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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten


Chronologisch Thread 
  • From: "Martin E. Waelsch" <dr.m.e.waelsch AT t-online.de>
  • To: "'AG Gesundheit'" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten
  • Date: Wed, 4 Apr 2012 10:33:10 +0200
  • Importance: High
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

„…Und grundsätzlich verstehe ich nicht, warum permanent allen Ärzten unterstellt wird, sie würden unethisch und in erster Linie eigennützig handeln. Die gelebte Realität sieht bisher immer noch ganz anders aus!...“

 

Andreas, weil der Arzt am einfachsten angreifbar ist. Er soll all das richten, was überall weh tut und wenn er das nicht macht, dann wird er dem ethischen Eid nicht gerecht. Die Ärzte leben nur scheinbar als Freiberufler, wie du schon richtig beschrieben hast total überreguliert, dürfen sich aber freiberuflich jede Beschimpfung gefallen lassen. Natürlich ist es selbstverständlich, dass der Arzt noch um 20.30 am Freitag Zeit hat, wenn einer meint, es muss gerade am Freitag, wo er sowieso schon seit 14.00 zu Hause ist noch eben mal schnell ein EKG gemacht werden, weil es letzte Woche wegen Schwiegermutter nicht geklappt hat…Wir können die Patienten, die grundsätzlich zu RÖ-Untersuchungen mit dem Überweisungsschein am Freitagnachmittag kommen wollen, weil es da eben gerade passt – dem Arzt aber nicht, der hat sogar schon die längeren Öffnungszeiten im Supermarkt verpasst. Witzig finde ich immer die Bemerkung der Geschäftsführer in Krankenhäusern: „Sie haben doch den Beruf gewählt, weil sie den Menschen helfen wollen. Daran hindert sie doch keiner hier, sie müssen es nur tun, positiv ihre Berufung sehen.“

 

Man muss schon als Arzt dicke Haut haben, um die ganze entgegengebrachte Arroganz aushalten zu können. Viele können es eben nicht und suchen sich geregelte Arbeitszeiten aus – wenigstens die Zeit möchte man geregelt haben.

 

Aber ich denke, in der Ärzteschaft wird sich genauso eine Veränderungsbewegung durchsetzen, wie in anderen gesellschaftlichen Gruppen allmählich auch. Dann werden die Ärzte wieder in der Lage sein, Rahmenbedingungen zu besprechen und durchzusetzen, die ihnen eine Zusammenarbeit mit dem Patienten ermöglichen.

HG

Martin

 

Dr. med. Martin E. Waelsch

Marktstr. 13 - 17

73207 Plochingen

Tel: 07153 921931

Fax:07153 921932

Mobil: 0151 52 503 458

Skype: marell1317

Email: waelsch AT mentalnet.de

Web:  http://www.mentalnet.de

 

Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Dr. Forster
Gesendet: Mittwoch, 4. April 2012 09:34
An: 'AG Gesundheit'
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten

 

Sorry, aber da fehlt einfach die Basis um überhaupt sinnvoll zu diskutieren.

 

Tatsächlich sind Kassenärzte sowieso schon längst scheinselbständig und von der kassenärztlichen Vereinigung angestellt. Durch das gedeckelte Vergütungssystem hat das mit freier Marktwirtschaft überhaupt nichts zu tun. Feste Budgets mit Obergrenzen, d. h. Mehrarbeit führt nicht zu Mehreinnahmen usw.. Die KVen bekommen von den kranken Kassen einen Festbetrag pro Monat und Versicherten, völlig unabhängig von dem tatsächlichen Behandlungsbedarf.

Der einzige, etwas marktwirtschaflich orientierte Teil ist die PKV.

 

Der Fonds ist einzig ein Geld Umverteilungsinstrument zwischen den kranken Kassen. Mit Arzteinkommen hat der aber auch gar nichts zu tun. Mit reeller Morbidität übrigens auch nicht, die lässt sich nämlich erwiesenermassen nicht über Diagnosecodierung abbilden.

 

Die „Landarztfrage“ entscheidet sich wie so vieles über die Bezahlung und die Entlastung von überbordender Bürokratie. Der Glaube, dass ein real angestellter Arzt weiterhin nachts im Schneesturm Kranke zuhause besucht und dafür mit 15€ abgespeist wird geht an der Realität vorbei!

 

Toll wäre natürlich, dass die Ärzte als Angestellte sich endlich vernünftig gewerkschaftlich organisieren könnten mit allen Vorteilen wie Tarifverträge, Streiks u.ä.

 

Und grundsätzlich verstehe ich nicht, warum permanent allen Ärzten unterstellt wird, sie würden unethisch und in erster Linie eigennützig handeln. Die gelebte Realität sieht bisher immer noch ganz anders aus!

Gruß

 

Andreas

(Niedergelassener Kassenarzt)


Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Morgan le Fay
Gesendet: Mittwoch, 4. April 2012 08:29
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten

 

Am 04.04.2012 07:34, schrieb Peter Hartung:

...Da muss man einfach darauf vertrauen dürfen, dass redlich gehandelt wird...

Solange Ärzte der freien Marktwirtschaft ausgesetzt sind, ist das nicht zu erwarten.

Vielen Dank Peter!

Genau das ist das Stichwort. Du hast natürlich völlig recht!
Schon lange (etwa 2 Jahre) plädiere ich dafür, zumindest mal zu diskutieren, das Modell des Freiberuflers Arzt aufzugeben und Ärzte zur Versorgung der Bevölkerung zum Fixgehalt (evtl. mit Bonus-/Malus-Regelungen) bei Kommunen, beim Land oder Bund anzustellen.
Die Landarzt-Frage wäre gelöst, die Ärzte bräuchten sich nicht mehr eigennützige Motive unterstellen lassen, der Fond hätte ein groooßes Stück weit planbare Ausgaben und noch viele andere Vorteile mehr. Diese würden in Praxen eingesetzt, die Kommune, Land oder Bund HEUTE aufkaufen und ggf. modernisieren müssten.

Aber keiner geht darauf mal vernünftig ein....!

Wer sich als Arzt nicht anstellen lassen möchte, könnte sich gerne als Privatarzt selbständig machen, muss sich halt als "Einzelkämpfer" mit eigener Praxis durchsetzen.




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