Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten


Chronologisch Thread 
  • From: "Dr. Forster" <dr.forster AT aforster.de>
  • To: "'AG Gesundheit'" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten
  • Date: Wed, 4 Apr 2012 17:38:57 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Wie so oft, Uninformiertheit mit Ignoranz gepaart bringt keinerlei
sinnvollen Input.
Übrigens sind Ärzte und alle anderen Beschäftigten im Gesundheitswesen auch
Bürger deren Interessen vertreten werden müssen, aber das blendet man als
Ärztehasser besser einfach aus.
Schade um die Zeit

Andreas

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
Morgan le Fay
Gesendet: Mittwoch, 4. April 2012 17:10
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten



Am 04.04.2012 14:00, schrieb Martin E. Waelsch:
> Ich arbeite als Arzt seit 1977 bis heute. Während dieser Zeit erlebe ich
eine Reform nach der anderen - die machen aus der Humanmedizin den Saustall.
Ja, das ist mir klar. Darum geht es mir/uns ja eigentlich auch. Keine
Regierung hat sich bisher an konsequente und grundlegende Reformen
gewagt, die nicht nur an Symptomen herumdoktert, sondern das Übel an der
Wurzel packt.
Und man hat ganz sicher vor den Ärzteverbänden und der Pharmaindustrie
gekuscht. Dass die Niedergelassenen heute da sind, wo sie sind, ist aber
zum guten Teil auch ein hausgemachtes Problem, denn einerseits die
Selbstverwaltung hochhalten und andererseits nach Lösungen durch die
Politiker zu suchen, geht halt auch nicht. Längst hätte eine
Palastrevolution stattfinden müssen, längst hätten die Ärzte ihre
Zulassungen zurückgeben müssen (wir haben für unseren Optikerladen erst
gar keine mehr beantragt!), längst hätte man die Funktionäre zum Teufel
jagen und die KVen abschaffen müssen....aber lieber schikaniert man die
Versicherten, indem man monatelange Wartezeiten zumutet, unnötige IGeL
aufschwatzt, sie aussperrt und Leistungen vorenthält, die nicht mehr ins
Budget bzw. Kontingent passen.
Nur - egal welchen Arzt ich dazu anspreche, zuckt man (verbal) mit der
Schulter und tut so, als wären die KVen in der heutigen Form, die BÄK,
von der man sich nicht vertreten fühlt und die Oberkungler im g-BA
gottgegeben.
Jagt die Leute doch zum Teufel!! Das sind doch keine Interessenvertreter
und kosten Euch nur Geld. Euer Geld!!!

Aber es muss auch klar sein, dass wir Piraten eine Bürgerrechtspartei
sind. Und zumindest ich verstehe das Bürgerrecht bestimmt nicht so, dass
man den Ärztewunsch erfüllt und hilft, Einkommen jenseits von Gut und
Böse durchzuboxen, damit die Ärzteschaft geneigt ist, den Patienten
wieder so zu behandeln, wie er ohnehin behandelt werden müsste. Zu
diesem "Modell" gibt es auch Alternativen.
>
> Bislang habe ich nicht erlebt, dass die Ärzte irgendeine Diskussion
indoktriniert hätten, frage mich eher, wann fangen die endlich an, sich für
medizinische Versorgung durchzusetzen.
In der Politik vielleicht nicht. Siehe Selbstverwaltung. Aber ansonsten
halten sie sich doch nicht mit lauten und noch lauteren Tönen zurück.
Ich kenne einige Praxen, die tapeziert sind mit Anklagen an die pöhse
Politik, die angeblich verhindert, dass Lieschen Müller schon morgen
ihren Kontrolltermin bekommt und nicht erst in den Sommerferien.

>
> Kassenzulassung zurück zu geben ist keine Lösung, denn dann wird es für
die Kassenpatienten noch weniger Ärzte geben, das kann ja wohl nicht das
Ziel sein. Zumal bedacht werden muss, dass die Kollegen, die ihre
Kassenzulassung aus Fust zurückgeben diejenigen sind, die bessere
Qualifikationen und Kompetenzen haben und sich deshalb trauen, sich auf die
Privatpatienten alleine zu verlassen. Dies e Kompetenzen gehen den
GKV-Patienten dann wieder verloren.
Die Kassenzulassung gibt sowieso kaum einer ab. Da bin ich völlig
entspannt. Ohne die Kassenpatienten gingen die Lichter bei den Ärzten
noch viel schneller aus. Der Patient, der gar nicht erst kommt, zahlt
auch keine IGeL.
>
> Mit Saustalldeklarationen kommen wir also nicht weiter.
Ich stehe dazu. Eine Touristin, die man mit einer schmerzhaften
Augenverletzung in den Abendstunden aus einer Klinik(!) wegschickt, zu
einem angeblich Dienst tuenden Arzt, der aber nicht aufzufinden ist,
eine Rettungsleitstelle des DRKs, die mir nicht sagen kann, WER dieser
diensttuende Arzt ist und wie man ihn erreicht, ein medizinischer
Dienst, der allen Ernstes der Patientin zumutet, 25km mit einer
Augenverletzung ins nächste Krankenhaus mit Augenarzt zu fahren, das
nenne ich durchaus Saustall. Allein die vielen Gremien und Ausschüsse,
die darüber beraten müssen, wer wann Bereitschaftsdienst macht, die
fertige Liste dann aber nicht an die RLS des DRK gibt oder in Zeitungen
veröffentlichen muss, das nenne ich Saustall.
Dass Patienten beim Augenarzt nach 4monatiger Wartezeit auf einen Termin
wegen schlechten Sehens mit einem Fresszettel namens
"Refraktionsprotokoll" weggeschickt werden, dessen Werte gar nicht der
Arzt, sondern die Mitarbeiter ermittelt haben und nachdem allermeist
eine kostenpflichtige und sinnfreie Tonometrie für 25 Euro durchgeführt
wurde, das nenne ich Saustall.
Ich selbst habe 3 Termine bei einer Lungenfachärztin gehabt und habe die
Dame bis heute nicht kennengelernt. Sind das ärztliche Leistungen?
Qualitätssicherung?
Hier macht ein nichtärztliches Curriculum unter der Fuchtel eines Arztes
heilkundliche Tätigkeiten, aber mir Kleindoofy von Augenoptikermeister
spricht man die Fähigkeit ab, ein Brillenglas nach Verordnung
einzupassen, weshalb der Arzt den Patienten wieder einzubestellen hat.
Natürlich erst im nächsten Quartal und mit neuer
Teppichbenutzungsgebühr! Auch das ist ein Saustall. Und dann wundern,
dass der Patient so häufig wie kaum in einem anderen Land bei den Ärzten
herumhockt.
Oder nehmen wir die Ergebnisse von TI (Transparency International) zur
Korruption im deutschen Gesundheitswesen. Sogar eine ehemalige
Sowjetrepublik lag nicht schlechter (nein, ich habe dazu keinen Link
parat; wahr ist es trotzdem).
>
> Was sollen die Durchsetzen?
>
> Was ist die Genugtuung, wenn man Arzt wird?
Die Genugtuung wäre eine rein persönliche Angelegenheit. Das ist nicht
zu verallgemeinern und gehört nicht hierher.







Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang