ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
- To: Thomas Schindler <thomas.schindler2 AT gmx.de>
- Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] offener Brief der Piraten an die griechische Regierung
- Date: Sat, 7 Feb 2015 22:11:15 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
> Am 07.02.2015 um 12:42 schrieb Thomas Schindler <thomas.schindler2 AT gmx.de>
>
>>> 2. Deutsche Produkte verdrängen griechische Produkte von den Märkten
>>> innerhalb der Eurozone. Es ist vollkommen egal, ob z.B. deutscher Feta
>>> griechischen Feta nun aus deutschen Kühlregalen verdrängt, oder aus
>>> griechischen, oder aus Kühlregalen in anderen Teilen der Eurozone. Alle
>>> drei Möglichkeiten führen zu einem Absatzrückgang.
>> Der Preis ist selten das entscheidende Kriterium. Und das deutsche
>> Produkte griechische Verdrängen würden ist lächerlich. Auf welchen Märkten
>> konkurrieren sie denn überhaupt?
> Du willst doch hoffentlich nicht ernsthaft bestreiten, dass der Preis eines
> Produktes maßgeblichen Einfluss auf seinen Absatz hat?
>
>>> Deshalb ist es auch irrelevant, ob Deutschland und Griechenland nun ein
>>> großes bilaterales Handelsvolumen haben oder ein kleines.
>> Nein, dass ist von ganz entscheidender Bedeutung, denn genauer dieser
>> Unsinnige vergleich wird nahegelegt: Wären deutsche Löhne höher, würde
>> mehr aus Griechenland importiert. Ist aber nicht (zwangsläufig) so.
> Weil es anscheinend schwierig zu verstehen ist, hier mal ein konkretes
> Beispiel (mit fiktiven Werten):
> Szenario 1:
> Frankreich exportiert für 100 Millionen Rotwein und Champagner nach
> Griechenland. Griechenland exportiert im Gegenzug Feta für 100 Millionen
> nach Frankreich. Deutschland betreibt keinen Außenhandel.
> -> Alle Handelsbilanzen sind ausgeglichen, niemand hat ein Problem.
>
> Szenario 2:
> Deutschland verdrängt mit billigem Feta made in Germany den griechischen
> Feta vom französischen Markt.
> Deutscher Exportüberschuss 100 Millionen.
> Frankreichs Handelsbilanz: nach wie vor ausgeglichen
> Griechenlands Handelsbilanz: mit 100 Millionen im Minus.
>
> In beiden Szenarien ist das Außenhandelsvolumen zwischen Griechenland und
> Deutschland gleich Null.
> Dennoch hat der deutsche Exportüberschuss die griechische Handelsbilanz ins
> Minus gedreht.
>
> Und: Nein, das ist nicht "konstruiert", sondern beschreibt den Mechanismus,
> über den deutsches Lohndumping die Konkurrenzfähigkeit anderer
> Eurozonenstaaten schädigt - ganz unabhängig vom Volumen der jeweiligen
> bilateralen Handelsbilanzen.
> Die deutsche und die griechische Wirtschaft konkurrieren dabei auf allen
> Märkten weltweit.
> Wenn du dir mal die Mühe machst, bei Wikipedia die Struktur der
> griechischen Wirtschaft anzuschauen
> (https://de.wikipedia.org/wiki/Griechenland#Wirtschaft), dann wirst du
> feststellen, dass es außer ein paar exotischen Früchten und Oliven kaum
> einen Wirtschaftsbereich in Griechenland gibt, dem aus Deutschland keine
> Konkurrenz gemacht wird.
>
>>> 3. Der aus der deutschen Lohnzurückhaltung resultierende Exportüberschuss
>>> führt dazu, die extreme wirtschaftliche Schieflage, in der sich
>>> Deutschland in Wirklichkeit befindet, zu kaschieren. Wenn uns die 220
>>> Milliarden Auslandsnachfrage, die unserem Leistungsbilanzüberschuss
>>> entsprechen, im Binnenmarkt fehlen würden, wäre die Arbeitslosenquote
>>> satt im zweistelligen Bereich.
>> Nur gibt es keinen sachlichen Grund, warum es grundsätzlich falsch sein
>> sollte im Ausland zu verkaufen. Was Ausland ist, und was nicht, ist eine
>> relativ willkürliche Festlegung.
>>> Rufe nach einer Steigerung der Nachfrage hätten dann vielleicht eher eine
>>> Chance, Gehör zu finden. Stattdessen "geht es uns gut", und der deutsche
>>> Nachfragemangel wird in den Rest der Eurozone exportiert.
>> Das klingt jetzt so verquer, dass es überdeutlich wird, wie konstruiert
>> das Argument ist.
> Dass Deutschland einen gigantischen Nachfragemangel aufzuweisen hätte, wenn
> es den Exportüberschuss von 220 Milliarden Euro nicht hätte, ist wohl
> unbestreitbar.
> Dass dieser Nachfragemangel zu einem guten Teil durch den deutschen
> Exportüberschuss auf den Rest der Eurozone verlagert wird, sollte ja wohl
> auch klar sein. Neuerdings versucht man den Euro so weit zu schwächen, dass
> auch die Eurozone insgesamt einen Exportüberschuss aufbaut. Damit verlagert
> man das Problem in den Rest der Weltwirtschaft. Lösen tut man es damit
> allerdings nicht.
>>> Die Entschuldigung für die falsche deutsche Lohnpolitik am Ende von Text
>>> 1 ist deshalb absolut angebracht. Es wird ohnehin langsam Zeit, dass auch
>>> aus Deutschland mal der deutsche Beitrag zur Entstehung der aktuellen
>>> Krise thematisiert wird.
>> Deutschlands Beitrag zur Krise war das Bestehen auf die strikte
>> Austeritätspolitik und das Hofieren der Märkte. Das ist allenthalben
>> bekannt. Alles andere ist konstruiert.
>> Wir brauchen höhere Löhne im inländischen Dienstleistungsbereich, wer
>> würde das leugnen? Aber das hat wenig bis nichts mit den Absatzproblemen
>> der Industrien anderer Länder auf dem Weltmarkt (insbesondere in Asien) zu
>> tun - und schon gar nicht, wenn es um Industrien geht, die nicht in
>> direkter Konkurrenz zu den deutschen Exportindustrien stehen.
>
> --
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- Re: [AG-GOuFP] offener Brief der Piraten an die griechische Regierung, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] offener Brief der Piraten an die griechische Regierung, MikeTM, 06.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] offener Brief der Piraten an die griechische Regierung, Patrik Pekrul, 06.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] offener Brief der Piraten an die griechische Regierung, Christoph Mayer, 07.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] offener Brief der Piraten an die griechische Regierung, Arne Pfeilsticker, 06.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] offener Brief der Piraten an die griechische Regierung, Christoph Mayer, 06.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] offener Brief der Piraten an die griechische Regierung, Patrik Pekrul, 06.02.2015
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- Re: [AG-GOuFP] offener Brief der Piraten an die griechische Regierung, Patrik Pekrul, 07.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] offener Brief der Piraten an die griechische Regierung, Patrik Pekrul, 07.02.2015
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