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berlin-squad-integration - Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?

berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Squad Integration, Inklusion, Partizipation (IIP)

Listenarchiv

Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?


Chronologisch Thread 
  • From: Erik EVSpirate <evspirate AT googlemail.com>
  • To: "Squad Integration, Inklusion, Partizipation \(IIP\)" <berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?
  • Date: Sat, 26 May 2012 18:15:53 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/berlin-squad-integration>
  • List-id: "Squad Integration, Inklusion, Partizipation \(IIP\)" <berlin-squad-integration.lists.piratenpartei.de>

Doro und Bastian,

danke Euch für die Erläuterungen.  Ich muss die Kommentare drucken, lesen und überlegen was das alles für mich persönlich bedeutet.  Ich denke wir sind den gleichen Meinungen, ohne die Beschreibung Frau Kuttners, hätten wir die Gelegenheit in Detail über Begrifflichkeit und Sensibilität nicht durcheinander gesetzt.

+1 für unsere gemeinsame Ziele:

Gemeinsam gegen Rassismus

Rassismus und kulturell begründete Diskriminierung sind nach wie vor ein gravierendes Problem, das dem friedlichen Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft im Wege steht. Gewalt und Einschüchterung aufgrund der Herkunft, Religion oder Kultur sind in jedem Fall inakzeptabel. Darum muss Rassismus und Ausländerfeindlichkeit jeder Form entschieden entgegengetreten werden, ebenso wie anderen Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Biologistische Weltbilder, in denen Menschen bestimmter Abstammung anderen als von Natur aus überlegen angesehen werden, sind wissenschaftlich widerlegt und unvereinbar mit den Werten und Zielen der Piratenpartei, ebenso wie jene Ideologien, die ganzen Bevölkerungsgruppen kollektive Hegemoniebestrebungen unterstellen, um die angebliche Notwendigkeit eines “Kampf der Kulturen” zu propagieren. Beispiele für derartige Ideologien sind Antisemitismus und Islamhass. Dabei gilt es das Augenmerk nicht nur auf den rechten Rand der Gesellschaft zu legen, sondern Vorurteilen und Intoleranz auch in der Mitte der Gesellschaft beim Alltagsrassismus, latent antisemitischen Stereotypen und der um sich greifenden Islamfeindlichkeit entgegenzutreten.

Die Piratenpartei möchte Kampagnen und Initiativen unterstützen, die sich zum Ziel gesetzt haben, das Verständnis zwischen verschiedenen Kulturen und Weltanschauungen zu verbessern, Vorurteile abzubauen und das Miteinander zu fördern. Ebenso solche, die rechtsextremen Aktivitäten entgegentreten und Menschen dabei helfen wollen, sich aus einschlägigen Kreisen zu lösen.

mfG,

Erik

On 26.05.2012, at 14:00, Dorothee Scholz wrote:

+1 zu allem, was Bastian sagt!

Es geht in diesem Zusammenhang auch nicht darum, den Kritikfokus auf Sarah Kuttner als Person zu lenken, das Ganze ist eher ein Symptom für eine Gruppe, die ihre eigenen Privilegien nicht reflektiert (Stichwort Critical Whiteness). Jemand, der nicht  Benachteiligte/r einer Diskriminierung ist oder war, kann nicht einschätzen, ob solche "nicht böse gemeinten" Bemerkungen verletzend sind oder nicht. Deshalb darf er/sie auch nicht entscheiden, ob das noch ok ist, oder schon Rassismus o.ä. Das kann nur die betroffene Gruppe selbst, und in solchen Fällen haben sich Ppl of Color meines Wissens schon sehr klar positioniert.

Zudem ist eine Exotisierung von Menschen aufgrund von Hautfarbe ebenso exkludierend wie alle anderen Arten von Rassismus, denn es lenkt die Aufmerksamkeit auf den Unterschied, nicht auf die wesentlich relevanteren und zahlreicheren Gemeinsamkeiten. Das schlägt sich massiv in der Wahrnehmung dieser Menschen durch die Mehrheitsgesellschaft wider. Generell haben alle Kategorien diesen Nachteil, auch wenn sie leider Bestandteil unserer Gesellschaft sind. Ich denke, es ist auch unsere Aufgabe als Piraten, diese Kategorien in Frage zu stellen und zu dekonstruieren, daher sind Ausfälle wie die von Fr. Kuttner aus unserer Position der Wertschätzung und unbedingter Gleichwertigkeit einzelner Individuen heraus eindeutig abzulehnen - ist meine Meinung.
lg Doro


-------- Original-Nachricht --------
Datum: Sat, 26 May 2012 13:02:58 +0200
Von: Bastian Blankenburg <bastian AT blankenburg.net>
An: "Squad Integration, Inklusion, Partizipation \\(IIP\\)" <berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de>
Betreff: Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?

Hallo, Erik, Guido, alle,

es geht nicht darum, was ein Benutzer des N-Wortes empfindet oder meint,
es geht darum, dass es Menschen herabsetzt und diese verletzt. Das Wort hat
nunmal eine Reihe negativer Bedeutungen, das wird durch die eventuelle und
heutzutage nicht akzeptable Unwissenheit des Benutzers nicht anders. Die
allermeisten Schwarzen wissen sehr gut um die herabsetzende Bedeutung des
N-Wortes, zumindest kenne ich keine Gegenbeispiele. Deshalb ist die Verwendung
rassistisch. Und ja, es macht einen Unterschied, ob es ausgeschrieben
wird.

Nochmal zum historischen Kontext: ja, die Oma, die damals N*küsse gekauft
hat, hat damit Rassismus zumindest in Kauf genommen. Die Dinger wurden so
genannt, weil Rassismus damals eine gesellschaftlich akzeptierte Norm war.
Ob man der Oma vorwerfen kann, dass sie das hätte erkennen und was gegen
die Norm unternehmen müssen, ist eine andere Frage. Zu Guidos
Kindheitserinnerung von Schwarzen als “fremd, faszinierend und exotisch”: ich habe
es als Kind ähnlich empfunden, aber auch das ist purer Rassismus. Es ist
egal, dass das für uns nichts negatives war oder wir es nicht böse gemeint
haben. Wir wurden so sozialisiert, auf Grund strukturellem Rassismus. Heute
haben wir die Verantwortung, Rassismus zu erkennen und was dagegen zu
machen, auch bei uns selbst. Denn diese Zuschreibungen, selbst wenn sie
postitiv gemeint sind, führen zu ganz realen Problemen schwarzer Menschen. Welche
Firma stellt schon eine Buchhalterin, Projektleiterin, etc. ein, die
vermeintlich “fremd, faszinierend und exotisch” ist?

Fragt Euch doch mal, wie die Diskussion laufen würde, wenn Kuttner nicht
N*, sondern Judens*, Kana* oder ähnliches geschrieben hätte. Auch diese
Begriffe waren irgendwann mal von der Mehrheitsgesellschaft aktzeptiert.
Trotzdem würde man sie heute höchstens in Anführungsstrichen schreiben, und
nicht ohne ganz klar zu machen, dass man sich davon distanziert. Kuttner
aber hat die Sache ins vermeintlich komische gezogen. Es geht bei der Puppe
aber um eine sehr traurige Angelegenheit, da ist es schon sehr schwierig,
eine humorvolle Schilderung des Sachverhalts zu finden, die für die
Betroffenen nicht verletzend ist. Ganz sicher nicht ok ist eine Reproduktion des
diskriminierenden “Humors” dieser Puppe, nichts anderes hat sie ja
getan. Vermutlich hat sie aber gar nicht darüber nachgedacht, sondern das aus
ihrer weißen Perspektive lustig gefunden, so wie wohl auch ihr Lektorat.
Damit hat sie ihr weißes Privileg ausgespielt und rassistisch gehandelt,
bewusst oder unbewusst.

Gruß,
Bastian

Am 26.05.2012 um 26.05.12 10:01 schrieb Guido Weyers:

Tag zusammen,

ich denke auch, das nach allem was ich von Sarah Kuttner bisher
mitbekommen habe, es mich sehr wundern würde, wenn sie in der Rassismusecke landen
würde.

Für mich ist, genau wie Erik es schrieb, zum einen der Hinweis auf die
Vergangenheit, als diese Bezeichnung noch gang und gebe war, entschiedend
und die damalige Bedeutung des Wortes im entsprechenden historischen
Kontext.
Ich kann mich auch noch an diese Zeit erinnern und hatte damals als Kind
niemals das Gefühl, das der Begriff "Neger" negativ konnotiert war. Als
Kind war das damals für mich genauso faszinierend, fremd
und exotisch wie für Kids heute vielleicht Robert Paton als Vampir. Ich
habe damals im Geschichtsunterricht bereits gelernt, dass man
geschichtliche Dinge aus der Vergangenheit nicht nach heutigen Maßstäben beurteilen
sollte.
Die Bedeutung von Worten ändert sich im Laufe der kulturellen
Entwicklung in einmer Gesellschaft ständig.

Interessent find ich auch das Phänomen, das Afroamerikaner in ihren
Hip-Hop Texten sich selbst als "Nigger" bezeichnen und dies absolut stolz
umkonnotieren. Ich finde das ein Beispiel für einen sehr klugen und
selbstbewußten Umgang,
mit einem ursprünglich von Weißen geprägten rassistischen Begriff.
Ähnlich intelligent gehen auch beispielsweise Juden in ihrem sehr eigenen
dunklen Humor mit sich selbst um, den schätze ich ebenfalls sehr.

Liebe Grüße,
Guido

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