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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Die "Duale Vergütung" im Gesundheitswesen

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] Die "Duale Vergütung" im Gesundheitswesen


Chronologisch Thread 
  • From: Robert Stein <SteinRob AT gmx.de>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Die "Duale Vergütung" im Gesundheitswesen
  • Date: Tue, 3 Jan 2012 11:50:09 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Ahoi,

und wo sind die Quellen, die das ganze auf deutsche GKV und PKV-Patienten
ummünzt?

Sorry, aber die USA kannst Du nicht einfach nach Belieben mit Deutschland
vergleichen.

Du behauptest einen Zustand in Deutschland, und als Beleg dafür dient der
vermeintliche Zustand in den USA?

Syna, lass es bitte bleiben. Deine von Emotionalität geprägte
Herangehensweise ist wenig sachlich und wenig konstruktiv.

Dietmar hat Dir ja das Angebot der Hospitation unterbreitet. Da wirst Du
sehen, dass die Erfahrungen, die Du wohl negativer Weise erlebt hast - nur so
lassen sich Deine Statements für mich interpretieren -, sich eben nicht
verallgemeinern lassen.

MfG

Robert Stein

@Pirat_Robert for Twitter

Am 03.01.2012 um 11:21 schrieb syna <syna AT news.piratenpartei.de>:

>
> Ahoi!
>
> Na, Leute, das freut mich sehr, dass ich hier so eine kontroverse, lebhafte
> Diskussion
> ausgelöst habe. Ich habe fast den Eindruck, ich hätte in ein Wespennest
> gestochen.
>
> @Dietmar:
>
> ... üble Nachrede ...
>
> -----------------------------------
>
> Wie kommst Du denn darauf? Habe ich irgendjemanden hier persönlich
> angeredet, zitiert, verglichen oder ähnliches? Bin ich einer Personengruppe
> zu nahe getreten? Wer ist denn hier so dünnhäutig, dass er überall gleich
> "üble Nachrede" erahnen will?
>
> Ich glaube, hier ist es eher die Ohnmacht der Argumentation, die Dich
> zu solchen seltsamen Anwandlungen hinreißt. Ach ja Dietmar: Für mich hast
> Du Dich hier disqualifiziert.
>
> *Gerade die "Duale Vergütungsstruktur"* ist ja gerade für Ärzte ein
> Knackpunkt,
> eine wunde Stelle im Gesundheitssystem: Einerseits wollen sie nach
> hippokratischem
> Eid alle Menschen "gleich gut" versorgen, aber andererseits lassen es
> oftmals
> die ökonomischen Strukturen gar nicht zu. Das genau ist der Knackpunkt!
>
> *Die Zweiklassenmedizin* bestraft ausgerechnet die Ärzte, die das größte
> soziale
> Engagement mitbringen und bewusst in schwierigen Städten oder Armenvierteln
> arbeiten. Ärzte, die in den Stadtteilen praktizieren, in denen es viele
> Problempatienten
> und wenige Privatversicherte gibt, sind in jeder Beziehung Verlierer des
> Systems:
> Der Facharzt am Starnberger See macht mit relativ leichten Fällen ein
> Vermögen,
> während der engagierte Arzt in Neukölln manchmal um seine Existenz kämpft.
> Er hat schwerere Fälle, die sich wegen begleitender sozialer und
> sprachlicher
> Probleme nur mit mehr Aufwand behandeln lassen, erntet oft wenig Dank seiner
> Patienten, arbeitet länger und verdient nur die Hälfte. Trotzdem muss er
> sich
> von seinen eigenen Funktionären die Vorteile der Zweiklassenmedizin anhören,
> weil sonst alle Arztpraxen in die Pleite gingen – während es in Wirklichkeit
> darum geht, dass die Kollegen mit vielen Privatpatienten gut verdienen.
>
> ----------------------------------------------------------------------------------------------
>
> ... Daten, Quellenangaben?
>
> -----------------------------------
>
> Ja, das ist ein - fast schon *natürlicher Reflex*: Erstmal nach Quellen
> fragen.
> Finde ich aber gut. Im Prinzip jedenfalls.
>
> Denn: Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass ich oben
> (siehe First Posting) anhand von Beispielen kausal entwickelt habe, was eine
> "*Duale Vergütungsstruktur*" bewirkt. Welche negative Folgen sie also hat.
>
> In meinem ersten Beispiel "Shop" geht es um einen Sportartikel-Laden in
> guter
> Lage: Hier würde eine "Duale Vergütung" dazu führen, dass der Ladeninhaber,
> aber auch alle seine Mitarbeiter, jeden Kunden, der den Laden betritt,
> danach
> selektieren, ob diese eine Kundenkarte haben oder nicht.
>
> Es geht mir darum, kausal herzuleiten - und so für jedermann plausibel zu
> machen - was eine "Duale Vergütungsstruktur" *grundsätzlich* bedeutet.
> Es wird wohl jedem (ich berichtige: Fast jedem!) einleuchten, dass es so
> einen Laden wahrscheinlich gar nicht gibt. Er ist nur ein Beispiel, eine Art
> Metapher oder Gleichnis für eine in wirtschaftlichen Abläufen bzw. im
> Marktgeschehen grundsätzliche Kausalität.
>
> Dabei nach Quellenangeben zu fragen, ist etwa so absurd, wie jemanden,
> der behauptet "Wenn Sie aus dem 4.Stock aus dem Fenster springen,
> dann ist das negativ für Ihre Gesundheit!" zu fragen: "Na, das glaube ich
> nicht. Wo sind Ihre wissenschaftlichen Quellen zu dieser Aussage?"
>
> An einer Stelle sind Quellen allerdings wichtig, um nachvollziehen zu
> können,
> was wirklich wichtig ist:
>
> ----------------------------------------------------------------------------------------------
>
> ... Daten, Quellenangaben "Spezialisierung"
>
> Im Abschnitt "Krankenhaus-Chirurg" erkläre ich, dass Spezialisten in den
> Unikliniken - im Falle schwerster Erkrankungen eine besondere Rolle
> spielen. Im Falle einer ernsten Erkrankung hängt die Überlebensrate
> empfindlich davon ab, wie erfahren der Operateur ist. Dazu gibt es Studien
> aus den USA und Kanada, die das eindrucksvoll belegen. Ich zähle hier
> gerne einige auf:
>
> Quelle 1: Urbach, D.R., Bell, C.M. Austin, P.C.: Differences in operative
> mortality between high- and low-volume hospitals in Ontario for 5 major
> surgical procedures: estimating the number of lives potentially saved
> through regionalization. Canadian Medical Association Journal 2003;
> 168(11): 1409-1414.
>
> Quelle 2: Birkmeyer, J.D., Stukel, T.A.., Siewers, A.E., Goodney, P.P.,
> Wennberg, D.E., Lucas, F.L.:Surgeon Volume and operative mortality in the
> United States. New England Journal of Medicine 2003; 349(22): 2117-2127.
>
> Quelle 3: Birkmeyer, J.D., Siewers, A.E., Finlayson, E.V., Stukel, T.A..,
> Lucas, F.L, Batista, I., Welch, H.G., Wennberg, D.E.:Hospital volume and
> surgical mortality in the United States. New England Journal of Medicine
> 2002; 346(15): 1128-1137.
>
> Quelle 4: Finlayson, E.V., Goodney, P.P., Birkmeyer, J.D.:Hospital volume
> and surgical mortality in cancer surgery: a national study. Archives of
> Surgery 2003; 138(7): 721-725.
>
> Quelle 5: Begg, C.B., Craner, L.D., Hoskinds, W.J., Brannan, M.F.: Impact
> fo hospital volume on operative mortality for major cancer surgery. Journal
> of the American Medical Association 1998;280(20): 1747-1751.
>
> Quelle 6: Simunovic, M., Rempel, E., Theriault, M.E., Coates, A.., Whelan,
> T., Holowaty, E., Langer, B., Levine, M.: Influence of hospital
> characteristics on operative death and survival of patients after major
> cancer surgery in Ontario. Canadian Journal of Surgery 2006;49(4): 251-258.
>
> Quelle 7: Schragg, D., Cramer, L.D., Bach, P.B., Cohen, A.M., Warren, J.L.,
> Begg, C.B.: Influence of hospital procedure volume on outcomes following
> surgery for colon cancer. Journal of the American Medical Association 2000;
> 284(23): 3028-3035.
>
> ---------------------------------------------------------------------------------------------------
>
> Dem Interessierten Gesundheitspiraten kann ich nur ans Herz legen,
> sich zumindest mit einer der Studien zu befassen. In jeder Bibliothek
> einer Uniklinik sind die Quellen verfügbar und jeder kann sie durchlesen.
>
> Zwei schöne Grafiken zeigen die Änderung der Mortalität abhängig
> von der Zahl der durchgeführten Eingriffe (nur im Forum sichtbar!):
> [attachment=286][attachment=287]
>
> ---------------------------------------------------------------------------------------------------
>
> Mehr zum Thema Spezialisierung:
>
> Man ermittelte z.B. wieviele Todesfälle vermieden werden könnten,
> wenn die Patienten an ein spezialisiertes Krankenhaus überwiesen würden.
> Also an ein Krankenhaus, in dem die Behandlung beziehungsweise die
> Operation deutlich häufiger als andernorts vorgenommen wurde.
>
> Eine Studie betrachtete elf medizinische Maßnahmen, darunter
> Bypassoperationen und Tumorentfernungen – und kam zu dem Ergebnis,
> dass allein bei diesen Eingriffen in Kalifornien jedes Jahr 602 Todesfälle
> durch Inanspruchnahme von spezialisierten Krankenhäusern hätten
> verhindert werden können.
>
> Quelle: Dudley, R.A., Johansen, K.I., Brand, R., Rennie, D.J., Milstein,
> A.: Selective referral to high-volume hospitals: estimating potentially
> avoidable deaths. Journal of the American Association 2000; 283(9):
> 1159-1166.
>
> Also: Ahoi Piraten,
> genießt das neue Jahr - aber denkt dabei auch an Eure Gesundheit!
>
> Grüsse, Syna.
> --
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen




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