Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-soziale_marktwirtschaft - Re: [Ag-soziale_marktwirtschaft] Positionsentwurf zum Thema "Risikovorsorge gegen Peak Oil" - Bitte um Feedback

Bitte warten ...

ag-soziale_marktwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Wirtschaft, Finanzen, Soziales - soziale Marktwirtschaft

Listenarchiv

Re: [Ag-soziale_marktwirtschaft] Positionsentwurf zum Thema "Risikovorsorge gegen Peak Oil" - Bitte um Feedback


Chronologisch Thread 
  • From: Johannes Nix <Johannes.Nix AT gmx.net>
  • To: Christian Schmidt <csc AT schmifu.de>
  • Cc: ag-soziale_marktwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-soziale_marktwirtschaft] Positionsentwurf zum Thema "Risikovorsorge gegen Peak Oil" - Bitte um Feedback
  • Date: Sat, 19 May 2012 15:44:28 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-soziale_marktwirtschaft>
  • List-id: "Wirtschaft, Finanzen, Soziales - soziale Marktwirtschaft" <ag-soziale_marktwirtschaft.lists.piratenpartei.de>

Hallo Christian,

On Sat, 19 May 2012 07:27:25 +0200
Christian Schmidt <csc AT schmifu.de> wrote:

> Speicherlösungen gibt es aber schon lange, wenngleich sich diese
> bisher durch die Atom-, Akku und Öllobby wirtschaftlich nicht
> durchsetzen konnten.
>
> Technologie: http://de.wikipedia.org/wiki/Latentw%C3%A4rmespeicher

Halt, warte! Der Bereich von dem ich meinte, dass es keine
ausreichenden Speicherlösungen für Strom gibt, ist die Nutzung von
Erdöl als Treibstoff im Verkehr. Wärme für die Gebäudeheizung kann man
natürlich sehr wohl speichern oder passend erzeugen, durch
Kraft-Wärme-Kopplung, Latentwärmespeicher oder Saisonale
Solarwärmespeicher, wie sie in München-Ackermannbogen erfolgreich
erprobt werden. Man darf Treibstoffe und Gebäudeheizung also nicht
durcheinander bringen. Fossile Gebäudeheizung kann man sehr gut
ersetzen. Hier ist einfach der Faktor Zeit das was Probleme macht.

>
> Weniger "Entweder Oder" Denken, als ein "sowohl als auch" hilft an
> dieser Stelle weiter, zumindest um mal was gegen die Energieriesen zu
> unternehmen.
>


Generell finde ich schwierig, die diversen Lobbys irgendwelcher
Verschwörungen zu beschuldigen. Wir wissen, dass Produzenten fossiler
Energieträger auch mit Methoden wie Astroturfing und
bewussten wissenschaftlichen Falschbehauptungen arbeiten - ja, das ist
ein Informationskrieg gegen unsere Zukunft. Wir wissen auch, dass
beispielsweise die Straßenbahnen in den USA von Autoherstellern gezielt
abgewickelt wurden. Man kann sich auch wundern über die überaus
optimistischen Prognosen zur Zukunft des Erdöls, welche die
"Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe" unserer überaus
kompetenten Bundesregierung beschafft, die in alldem ja überhaupt gar
keinerlei Problem sieht.

Aber zu viel in Verschwörungen zu denken, entmächtigt uns. Wir müssen
uns ERmächtigen, eine für uns akzeptable Zukunft zu gestalten.
Ich denke dies definiert geradezu die Art Macht, die wir wirklich haben.


>
> Technologie: http://de.wikipedia.org/wiki/Latentw%C3%A4rmespeicher
>

Diese benötigen allerdings relativ große Mengen an Speichermaterialien,
welche bei den gewünschten Temperaturen einen Phasenübergang
durchmachen, wie etwa Paraffin. Damit ist man wieder bei den
Kohlenwasserstoffen.... aber hier gibt es sicher Potenzial.

> Letztendlich lässt sich m.E "gesamtheitlich" gesehen in
> Latentwärmespeichern so viel Energie speichern, das selbst die eigene
> dezentrale Wasserstoffproduktion für den Eigenbedarf in DE
> wirtschaftlich tragfähig wäre, um sein Fahrzeug zu bewegen.
>

Diese Verbindung verstehe ich jetzt überhaupt nicht. Wie
schaffst Du es hier, regenerativ (also wohl durch Photovoltaik)
erzeugten Wasserstoff mit Latentwärmespeicherung zu verbinden?

Und mir ist kein Beispiel bekannt, dass gerade die genannten Techniken
aktuell wirtschaftlich sind.

Abgesehen davon führt eine solche Diskussion auch leicht zu schnell in
Details und lenkt ab. Sie gehört auch nicht wirklich auf diese Liste.
Bei Peak Oil ist der wesentliche Punkt, dass es zwar SEHR WOHL sinnvolle
technische Alternativen gibt, dass die bisher durch Öl gelieferte
Energiemenge aber eben gerade nicht mal einfach so zu ersetzen ist.


> Damit sage ich nicht, das es keine Akku betriebenen Fahrzeuge geben
> darf (nicht jeder hat eigene Fläche), möchte nur vermeiden das der
> Anschein erweckt wird es "kann" nur eine Lösung geben.

Das ist richtig. Deswegen wäre meine Strategie, erst das Grundproblem
zu beschreiben und dann nach sozusagen "schwarmkompatiblen"
Lösungsstrategien zu suchen. Sonst verzettelt man sich sehr leicht in
verschiedenen möglichen und hypothetischen Energietechniken.

Außerdem gibt es noch eine zweite, durchaus gefährliche Tendenz:
Anstatt das Gute zu machen was man kann und hat, wartet man auf das
Bessere was es nicht gibt und nie geben wird. Eine potenziell tödliche
Strategie. Genau deswegen erwähnte ich elektrische Eisenbahnen,
Straßenbahnen, und Oberleitungsbusse - die gibt es real, sie
funktionieren, sie arbeiten wirtschaftlich seit Jahrzehnten.

Warum mit der Umstellung warten bis die Autoindustrie vielleicht doch
mal mit einem tragfähigem Mobilitätskonzept rauskommt? Ein
Dreiliter-Auto? Darauf wartet man seit Jahrzehnten. Und eine
flächendeckende Nutzung von Akkumulatoren in PKW ist schon aufgrund der
benötigten Mengen an Rohstoffen wie Lithium wahrscheinlich nicht
tragfähig. Ganz abgesehen davon dass man wiederum Unmengen an fossiler
Energie braucht um diese mineralischen Rohstoffe überhaupt zu gewinnen.


> Eine bitte hätte ich für weitere Überlegungen noch. Bitte "gute"
> Technologien fördern, bzw. ans Tageslicht bringen aber nicht den
> Bürgern vorschreiben welche sie zu verwenden haben, sondern das über
> der Preis regeln lassen.

Nun, genau das passiert aber gerade bei den Elektroautos. Und zwar
deswegen, weil dies am wenigsten gegenüber dem bestehenden System
"Mobilität" verändern und den Herstellern Gewinne garantieren. Anders
ausgedrückt es wird - gar nicht mal unbedingt bewusst - jeder
Ansatz zu wirklicher Veränderung unterwandert.

Das Konzept mit dem fahrscheinlosen Nahverkehr hat da einen anderen
Klang - es löst nämlich tatsächlich Probleme anstatt das Bestehende
passend für die alten Strukturen zurechtzubiegen.

>
> Ich habe z. B. noch eine weitere Gas Brennwerttherme kallkulliert und
> möchte in 20 Jahren ggf. "abreissen", nach dann aktuellen Standards
> [ ... ]
>
> [ ... ] Bis dahin möchte ich nicht in eine "Plastiktüte" wohnen, weil
> die aktuelle Substanz dafür nicht ausgelegt ist und es sich
> wirtschaftlich nicht trägt, wenn man es "richtig" machen würde, wie
> es z. B. im "Passivhaus" Bereich gemacht wird.
>

Aber das ist ein wichtiger Punkt: Wir müssen möglichst rasch
Rahmenbedingen herstellen, die ernsthaft nachhaltiges Handeln überhaupt
erst ermöglichen und lebenswichtige Sicherheitsspielräume schaffen. Wir
dürfen, das ist meine Überzeugung, sowohl beim Klimaschutz als auch bei
Peak Oil NICHT drauf warten, dass der Markt es von alleine regelt.
Der Markt mag gerecht sein, aber er kann auch nicht weiter gucken
als Justitia.

Und deswegen halte ich so eine Besteuerung fossiler Energieträger für
genau das Richtige.

Natürlich haben auch Märkte eine Art "Schwarmverhalten" und können
durch ihr evolutives Verhalten vieles überraschend gut lösen.

Aber den Ablösung der wichtigsten Ressource unserer heutigen
industriellen Zivilisation - darauf sollten wir uns nicht verlassen,
dass dies rechtzeitig von selber passiert.


Viele Grüße,

Johannes





Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang