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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen

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ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen


Chronologisch Thread 
  • From: David Finsterwalder <d.finsterwalder AT gmail.com>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen
  • Date: Wed, 18 Feb 2015 21:56:43 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hey Patrik, 
 
Mir deucht, ich hätte wiederholt (und auch kürzlich) auf die Bedeutung der Kreditlenkung (siehe Werner, Princes of the Yen) hingewiesen, und mich für dieses Prinzip ausgesprochen.

Die spannende Frage, die es in diesem Zusammenhang gern (seit Jahren) mal diskutieren würde ist: Wie stellt man sicher, dass diese Lenkung im Sinne und zum Wohle des Volkes geschieht. Wenn dies gelöst ist, ist alles andere eine Frage der elementaren Technik.

Ja Ja Ja!

Ganz genau das ist die wichtige Frage! Wie verhindert man, das sich Individualinteresse in die Politik einmischen können! Das Konkurrenzparadox in der Ökonomie ist nachrangig. Priorität hat das Konkurrenzparadox in der bürgerlichen Gesellschaft überhaupt!

Das geht in meinen Augen nur über eine rigorose Verankerung in der Verfassung. 


Die Isländer machen vor wie es gehen könntehttp://www.slate.com/articles/technology/future_tense/2014/07/five_lessons_from_iceland_s_failed_crowdsourced_constitution_experiment.single.html


Die finanziellen Verwerfungen der nächste Jahre bieten vielleicht die Möglichkeit von Artikel 146 GG Gebrauch zu machen!

Mal eine Randbemerkung: Ich war auf einem Vortrag auf dem Gamecom congress zu "Start ups". Heiko Huberts von BigPoint machte eine Bemerkung zur deutschen Gründerkultur die mir sehr zum Nachdenken gab. Er sah das größte Defizit in der Deutschen Zaghaftigkeit. Er forderte dazu auf einfach mal in größeren Dimensionen zu denken: "Think Big!". Ich glaube das ist nicht nur ein Problem der deutschen Gründerkultur sondern überhaupt ein Problem der deutschen Kultur und eben auch der Politik. Ganz in diesem Sinne würde ich mir in der Politk auch wünschen, dass endlich mal radikale Lösungen kommen: "Think Big!"


Das Problem der Reguliereung ist ein Thema das mich schon länger beschäftigt und das hab ich in meiner anderen Email angesprochen:

"Für Hegel war der starke Staat die Antwort auf das Konkurrenzparadoxon (im Sinne Kants kategorischen Imperativs).

Der springende Punkt ist der: In einem Rechtsstaat verkommt die Moral von ganz allein. Das ist auch kein Problem, weil man ja die Institution erschafft und diese die Moral ablösen. Appelle an die Moral sind in einem Rechtsstaat intellektuelle Rohrkrepierer. Die Moral verkommt von ganz alleine. Das war, ist und wird im Modell "bürgerliche Gesellschaft" immer so sein eben weil ja die konkurenzidee teil der Bürgerlichen Gesellschaft ist (und solange Konkurrenz mehr oder weniger sportlich ist, ist das ja auch OK). Die Empirie bestätigt das ja immer wieder. Die Moral wird im Rechtsstaat eben zur Sittlichkeit entäußert. Dadurch wird Kants eigenverantwortliche Ethik aber zur Aufgabe des Staates. Im nachhinein würde dem unverstandenen Hegel dann der Stempel des "preußischen Staatsphilosphen" aufgedrückt. (Beim Karl Popper - die Fleischgewordene Antiphilosoph - ging das teilweise so weit, dass er dem hegelschen Denken die Schuld am Nationalsozialismus gab...)

Das Problem dass Individualinteressen AUF TEUFEL KOMM RAUS aus der Politik ferngehalten werden muss, war bei Hegel so deutlich wie auch in Platons Politeia. Was von deren Einsichten noch übrig blieb, waren ihre "antidemokratische" Haltung die darin begründet lag, dass sie intellektuelle Hürden für aktive Politische Arbeit herbeisehnten (Wenn Demokratie verlangt, dass man der Überzeugung sein muss, dass jeder Depp Politker sein kann, bin ich auch antidemokratisch). 

Hegel war in seiner Forderung so dermaßen rigoros, dass man quasi in seiner Funktion als Staatsdiener nicht mal mehr über die bürgerlichen Rechte verfügte. Nicht den geringste individuelle Anreiz dürfte man haben. Staatsdienst sollte eine Bürde sein die nur verantwortliche Leute aus Vernunft auf sich nehmen, die wirklich am Gemeinwohl interessiert sind und bereit sind sich dafür aufopfern. Ein Vernunftspamfilter für die Politik.  Das wurde übersehen, falsch verstanden und falsch ausgelegt. Und nun haben wir den Salat, dass Politiker Politik für ihre Banker Kumpel Politik machen können und die Moral oh wie unerwartet - total verkommt. Das hätte schon auf Verfassungsebene rigoros verhindert werden müssen. 

Dass Savigny da das römische Schuldrecht verkackt hat ist eigentlich nur ein Nebenschauplatz. Viel wichtiger ist, dass sie beim BGB teilweise schon wichtige rechtsphilosophische Grundeinsichten verkackt haben."


Grüße
David



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