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berlin-squad-integration - Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?

berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Squad Integration, Inklusion, Partizipation (IIP)

Listenarchiv

Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?


Chronologisch Thread 
  • From: "Dorothee Scholz" <s.doro AT gmx.de>
  • To: "Squad Integration, Inklusion, Partizipation \(IIP\)" <berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?
  • Date: Sat, 26 May 2012 14:00:54 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/berlin-squad-integration>
  • List-id: "Squad Integration, Inklusion, Partizipation \(IIP\)" <berlin-squad-integration.lists.piratenpartei.de>

+1 zu allem, was Bastian sagt!

Es geht in diesem Zusammenhang auch nicht darum, den Kritikfokus auf Sarah
Kuttner als Person zu lenken, das Ganze ist eher ein Symptom für eine Gruppe,
die ihre eigenen Privilegien nicht reflektiert (Stichwort Critical
Whiteness). Jemand, der nicht Benachteiligte/r einer Diskriminierung ist
oder war, kann nicht einschätzen, ob solche "nicht böse gemeinten"
Bemerkungen verletzend sind oder nicht. Deshalb darf er/sie auch nicht
entscheiden, ob das noch ok ist, oder schon Rassismus o.ä. Das kann nur die
betroffene Gruppe selbst, und in solchen Fällen haben sich Ppl of Color
meines Wissens schon sehr klar positioniert.

Zudem ist eine Exotisierung von Menschen aufgrund von Hautfarbe ebenso
exkludierend wie alle anderen Arten von Rassismus, denn es lenkt die
Aufmerksamkeit auf den Unterschied, nicht auf die wesentlich relevanteren und
zahlreicheren Gemeinsamkeiten. Das schlägt sich massiv in der Wahrnehmung
dieser Menschen durch die Mehrheitsgesellschaft wider. Generell haben alle
Kategorien diesen Nachteil, auch wenn sie leider Bestandteil unserer
Gesellschaft sind. Ich denke, es ist auch unsere Aufgabe als Piraten, diese
Kategorien in Frage zu stellen und zu dekonstruieren, daher sind Ausfälle wie
die von Fr. Kuttner aus unserer Position der Wertschätzung und unbedingter
Gleichwertigkeit einzelner Individuen heraus eindeutig abzulehnen - ist meine
Meinung.
lg Doro


-------- Original-Nachricht --------
> Datum: Sat, 26 May 2012 13:02:58 +0200
> Von: Bastian Blankenburg <bastian AT blankenburg.net>
> An: "Squad Integration, Inklusion, Partizipation \\(IIP\\)"
> <berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de>
> Betreff: Re: [Squad-IIP] Rassismus durch Sarah Kuttner!?

> Hallo, Erik, Guido, alle,
>
> es geht nicht darum, was ein Benutzer des N-Wortes empfindet oder meint,
> es geht darum, dass es Menschen herabsetzt und diese verletzt. Das Wort hat
> nunmal eine Reihe negativer Bedeutungen, das wird durch die eventuelle und
> heutzutage nicht akzeptable Unwissenheit des Benutzers nicht anders. Die
> allermeisten Schwarzen wissen sehr gut um die herabsetzende Bedeutung des
> N-Wortes, zumindest kenne ich keine Gegenbeispiele. Deshalb ist die
> Verwendung
> rassistisch. Und ja, es macht einen Unterschied, ob es ausgeschrieben
> wird.
>
> Nochmal zum historischen Kontext: ja, die Oma, die damals N*küsse gekauft
> hat, hat damit Rassismus zumindest in Kauf genommen. Die Dinger wurden so
> genannt, weil Rassismus damals eine gesellschaftlich akzeptierte Norm war.
> Ob man der Oma vorwerfen kann, dass sie das hätte erkennen und was gegen
> die Norm unternehmen müssen, ist eine andere Frage. Zu Guidos
> Kindheitserinnerung von Schwarzen als “fremd, faszinierend und exotisch”:
> ich habe
> es als Kind ähnlich empfunden, aber auch das ist purer Rassismus. Es ist
> egal, dass das für uns nichts negatives war oder wir es nicht böse gemeint
> haben. Wir wurden so sozialisiert, auf Grund strukturellem Rassismus. Heute
> haben wir die Verantwortung, Rassismus zu erkennen und was dagegen zu
> machen, auch bei uns selbst. Denn diese Zuschreibungen, selbst wenn sie
> postitiv gemeint sind, führen zu ganz realen Problemen schwarzer Menschen.
> Welche
> Firma stellt schon eine Buchhalterin, Projektleiterin, etc. ein, die
> vermeintlich “fremd, faszinierend und exotisch” ist?
>
> Fragt Euch doch mal, wie die Diskussion laufen würde, wenn Kuttner nicht
> N*, sondern Judens*, Kana* oder ähnliches geschrieben hätte. Auch diese
> Begriffe waren irgendwann mal von der Mehrheitsgesellschaft aktzeptiert.
> Trotzdem würde man sie heute höchstens in Anführungsstrichen schreiben, und
> nicht ohne ganz klar zu machen, dass man sich davon distanziert. Kuttner
> aber hat die Sache ins vermeintlich komische gezogen. Es geht bei der Puppe
> aber um eine sehr traurige Angelegenheit, da ist es schon sehr schwierig,
> eine humorvolle Schilderung des Sachverhalts zu finden, die für die
> Betroffenen nicht verletzend ist. Ganz sicher nicht ok ist eine
> Reproduktion des
> diskriminierenden “Humors” dieser Puppe, nichts anderes hat sie ja
> getan. Vermutlich hat sie aber gar nicht darüber nachgedacht, sondern das
> aus
> ihrer weißen Perspektive lustig gefunden, so wie wohl auch ihr Lektorat.
> Damit hat sie ihr weißes Privileg ausgespielt und rassistisch gehandelt,
> bewusst oder unbewusst.
>
> Gruß,
> Bastian
>
> Am 26.05.2012 um 26.05.12 10:01 schrieb Guido Weyers:
>
> > Tag zusammen,
> >
> > ich denke auch, das nach allem was ich von Sarah Kuttner bisher
> mitbekommen habe, es mich sehr wundern würde, wenn sie in der Rassismusecke
> landen
> würde.
> >
> > Für mich ist, genau wie Erik es schrieb, zum einen der Hinweis auf die
> Vergangenheit, als diese Bezeichnung noch gang und gebe war, entschiedend
> und die damalige Bedeutung des Wortes im entsprechenden historischen
> Kontext.
> > Ich kann mich auch noch an diese Zeit erinnern und hatte damals als Kind
> niemals das Gefühl, das der Begriff "Neger" negativ konnotiert war. Als
> Kind war das damals für mich genauso faszinierend, fremd
> > und exotisch wie für Kids heute vielleicht Robert Paton als Vampir. Ich
> habe damals im Geschichtsunterricht bereits gelernt, dass man
> geschichtliche Dinge aus der Vergangenheit nicht nach heutigen Maßstäben
> beurteilen
> sollte.
> > Die Bedeutung von Worten ändert sich im Laufe der kulturellen
> Entwicklung in einmer Gesellschaft ständig.
> >
> > Interessent find ich auch das Phänomen, das Afroamerikaner in ihren
> Hip-Hop Texten sich selbst als "Nigger" bezeichnen und dies absolut stolz
> umkonnotieren. Ich finde das ein Beispiel für einen sehr klugen und
> selbstbewußten Umgang,
> > mit einem ursprünglich von Weißen geprägten rassistischen Begriff.
> Ähnlich intelligent gehen auch beispielsweise Juden in ihrem sehr eigenen
> dunklen Humor mit sich selbst um, den schätze ich ebenfalls sehr.
> >
> > Liebe Grüße,
> > Guido
>
> --
> Berlin-Squad-Integration mailing list
> Berlin-Squad-Integration AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/berlin-squad-integration

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