Re: [AG-GOuFP] [ ] Zentralbankgeld

[Tensor <Tensor AT Piraten-lsa.de>]

Am 13.06.2016 um 05:30 schrieb Malte MCS (mcspipa AT yahoo.de via ag-geldordnung-und-finanzpolitik Mailing List):

Am 12.06.2016 um 21:17 schrieb Jürgen <jack_r AT arcor.de>:

Moin,
(...)
 
Theoretisch, könnte man das BGE durch die *Druckerpresse finanzieren* - das
wäre de facto Helikoptergeld. Aber ich glaube, dass das ziemlich schnell an
seine Grenzen stossen würde (bis jetzt hat es immer in einen Finanzcrash
geführt, wenn jemand dachte er könne einfach *alles* per Druckerpresse
finanzieren).

bye
 Jürgen

Genau das ist die Frage und offenbar führt diese tief verwurzelte "Mega-Inflations-Angst" oder "Crash-Angst" dazu, dass das gesamte europäische Linke Lager verschämt geschwiegen hat als Draghi mit Helikoptergeldgedanken spielte, mit dem Ergebnis, dass es nicht kommt und vielleicht eine historische Chance vertan wurde.. 

Ich bin kein Historiker, aber ich glaube die Hyperinflation in Deutschland wurde nicht durch Druckerpressengeld das allen zu gute kam sondern durch Löhne, quasi "Beamtenlöhne", die durch Druckerpressengeld finanziert wurden ausgelöst (?). 

Seis drum, auch du hast mir kein Argument geliefert, dass steuerfin.BGE grundsätzlich dem "gedrucktem BGE" vorzuziehen ist. Wenn sowieso keine Steuern zu erwarten sind die Vermögen oder Kapitalerträge wirklich angreifen... Außerdem: Ich glaube auch ein steuerfinanziertes BGE, bei dem zwar eigentlich kein Geld gedruckt wird, kann inflationsähnliche Effekte haben. Je nach Steuerart wird auch dort Geldvermögen oder Einkünfte entwertet, quasi "weginflationiert". Beim Helikoptergeld schwinden Geldvermögen weil der "Geldspiegel" (wie der Meeresspiegel ^^) insgesamt steigt. 

Und nicht nur das: Der Meeresspiegel (Geldspiegel) IST schon 4 Mal so hoch wie der Landsockel, der aus Gütern und Dienstleistungen besteht. Mithin verschlimmert die Idee des Helikoptergeldes die Situation nur noch. Und wir sollten bitte nicht vergessen, dass die Helikopter sehr wohl fliegen, ihre Ladungen jedoch nicht, wie das Sprachbild vermuten lässt, über Marktplätzen, sondern ganz gezielt an Stellen abwerfen, von denen der Hasardeur Draghi annimmt, dort könnte man die Wirtschaft ankurbeln.
Aber egal WIE man größere Geldmengen unters "gemeine Volk" bringt - der Effekt einer Inflation, ggf. sogar einer nicht kontrollierbaren Inflation wäre m.E. nicht aufzuhalten. In dem Moment, in dem Waren und Dienstleistungen durch erhöhte Nachfrage "des Prekariats" knapper werden, werden sich auch unsere Erlauchten sehr schnell besinnen, aus Ihrem Nominalgeld, das, wie gesagt, zu 75% nichts wert ist, aber derzeit vortrefflich zur Erpressung der gesamten Gesellschaft eingesetzt werden kann, "noch schnell" was machen zu wollen. Man müsste also zunächst Geld gezielt bei den Reichen und vor allem Superreichen EINSAMMELN und ggf. sogar die Geldmenge M1 deutlich zurückführen, bevor man "das Volk beschenkt".
Allein das durch mehr Konsumtion "der Unterschicht" unter den Bedingungen eines BGE oder was auch immer entstehende Wachstum wird vermutlich nicht ausreichen, Inflationsrisiken unter den aktuell gegebenen Verhältnissen zu bannen.

Und wenn du sogar sagst, dass ein reines Mehrwertsteuerfinanziertes BGE (was ja von vielen BGE-Freunden ernsthaft erwogen wird) verfassungswidrig wäre, dann wundert es mich umso mehr, dass Draghis Gedankenspiele, die offenbar weniger kritisch wären, von so manchem BGE-Freund verworfen wurden...
Malte

Wäre es eigentlich auch verfassungswidrig, ein Maximalvermögen von 10 Mio pro Person (inkl. der Bewertung aller Ländereien/Immobilien usw.) festzulegen?
Ich finde diese Draft-Idee trotzdem erst einmal nicht schlecht.