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berlin-squad-integration - Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?

berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Squad Integration, Inklusion, Partizipation (IIP)

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Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?


Chronologisch Thread 
  • From: Guido Weyers <guidoweyers AT googlemail.com>
  • To: "Squad Integration, Inklusion, Partizipation \(IIP\)" <berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?
  • Date: Sat, 26 May 2012 10:01:39 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/berlin-squad-integration>
  • List-id: "Squad Integration, Inklusion, Partizipation \(IIP\)" <berlin-squad-integration.lists.piratenpartei.de>

Tag zusammen,

ich denke auch, das nach allem was ich von Sarah Kuttner bisher mitbekommen habe, es mich sehr wundern würde, wenn sie in der Rassismusecke landen würde.

Für mich ist, genau wie Erik es schrieb, zum einen der Hinweis auf die Vergangenheit, als diese Bezeichnung noch gang und gebe war, entschiedend und die damalige Bedeutung des Wortes im entsprechenden historischen Kontext.
Ich kann mich auch noch an diese Zeit erinnern und hatte damals als Kind niemals das Gefühl, das der Begriff "Neger" negativ konnotiert war. Als Kind war das damals für mich genauso faszinierend, fremd
und exotisch wie für Kids heute vielleicht Robert Paton als Vampir. Ich habe damals im Geschichtsunterricht bereits gelernt, dass man geschichtliche Dinge aus der Vergangenheit nicht nach heutigen Maßstäben beurteilen sollte.
Die Bedeutung von Worten ändert sich im Laufe der kulturellen Entwicklung in einmer Gesellschaft ständig.

Interessent find ich auch das Phänomen, das Afroamerikaner in ihren Hip-Hop Texten sich selbst als "Nigger" bezeichnen und dies absolut stolz umkonnotieren. Ich finde das ein Beispiel für einen sehr klugen und selbstbewußten Umgang,
mit einem ursprünglich von Weißen geprägten rassistischen Begriff. Ähnlich intelligent gehen auch beispielsweise Juden in ihrem sehr eigenen dunklen Humor mit sich selbst um, den schätze ich ebenfalls sehr.

Liebe Grüße,
Guido


Am 25.05.2012 15:04, schrieb Erik EVSpirate: Hi,

Ich meine im Bezug ihrer Beschreibung - wenn wir im Jahr 1699 ihre Beschreibung lesen, wäre ihre Beschreibung nicht rassistisch wahrgenommen sondern eine Beschreibung über Hautfarbe. 

Neger (span. negro, frz. nègre von ursprünglich lat. niger für schwarz) ist ein im 17. Jahrhundert in die deutsche Sprache eingeführter Begriff, der Menschen dunkler Hautfarbe bezeichnet und mit ihnen weitere Merkmale verbindet. 

Wenn wir ihre Beschreibung mit unserer aktuellen Sitten lesen, würde sie als rassistisch beurteilt. Das hat sie beim Satz "Vollkommen undenkbar, dass so etwas heute noch verkauft würde" erwähnt.

Ohne ein Gespräch mit Frau Kuttner persönlich zu führen oder weiter ihre Text, Videos, Interviews zu lesen, beurteile ich sie wegen ihrer Beschreibung als Rassist nicht.

Ähnliches Beispiel:  Das Wort Mohr wurde im 18. Jahrhundert im Preußen üblich und DAMALS eine "positive Begrifflichkeit".  Darum haben wir die Mohrenstrasse.  "Benannt wurde die Mohrenstraße nach Afrikanern, die im 18. Jahrhundert im preußischen Heer als Musiker dienten und deren Kaserne hier stand.) 

http://de.wikipedia.org/wiki/Mohr   

Hätte Frau Kuttner "Nichts zu sagen ist allerdings gegen meine Mohrenpuppe . . . " geschrieben, wäre ihre Beschreibung für andere weniger problematisch und umso mehr ohne das Wort "Neger".  Ihre Wortwahl hat sicher deswegen ein Grund.

Gruß,

E.

On 25.05.2012, at 14:27, Bastian Blankenburg wrote:

Hallo,

das N-Wort war schon immer rassistisch (nichts anderes steht auch in dem Wikipediaartikel). Der Unterschied zwischen früher und heute ist, dass Rassismus früher eine gesellschaftlich akzeptierte Haltung war und heute nicht mehr ist. Allerdings führt das anscheinend bei einigen Leuten dazu, dass sie, anstatt das Wort einfach nicht mehr zu gebrauchen, jetzt einfach behaupten, dass dessen Verwendung nicht rassistisch sei, weil man ja selbst kein Rassist sei. So jemand verkennt seinen eigenen Rassismus und verlangt außerdem, dass die Leser sich doch bitte die Gedankenwelt des Autors anzueignen haben. Dass insbesondere die auf diese Weise diskriminierten Menschen das ganz anders sehen, wird dann ignoriert oder sie werden dafür sogar angegriffen. Genau so funktioniert struktureller Rassismus.

Gruß,
Bastian

On 24 May 2012, at 19:27, Erik EVSpirate wrote:

Hi,

wenn man deutet die Begrifflichkeit eines Wortes mit Hinsicht ihrer Nutzung und das Vergleich beim Sprachgebrauch bzw Zusammenhang "Vergangenheit nicht Rassismus aber heute schon", an - kann ich solche Aussagen als Rassismus nicht zuordnen.  

Begrifflichkeit "Neger" bei wikipedia: 

http://de.wikipedia.org/wiki/Neger

Die Autorin stellte das Beispiel auf eine sehr effektive Weise dar: "Liebe Zuhörer / Leser,  selbst fragen: warum glaubt Ihr, dieses Beispiel ist Rassismus?"

mfG,

Erik

On 24.05.2012, at 18:35, Bastian Blankenburg wrote:

Hi,

das ganze hat mehrere Facetten. Hier mal kurz der fragliche Text und meine Meinung dazu:

"Nichts zu sagen ist allerdings gegen meine Negerpuppe. Ein riesiges Stoffungetüm, ganze achtzig Zentimeter purer, unschuldiger Rassismus mit einem obszön großen Kopf, der so schwer ist, dass er der Puppe immer wieder auf die schmalen Schultern fällt und ihr so permanent einen ergreifend niedergeschlagenen Eindruck verleiht. Als wäre das nicht schon entsetzlich genug, wird das Ganze noch von einem furchterregenden Paar praller, aufgenähter Wurstlippen getoppt. Vollkommen undenkbar, dass so etwas heute noch verkauft würde (...)."

1. Sie gebraucht hier das N-Wort, ausgeschrieben, ohne auf dessen Problematik hinzuweisen. Selbst wenn es in ihren Kreisen damals üblich war, wie sie nach dem Spiegel-Artikel sagt, ist es nichtsdestotrotz rassistisch und verletzt Menschen.  
2. Sie redet von "purem, unschuldigem Rassismus", was wohl ironisch oder sarkastisch sein soll, jedoch macht sie das nicht gerade deutlich. Ironie und Sarkasmus werden bekanntlich nicht immer gut erkannt, deshalb spielt man dabei besonders bei Themen wie Rassismus immer mit dem Feuer. "War doch nur ironisch/scherzhaft gemeint" ist auch eine sehr beliebte Ausrede zu Hinweisen oder Vorwürfen, dass etwas rassistisch/sexistisch/etc. war. 
3. Wenn man Punkt 2. nicht als ironisch/sarkastisch auffasst, ist klar, dass der ganze Absatz vollkommen rassistisch rüberkommt. Also in dem Sinne, dass die Puppe unschuldig rassistisch sei (wobei "rassistisch" dann nicht negativ wäre) und das entsetzliche Aussehen von N* darstelle.

Sie hätte ja auch schreiben können, dass sie diese rassistische Puppe gefunden hat, die schwarze auf grotesk verzerrte Weise darstellt und dass sie sie damals "N*-Puppe" genannt hat, mit einem Hinweis darauf dass auch das rassistisch war (selbst wenn sie das als Kind vielleicht nicht besser wusste, sollte sie es heute wissen).

Der Spruch zu "den Juden" ist natürlich auch Quatsch, auch wenn er hier positiv gemeint ist. Geht so in die Richtung "Juden können einfach mit Geld umgehen" o.ä. klassische Antisemitismen. Wenn eine Bevölkerungsgruppe Menschen hat, die ihre Interessen öffentlich mit Nachdruck vertreten, würde ich das vor allem erstmal als normal ansehen. Wenn dies bei "Türken und Afro-Deutschen" nicht so ist, dann kann man sich allerdings fragen, warum. Es liegt sicher nicht daran, dass es da keine Leute gibt, die sich darüber aufregen und dies auch kundtun wollen. Es wird ihnen aber auf Grund von strukturellem Rassismus schwerer gemacht wird, eine entsprechende Aufmerksamkeit zu bekommen. 

Gruß,
Bastian

On 24 May 2012, at 15:21, Fabio Reinhardt wrote:

Hi Leute,

was sagt ihr (besonders die vom Antirassismus-Squad) eigentlich zum
Fall Kuttner? http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/bei-einer-lesung-von-sarah-kuttner-faellt-das-wort-negerpuppe-a-834695.html

Interessant finde ich ja besonders die Aussagen ihres Kollegen Mola
Adebisi (im Zweifel in der MoPo) nachlesen. Der sagt ja auch "Juden
lassen sich nichts gefallen!" Ist das nicht auch schon wieder
stereotyp? Ist nur so eine Frage, die ich mir stelle.

Viele Grüße,
Fabio

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