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ag-meinungsfindungstool - Re: [Ag Meinungsfindungstool] Alltagshandeln als Grundlage für Ideen / Vorstellung

ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-meinungsfindungstool mailing list

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Re: [Ag Meinungsfindungstool] Alltagshandeln als Grundlage für Ideen / Vorstellung


Chronologisch Thread 
  • From: Dromedar <Dromedar AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag Meinungsfindungstool] Alltagshandeln als Grundlage für Ideen / Vorstellung
  • Date: Sat, 15 Dec 2012 13:56:00 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-meinungsfindungstool>
  • List-id: <ag-meinungsfindungstool.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


DeepLook schrieb:
Ich glaube inzwischen, die Vorstellung eines Systems, das eine intrinsische "Versachlichung", quasi von sich aus mit welchen Algorithmen auch immer herstellen soll, ist bestenfalls naiv, weil es die Bedeutung "unsachlicher", irrationaler, emotionaler Aspekte menschlichen Zusammenlebens leugnet und ignoriert.

Dass man diese berücksichtigen muss, zeigen die Wahlkampagnen aller Parteien. Wie man das in einem modernen kontinuierlichem "Diskussionssystem" (und Entscheidungssytem) machen soll, dass unparteiisch und neutral ist, das wird die Frage sein, die man lösen muss, wenn ein System breite Akzeptanz finden und einen tatsächlichen Fortschritt für die Demokratie darstellen soll. Ich persönlich glaube, es wird nicht ohne den "Faktor Mensch" und damit irgendeine Form von Moderation und Konsensfindungsprozess gehen.

DeepLook schrieb:
Karsten Weihe schrieb:
Es wird immer noch einen Riesenunterschied machen, ob man die
nichtsachlichen Aspekte zum Grundprinzip macht, bspw indem man
schnelles Lesen und schnelles Voten ermutigt, oder ob das Tool immer
wieder und an jeder Stelle unverbindlich dazu einlädt, tiefer in die
sachlich-logischen Gedanken einzusteigen, die sich andere schon vorher
zum Thema gemacht haben. Auch wenn die Mehrheit dieser Einladung nicht
oder bestenfalls nur teilweise folgt, sollte man nicht die
gruppendynamische Wirkung unterschätzen, die von Diskussionsbeiträgen
der Form "Diese Ansicht ist unhaltbar, und das möchte ich wie folgt
begründen: ..." ausgehen kann.
Was bewegt Dich zu der Annahme, dass "unverbindliche Einladungen", tiefer in irgendeine Materie einzusteigen, von einem signifikanten Anteil der Teilnehmer angenommen würden? Denn darum geht es, und nicht um Minderheiten oder Mehrheiten. Unverbindliche Einladungen finde ich jeden Tag in meinem Briefkasten. 99.99 % davon sind "Spam".
...
Information im Kontext von Meinungsbildung und -austausch wirkt also am besten nach dem Resonanzprinzip, wenn der Empfänger schon einen "Nährboden" dafür hat oder dafür "sensibilisiert" ist (was die Peer-Group am ehesten leistet). Wenn nicht, dann kann man das z.B. in einem Konsensprozess entwickeln, oder im schlimmsten Fall auch durch lange Dauerberieselung mit der gewünschten Information.
Aber wie das in einem System ermöglicht werden soll, in dem notwendigerweise mit hoher Taktfrequenz irgendwelche Aussagen bewertet werden, ist mir immer noch schleierhaft. Das wäre dann mehr eine Art Börse, an der politische Meinungen mit einem Hochfrenquenzsystem gehandelt werden. Da wäre ich dann sehr gespannt darauf, was nach einer Weile so für Bots dafür entwickeln würden.

Ich teile die Thesen/Bedenken von Dinu voll und ganz. In der Hinsicht, dass es illusorisch ist, sich darauf zu verlassen, dass ein noch so ausgeklügeltes Diskussionssystem als Software-Lösung mit niederschwelligen Barrieren ausschlaggebend dafür ist bzw. sein kann, dass eine zielführende demokratische Diskussion ermöglicht wird.

Was wäre dann die Alternative? Mir schwebt ein Konzept vor, in dem hier in der AG MFT anvisiertes softwarebasiertes MFT-Framework mit einer menschlichen Komponente ergänzt wird. Was die Resonanz-These von Dinu betrifft - ich versuche mein Ansatz pragmatisch zu formulieren ohne zynisch zu werden:
Es gibt doch funktionierende Methoden, wenn es darum geht die Leute für eine bestimmte Sache zu gewinnen. Z.B. dafür, dass sie eine bestimte Zeitschrift abonnieren oder sich einen Staubsauger einer bestimmten Marke kaufen. Unter den Zeitgenossen, die ihr Brot mit Türgeschäften wie Zeitschriftenabonnements oder Staubsauger-/Versicherungenverkauf verdienen, sind die am erfolgreichsten, die was von der Psychlogie verstehen und es immer wieder schaffen, ad-hoc sich auf die Wellenlänge des Gesprächpartners einzustellen, seine Denkweise möglichst gut zu begreifen. Also meine (zynisch klingende) These ist, dass es für eine erfolgreiche Etablierung einer Idee nicht zwingend notwendig ist, dass der/die Botschaftenüberbringer/-in zu der jeweiligen Peer-Gruppe gehört. Es reicht, wenn der Botschaftenempfänger den Eindruck hat, dass dem so ist.

Die menschliche Fähigkeit zur Empathie und Anpassung der Kommunikation an die jeweilige Gegebenheiten ist bei der Gestaltung eines geselschaftlichen Diskurses immens wichtig und durch keine Ontologie zu ersetzen. Und es wäre mMn sinnvoll, explizit so eine menschliche Brücke mit der Rolle eines Moderators, Multiplikators, ... in das MF-Framework einzubauen. Weil jede Lösung ohne derartige menschliche Komponente zum Scheitern verurteilt ist - davon gehe ich aus.

Gruss, Gustav

* --> Du bist eingeladen, bei der Debatte über die gesellschaftlichen Konsequenzen der digitalen Revolutionen und Evolutionen mitdiskutieren! http://diskurs.dradio.de/about/ *




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