
>> > Wenn die Oma Ihr Negerkuss und Schwarzamerikaner bei Kaisers bestellt,
>>  ihre
>> > Wortwahl wäre mir unangenehm.  Vor ich sie aus meiner Sicht,
>> Kenntnisse und
>> > Erfahrungen beurteile, bin ich als Mensch den anderen Mensch gegenüber
>> > verpflichtet - sie zu fragen und unsere Missverständnisse aufzuklären.
>> > (Basis Wissen: http://de.wikipedia.org/wiki/Kommunikationsmodell )
>> >
>> > Schönen Sonntag allerseits...
>> >
>> > Erik
>> >
>>
>> Hi,
>>
>> das Interview überzeugt mich nicht wirklich. Ein paar Beispiele:
>>
>> >
>> > jetzt.de Herr Zick,  ist das schon Rassismus, wenn Sarah Kuttner von
>> einer
>> > „Negerpuppe“ spricht und deren Lippen furchtbar findet?
>> > Andreas Zick: Ich kann mir vorstellen, dass sich jemand mit
>> äthiopischen
>> > Wurzeln davon angegriffen fühlt, ich bin mir aber nicht sicher, ob da
>> > wirklich alles zutrifft, was gegen Frau Kuttner vorgebracht wird.
>>
>> Das weiß ich natürlich auch nicht. Und ohne das lässt sich natürlich
>> kein abschließendes Urteil fällen.
>>
>> > Nachdem,
>> > was ich weiß, würde ich ihr keinen Rassismus bescheinigen wollen.
>>
>> ...Insofern ist diese Aussage auch wenig wert.
>>
>> > Aber es
>> > ist natürlich grenzwertig. Es ist ein klassischer Fall, an dem man
>> merkt,
>> > wie haarscharf man oft an der Grenze des Normativ-Normalen ist und wie
>> > leicht man Stereotypen anheim fällt. Wir würden heute halt nicht mehr
>> > „Negerpuppe“ sagen.
>>
>> Genau. Und deswegen erfordert die Beschreibung im Buch und die Lesung
>> auf der Bühne eine vernünftige, selbstkritische Einordnung. Erfolgte
>> die? Wenn nicht, ist es kritisch. Darauf geht er aber leider nicht
>> ein.
>>
>> > Wo liegt denn die Grenze, wo beginnt Rassismus?
>> > Es gibt Merkmale, die schreibe ich einer Gruppe zu, zum Beispiel:
>> Sportler
>> > sehen gut aus, oder: Deutsche sind fleißig und pflichtbewusst. Die
>> Grenze
>> > zum Vorurteil ist da, wo wir eine motivierte Abwertung der Gruppe haben.
>> > Rassismus ist es dann, wenn ich dazu auf biologische Merkmale
>> zurückgreife.
>>
>> Da unterscheidet sich die Herangehensweise von Zick von der bereits
>> von Bastian beschriebenen. Der Artikel zu Rassismus ist ziemlich lang
>> http://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus aber ich denke nicht, dass jede
>> nicht-negative und jede nicht auf biologische Merkmale zurückgreifende
>> Beschreibung automatisch nicht rassistisch ist. Mit dem Fall Kuttner
>> hat das übrigens schon nichts mehr zu tun. Insgesamt als Interview
>> recht schwach. Falls jemand sich die Zeit nehmen würde, das Interview
>> (zusammen mit mir) zu analysieren und zu kommentieren, würde ich das
>> auch auf einem (meinem?) Blog veröffentlichen.
>>
>> Viele Grüße,
>> Fabio
>>
>>
>> >
>> >
>> > On 27.05.2012, at 16:58, Fabio Reinhardt wrote:
>> >
>> > Hi Yonas,
>> >
>> > vielen Dank für deine Auführungen, auch an Bastian und Doro. Ich kann
>> > mich dem nur mit +1 anschließen. Ich finde es aber weder schlimm, dass
>> > wir die Diskussion führen, noch war das nun sinnlos. Vielmehr hat die
>> > Tatsache, dass diese Diskussion unter Menschen geführt werden muss,
>> > die sehr aktiv am Thema interessiert sind und die auch - wie Guido und
>> > Erik - selbst sehr interkulturell leben, gezeigt, wie viel
>> > gesellschaftlicher Diskussions- und Nachholbedarf noch besteht. Ich
>> > denke, dass wir - mit Blick auf die anstehende Konferenz - aus dieser
>> > Diskussion einiges mitnehmen können für anstehende (vielleicht auch
>> > unausgesprochene) Fragen von Seiten der Piraten.
>> >
>> > Nun zurück zum Ausgangsfall: Mir ist jedenfalls klar geworden, dass
>> > Autoren und Künstler vor allem die Verpflichtung haben, auf Rassismus
>> > hinzuweisen und zu erklären. Aus einer rassistischen Perspektive
>> > geschilderte Situationen, egal ob sie in der Vergangenheit liegen oder
>> > nur hypotetisch oder ausgedacht sind, bedürfen eine Erläuterung.
>> > Erfolgt die aus irgendwelchen Gründen nicht im Buch/Text, sollte sie
>> > zumindest als Fußnote oder spätestens (!) auf der Lesung geschehen.
>> > Die Darstellung des eigenen "unschuldigen" (also unverschuldeten bzw.
>> > nicht böse gemeinten) Kindheits-/Vergangenheitsrassismus bedarf der
>> > Erläuterung für diejenigen, die das vielleicht selbst (immer noch) als
>> > normal ansehen. Ich werde mir das jedenfalls für die eigene
>> > schriftliche Zukunft gut merken.
>> >
>> > Kuttner hätte auch leicht in der Situation vernünftig reagieren
>> können
>> > und zugeben, dass die Erläuterung sinnvoll und wichtig ist und sie
>> > vielleicht das Gefühl hatte, diese ausreichend dargestellt zu haben
>> > aber nun dankbar ist für die Anregungen es in Zukunft besser zu
>> > machen. Das wäre wohl die richtige Reaktion gewesen. Was ich an der
>> > Sache immer noch schwierig finde ist die Tatsache, dass es natürlich
>> > schwer ist, sich ein Bild zu machen, da nicht ganz klar ist, ob sie
>> > auf der Lesung eine vielleicht unsachliche Erklärung vorgenommen hat
>> > (wenn ja welche) oder einfach nur vorgelesen hat. Dann würde mich
>> > nämlich noch interessieren, ob der Gast das Buch kannte und bereits
>> > vorher versucht hat, auf das Problem hinzuweisen oder er das spontan
>> > wahrgenommen hat. Also: Es ist mir immer noch nicht ganz klar, ob das
>> > Problem nun im Buch oder auf der Lesung gesehen wurde.
>> >
>> > Soviel von mir dazu.
>> > Frohe und entspannte Pfingsten an alle,
>> > Fabio
>> >
>> >
>> > 2012/5/26 Yonas Endrias <endriasy AT aol.com>:
>> >
>> > Hallo alle,
>> >
>> >
>> > eigentlich wollte ich mich an dieser Diskussion nicht beteiligen. Die
>> Gründe
>> >
>> > erkläre
>> >
>> > ich später. Aber da einige Diskutanten auf Unwissenheit plädieren,
>> hier erst
>> >
>> > mal die Fakten.
>> >
>> > Was oder wer ist eigentlich der "Mohr"? Oder der "Neger"? In der Regel
>> >
>> > bezeichnet
>> >
>> > man Menschen nach ihrem Kontinent, Gebiet, oder manchmal auch der
>> Sprache.
>> >
>> > Der "Neger" genauso wie der "Mohr" ist Produkt und Projektionsfläche
>> >
>> > europäischer
>> >
>> > kolonialer Phantasie. Nach dieser ist der "Mohr" ein Diener, ein Sklave,
>> >
>> > dumm,
>> >
>> > kindisch, unzivilisiert, kulturlos, geschichtslos - ein Wesen, das nur
>> dazu
>> >
>> > da ist,
>> >
>> > Weißen zu dienen, also à la "Sarotti-Mohr". Ein Bewohner des
>> afrikanischen
>> >
>> > Kontinents heißt Afrikaner oder Afrikanerin oder je nach Land
>> Senegalese,
>> >
>> > Nigerianer, oder Kenianer oder nach politischer Hautfarbe Schwarzer.
>> >
>> > Woher kommt das Wort "Mohr"? Ursprünglich kommt es in der deutschen
>> >
>> > Sprache von der Bezeichnung für die Bewohner Nordafrikas, den Mauren.
>> >
>> > Das Wort leitet sich wiederum aus dem Griechischen "moros"
>> >
>> > ab und bedeutet "einfältig", "töricht" "dumm".
>> >
>> > Laut "Wahrig Deutsche Rechtschreibung" kommt "mo|ros [lat.]: mürrisch,
>> >
>> > verdrießlich" hinzu. Daraus leiten sich noch viel mehr negative
>> >
>> > Bezeichnungen ab,
>> >
>> > die in Wissenschaft und Literatur einen festen Platz gefunden haben,
>> z.B.
>> >
>> > aus der
>> >
>> > Psychologie die Bezeichnung "moron", ein retarierter Erwachsener mit dem
>> >
>> > mentalen Alter eines Kindes zwischen 7 und 12. Ihr kennt sicherlich das
>> >
>> > "Oxymoron"
>> >
>> > aus der Literatur usw.
>> >
>> >
>> > Noch weitere Beispiele. Das erste deutsche Lexikon von 1739 definiert
>> den
>> >
>> > Mohr als
>> >
>> > verbranntes Gesicht, in Anlehnung an die griechische Bedeutung bzw.
>> >
>> > lateinische:
>> >
>> >
>> > "Mohr, Aethopier, Lat. _Aethiops_, von dem Griechischen [aethio] ich
>> brenne
>> >
>> > und
>> >
>> >  [ops] das Gesicht“ hier heißt es also ‚verbranntes Gesicht’.
>> >
>> >
>> > Hundert Jahre später definiert der damalige „Duden“, angepasst an
>> den
>> >
>> > Zeitgeist die
>> >
>> >  Menschen in „Rassen“ kategorisiert: „Mohr (Menschenrasse), der;
>> _en, _en u.
>> >
>> > (Zeug) _e“.
>> >
>> > Wie soll es auch anders sein, wenn der große weiße europäische
>> „Aufklärer“
>> >
>> > Emanual Kant meint:
>> >
>> > Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Rasse der
>> Weißen.
>> >
>> > Die
>> >
>> >  gelben Inder haben schon ein geringeres Talent. Die Neger sind tiefer,
>> und
>> >
>> > am
>> >
>> >  tiefsten steht ein Teil der amerikanischen Völkerschaften.
>> >
>> > Für Kant ist der „Neger“ ein geborener Sklave. Hier eine Kostprobe:
>> >
>> > „Die Race der Neger […] nimmt Bildung an, aber nur eine Bildung der
>> >
>> >  Knechte, d.h. sie lassen sich abrichten“
>> >
>> >
>> > Noch eine zeitgenössische Kostprobe. Das deutsche Sprichwörterlexikon
>> von
>> >
>> > 1876
>> >
>> >
>> >  "Wer von einem Mohr wohl bedient sein will, der muss ihn wohl speisen,
>> viel
>> >
>> >  arbeiten lassen und tüchtig prügeln."
>> >
>> >
>> > So viel zur positiven Konnotation à la Erik.
>> >
>> > Wie ihr seht, waren zu keinem Zeitpunkt der deutschen Geschichte die
>> >
>> > Begriffe
>> >
>> > „Mohr“ und „Neger“ positiv gemeint, sondern abwertend und
>> entwürdigend. Die
>> >
>> > Rede
>> >
>> >  von „positiver Konnotation“ ist einfach nur bullshit und eine
>> >
>> > Verniedlichung und
>> >
>> >  Verharmlosung von Rassismus.
>> >
>> >
>> >
>> >
>> >
>> > An Guido und Erik.
>> >
>> > Es geht um Würde, die angeblich laut Verfassung unantastbar ist. Was
>> ihr
>> >
>> > gerade
>> >
>> >  praktiziert, ist sprachliche Gewalt. Mit dieser Gewalt und
>> rassistischen
>> >
>> > Sprache fügt
>> >
>> >  ihr Menschen sehr viele Schmerzen zu. Auch zu der Zeit, in der ihr
>> oder
>> >
>> > eure Oma
>> >
>> >  zu Schule ging, hieß es „ich bin nicht dein Neger“, ergo, ich bin
>> nicht
>> >
>> > dein Sklave.
>> >
>> >  Könnt ihr euch vorstellen, immer auf die Hautfarbe reduziert zu
>> werden?
>> >
>> > Es geht um Machtverhältnisse. Die Definitionsmacht, die die Weißen
>> für sich
>> >
>> >  beanspruchen, wie andere genannt werden sollen, aus weißer,
>> rassistischer,
>> >
>> >  kolonialistischer und Nachfahren der Sklavenhalter Perspektive.
>> >
>> >
>> > Die dumme Argumentation, dass Schwarze Hipp Hopper den Begriff benutzen,
>> >
>> > gibt
>> >
>> >  euch auch kein Recht, solche abwertenden Bemerkungen zu benutzen.
>> Damit ich
>> >
>> >  nicht viel schreiben muss, hier ein youtube link.
>> >
>> > Tim Wise on the word nigger/nigga
>> >
>> > http://www.youtube.com/watch?v=zmLXZ6_PW9A&feature=related
>> >
>> > Das sind nur ein paar Minuten.
>> >
>> >
>> >
>> > Oder noch ein etwas längerer youtube-Beitrag zu weißen Privilegien.
>> >
>> > Tim Wise - The Pathology of White Privilege
>> >
>> > http://www.youtube.com/watch?v=Y2mjvFNOwmc&feature=related
>> >
>> >
>> >
>> >
>> > Ich möchte mich künftig bei solchen unterirdischen Diskussion nicht
>> >
>> > beteiligen.
>> >
>> > Fabio, wie wäre es, wenn du ausnahmsweise auch deine Meinung sagst?
>> >
>> >
>> > Etwas verärgert,
>> >
>> > Grüße
>> >
>> >
>> > Yonas
>> >
>> >
>> > -----Ursprüngliche Mitteilung-----
>> >
>> > Von: Guido Weyers <guidoweyers AT googlemail.com>
>> >
>> > An: Squad Integration, Inklusion, Partizipation (IIP)
>> >
>> > <berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de>
>> >
>> > Verschickt: Sa, 26 Mai 2012 6:54 pm
>> >
>> >
>> > Betreff: Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?
>> >
>> >
>> > Hallo Bastian,
>> >
>> >
>> > ich kann deine Argumentation prinzipiell nachvollziehen.
>> >
>> > Nichtsdestotrotz bin ich mir nicht sicher, ob es immer so war wie du
>> >
>> > schreibst und ob nicht auch positive Konnotationen in der damaligen
>> >
>> > Zeit existierten. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch erwähnen,
>> >
>> > dass es damals die berühmte Serie "Roots" gab, die einen sehr
>> >
>> > beeindruckenden Einblick in die Sklavengeschichte, den amrikanischen
>> >
>> > Rassismus ect. gab. Ich bin immer ein Mensch der sich gerne anschaut
>> >
>> > welche Fortschritte in diesem Bereich erzielt wurden. Insbesondere die
>> >
>> > Entwicklungen der afroamerikanischen Geschichte Martin Luther King,
>> >
>> > Barack Obama und des dortigen schwarzen Hip-Hops haben dem Rassismus
>> >
>> > dort starke Gegengewichte entgegensetzen können. Sicherlich gibt es
>> >
>> > Amerika immer noch zu viel Rassismus gegen Afroamerikaner, aber sie
>> >
>> > stehen dort sicher nicht mehr am Anfang.
>> >
>> >
>> > Nochmal Fragen an dich
>> >
>> >
>> > Findest du es auch rassstisch, wenn eigene "Rassen" oder Angehörige
>> >
>> > einer Religionsgemeischaft Witze über sich selbst machen? (Eddy
>> >
>> > Morphy, Kaya Yanar oder Oliver Polak)
>> >
>> >
>> > Stehen für dich tatsächloich die Begriffe "Neger", "Judens*" und
>> >
>> > "Kana* auf einer Stufe?
>> >
>> >
>> > LG
>> >
>> > Guido
>> >
>> >
>> >
>> > Am 26.05.12 schrieb Bastian Blankenburg <bastian AT blankenburg.net
>> >
>> > :
>> >
>> > Hallo, Erik, Guido, alle,
>> >
>> >
>> > es geht nicht darum, was ein Benutzer des N-Wortes empfindet oder meint,
>> >
>> > es
>> >
>> > geht darum, dass es Menschen herabsetzt und diese verletzt. Das Wort hat
>> >
>> > nunmal eine Reihe negativer Bedeutungen, das wird durch die eventuelle
>> und
>> >
>> > heutzutage nicht akzeptable Unwissenheit des Benutzers nicht anders. Die
>> >
>> > allermeisten Schwarzen wissen sehr gut um die herabsetzende Bedeutung
>> des
>> >
>> > N-Wortes, zumindest kenne ich keine Gegenbeispiele. Deshalb ist die
>> >
>> > Verwendung rassistisch. Und ja, es macht einen Unterschied, ob es
>> >
>> > ausgeschrieben wird.
>> >
>> >
>> > Nochmal zum historischen Kontext: ja, die Oma, die damals N*küsse
>> gekauft
>> >
>> > hat, hat damit Rassismus zumindest in Kauf genommen. Die Dinger wurden
>> so
>> >
>> > genannt, weil Rassismus damals eine gesellschaftlich akzeptierte Norm
>> war.
>> >
>> > Ob man der Oma vorwerfen kann, dass sie das hätte erkennen und was
>> gegen
>> >
>> > die
>> >
>> > Norm unternehmen müssen, ist eine andere Frage. Zu Guidos
>> >
>> > Kindheitserinnerung von Schwarzen als “fremd, faszinierend und
>> exotisch”:
>> >
>> > ich habe es als Kind ähnlich empfunden, aber auch das ist purer
>> Rassismus.
>> >
>> > Es ist egal, dass das für uns nichts negatives war oder wir es nicht
>> böse
>> >
>> > gemeint haben. Wir wurden so sozialisiert, auf Grund strukturellem
>> >
>> > Rassismus. Heute haben wir die Verantwortung, Rassismus zu erkennen und
>> >
>> > was
>> >
>> > dagegen zu machen, auch bei uns selbst. Denn diese Zuschreibungen,
>> selbst
>> >
>> > wenn sie postitiv gemeint sind, führen zu ganz realen Problemen
>> schwarzer
>> >
>> > Menschen. Welche Firma stellt schon eine Buchhalterin, Projektleiterin,
>> >
>> > etc.
>> >
>> > ein, die vermeintlich “fremd, faszinierend und exotisch” ist?
>> >
>> >
>> > Fragt Euch doch mal, wie die Diskussion laufen würde, wenn Kuttner
>> nicht
>> >
>> > N*,
>> >
>> > sondern Judens*, Kana* oder ähnliches geschrieben hätte. Auch diese
>> >
>> > Begriffe
>> >
>> > waren irgendwann mal von der Mehrheitsgesellschaft aktzeptiert. Trotzdem
>> >
>> > würde man sie heute höchstens in Anführungsstrichen schreiben, und
>> nicht
>> >
>> > ohne ganz klar zu machen, dass man sich davon distanziert. Kuttner aber
>> >
>> > hat
>> >
>> > die Sache ins vermeintlich komische gezogen. Es geht bei der Puppe aber
>> um
>> >
>> > eine sehr traurige Angelegenheit, da ist es schon sehr schwierig, eine
>> >
>> > humorvolle Schilderung des Sachverhalts zu finden, die für die
>> Betroffenen
>> >
>> > nicht verletzend ist. Ganz sicher nicht ok ist eine Reproduktion des
>> >
>> > diskriminierenden “Humors” dieser Puppe, nichts anderes hat sie ja
>> getan.
>> >
>> > Vermutlich hat sie aber gar nicht darüber nachgedacht, sondern das aus
>> >
>> > ihrer
>> >
>> > weißen Perspektive lustig gefunden, so wie wohl auch ihr Lektorat.
>> Damit
>> >
>> > hat
>> >
>> > sie ihr weißes Privileg ausgespielt und rassistisch gehandelt, bewusst
>> >
>> > oder
>> >
>> > unbewusst.
>> >
>> >
>> > Gruß,
>> >
>> > Bastian
>> >
>> >
>> > Am 26.05.2012 um 26.05.12 10:01 schrieb Guido Weyers:
>> >
>> >
>> > Tag zusammen,
>> >
>> >
>> > ich denke auch, das nach allem was ich von Sarah Kuttner bisher
>> >
>> > mitbekommen habe, es mich sehr wundern würde, wenn sie in der
>> >
>> > Rassismusecke landen würde.
>> >
>> >
>> > Für mich ist, genau wie Erik es schrieb, zum einen der Hinweis auf die
>> >
>> > Vergangenheit, als diese Bezeichnung noch gang und gebe war,
>> entschiedend
>> >
>> > und die damalige Bedeutung des Wortes im entsprechenden historischen
>> >
>> > Kontext.
>> >
>> > Ich kann mich auch noch an diese Zeit erinnern und hatte damals als Kind
>> >
>> > niemals das Gefühl, das der Begriff "Neger" negativ konnotiert war. Als
>> >
>> > Kind war das damals für mich genauso faszinierend, fremd
>> >
>> > und exotisch wie für Kids heute vielleicht Robert Paton als Vampir. Ich
>> >
>> > habe damals im Geschichtsunterricht bereits gelernt, dass man
>> >
>> > geschichtliche Dinge aus der Vergangenheit nicht nach heutigen
>> Maßstäben
>> >
>> > beurteilen sollte.
>> >
>> > Die Bedeutung von Worten ändert sich im Laufe der kulturellen
>> Entwicklung
>> >
>> > in einmer Gesellschaft ständig.
>> >
>> >
>> > Interessent find ich auch das Phänomen, das Afroamerikaner in ihren
>> >
>> > Hip-Hop Texten sich selbst als "Nigger" bezeichnen und dies absolut
>> stolz
>> >
>> > umkonnotieren. Ich finde das ein Beispiel für einen sehr klugen und
>> >
>> > selbstbewußten Umgang,
>> >
>> > mit einem ursprünglich von Weißen geprägten rassistischen Begriff.
>> >
>> > Ähnlich
>> >
>> > intelligent gehen auch beispielsweise Juden in ihrem sehr eigenen
>> dunklen
>> >
>> > Humor mit sich selbst um, den schätze ich ebenfalls sehr.
>> >
>> >
>> > Liebe Grüße,
>> >
>> > Guido
>> >
>> >
>> > --
>> >
>> > Berlin-Squad-Integration mailing list
>> >
>> > Berlin-Squad-Integration AT lists.piratenpartei.de
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>> > Web: http://fabioreinhardt.de
>> > Mobil: +49-1577-3833155
>> > http://twitter.com/enigma424
>> > Enigma424 AT jabber.ccc.de
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>> > Berlin-Squad-Integration mailing list
>> > Berlin-Squad-Integration AT lists.piratenpartei.de
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